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Chaos nach Zuma-InhaftierungDutzende Tote in Südafrika: Trotz Militärpräsenz weiter Krawalle

Ein Soldat der South Africa National Defence Force (SANDF) hält einen mutmasslichen Plünderer in der Jabulani Mall in Soweto fest (13. Juli 2021).

Trotz der Entsendung von Soldaten in zwei Unruheprovinzen hat es in Südafrika am Dienstag erneut gewalttätige Ausschreitungen gegeben. Den fünften Tag in Folge gab es im Grossraum Johannesburg sowie in der südostafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal Plünderungen. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit den Ausschreitungen, die nach der Inhaftierung von Ex-Präsident Jacob Zuma begonnen hatten, stieg nach Polizeiangaben auf 72.

Die meisten Todesfälle stünden im Zusammenhang mit Massenpaniken, die während der Plünderung von Geschäften aufgetreten seien, teilte die Polizei mit. In einigen Fällen hätten Leichen aber auch Schusswunden aufgewiesen. Tote gab es demnach auch infolge von Explosionen an Geldautomaten. Allein zehn Leichen waren nach Polizeiangaben nach einem Gedränge in einem geplünderten Einkaufszentrum im Johannesburger Vorort Soweto in der Provinz Gauteng gefunden worden. Dort hatte es am Montag eine Massenpanik gegeben.

Über tausend Festnahmen

Ausgangspunkt der Proteste war am Freitag Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal gewesen. Seither breiteten sich die Unruhen aber auch auf andere Teile des Landes aus, insbesondere die Provinz Gauteng mit der Wirtschaftsmetropole Johannesburg. Die Proteste schlugen vielerorts in Gewalt um. Bis Dienstagabend meldete die Polizei 1234 Festnahmen.

Präsident Cyril Ramaphosa hatte am Montagabend in einer Fernsehansprache die Entsendung von Soldaten zur Unterstützung der Polizei in die beiden Provinzen angekündigt. «In den vergangenen Tagen und Nächten hat es Akte der Gewalt von einer Art gegeben, die wir in der Geschichte unserer Demokratie selten erlebt haben», sagte Ramaphosa.

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Allerdings hielten die Plünderungen insbesondere im Johannesburger Vorort Soweto und in Pietermaritzburg, der Hauptstadt der Provinz KwaZulu-Natal, auch am Dienstag an. In Soweto patrouillierten Soldaten auf den Strassen, wie AFP-Reporter berichteten.

Auch Kinder unter Plünderern

Fernsehsender zeigten, wie die Plünderer teilweise riesige TV-Sets, Kinderfahrräder, Bürostühle, Windeln und Konserven aus den Geschäften trugen. Bei den ersten Randalierern hatte es sich meist um junge Männer gehandelt, später kamen weitere Anwohner auf der Suche nach Lebensmitteln und Waren, die sie veräussern können, hinzu – darunter sogar Kinder.

In Soweto setzte die Polizei am Dienstag Gummigeschosse gegen die Plünderer ein, bevor Soldaten zur Verstärkung anrückten. In Durban kam es zu dramatischen Szenen, als im Erdgeschoss eines Wohnblocks mit Geschäften ein Feuer ausbrach. Eine verzweifelte Frau warf ihr Baby aus dem 1. Stock in Richtung einiger Passanten, die es auffangen konnten.

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Mutmassliche Plünderer liegen auf dem Boden, während sie von Beamten des South African Police Service (SAPS) in einem Einkaufszentrum in Soweto festgehalten werden (13. Juli 2021 ).
Ein Ladenbesitzer schlägt einen mutmasslichen Plünderer in einem Geschäft in der Bara Mall in Soweto, Johannesburg (13. Juli 2021). Mehrere Läden in zwei südafrikanischen Provinzen wurden den fünften Tag in Folge geplündert.
Eine Ladenbesitzerin weint in ihrem geplünderten Laden am Diepkloof Square in Soweto, Johannesburg (13. Juli 2021).

Am Dienstagmorgen stürmten dutzende Männer, Frauen und Kinder, einige davon noch im Morgenmantel, eine Metzgerei im Stadtteil Diepkloof in Soweto. Sie räumten die Kühlräume leer und flüchteten schwerbepackt mit dem gefrorenen Fleisch. Ein einzelner Wachmann konnte dem Treiben nur hilflos zusehen. Die Polizei tauchte erst drei Stunden später auf, um die letzten Plünderer zu vertreiben und festzunehmen. Die geschätzten Schäden belaufen sich mittlerweile auf 1 Milliarde Rand (62 Millionen Franken), so der Premier der Provinz Kwa-Zulu Natal, Sihle Zikalala.

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Am Montag hatte Ramaphosa vor einer Beeinträchtigung der Corona-Impfkampagne wegen der Ausschreitungen gewarnt. Demnach hatten Plünderer auch in Impfzentren gewütet. Südafrika ist das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land auf dem afrikanischen Kontinent. Die Pandemie hat das Land in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt und die Arbeitslosenzahlen nach oben schnellen lassen.

Gericht überprüft Zumas Urteil

Auch im heruntergekommenen Stadtteil Jeppe nahe dem Zentrum von Johannesburg lieferten sich in der Nacht auf Dienstag Polizisten und private Sicherheitsleute Auseinandersetzungen mit Randalierern. Die Ministerin für Staatssicherheit Ayanda Dlodlo berichtete, die Sicherheitsbehörden prüften auch Berichte über Attacken gegen Ausländer in der Provinz KwaZulu-Natal sowie Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Ein Offizier des South Africa Police Service (SAPS) sieht zu, wie eine Gruppe von bewaffneten privaten Sicherheitsbeamten ihre Waffen auf eine Gruppe von Demonstranten in Jeppestown, Johannesburg richtet (12. Juli 2021).

Der langjährige Präsident Zuma war Ende Juni vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, die er vergangene Woche antrat. Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas auf die Strasse.

Vor allem bei ärmeren Südafrikanern ist der 79-jährige Zuma auch nach zahlreichen Korruptionsaffären immer noch beliebt. Der frühere Kämpfer gegen die Apartheid war 2009 als Hoffnungsträger der Armen an die Macht gekommen. Bei vielen Südafrikanern verspielte er durch seine zahllosen Korruptionsaffären aber jede Glaubwürdigkeit. Anfang 2018 kam der skandalumwitterte Präsident mit seinem Rücktritt einer Absetzung zuvor.

Da Zuma gegen seine Verurteilung zu 15 Monaten Haft nicht in Berufung gehen kann, haben seine Anwälte die Annullierung des Urteils beantragt. Das Verfassungsgericht entschied daraufhin, das Urteil noch einmal zu überprüfen. Wann die Entscheidung des Gerichts fällt, ist unklar.

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AFP/SDA/lif