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Grösste Gaspipeline der Welt ist in Betrieb

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Im September 2012 konnte der zweite Strang der Pipeline in Betrieb genommen werden.
Leinen los: Im Hafen von Mukran (D) auf der Insel Rügen werden betonummantelte Rohre auf den Frachter Unimar verladen. Rund 13'000 Rohrsegmente für die deutsch-russische Ostseepipeline kommen so ins schwedische Zwischenlager Karlskrona. Die Pipeline wird ab Frühjahr 2010 montiert und auf den Meeresgrund versenkt. (30. September 2009)
Autogramm zu Baubeginn: Russlands Staatschef Dmitri Medwedew signiert eine Röhre in der Bucht von Portovaya,  170 kmnordwestlich von St. Petersburg. (9. April 2010)

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Dmitri Medwedew nahmen in Lubmin bei Greifswald die Ostseepipeline Nord Stream in Betrieb. Zur feierlichen Eröffnung reisten auch der französische Premierminister François Fillon und der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte an.

Die 1224 Kilometer lange Nord-Stream soll jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas vom russischen Wyborg bis nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern liefern. Mehrheitseigner im Betreiberkonsortium ist der russische Gasriese Gasprom mit 51 Prozent. Medwedew besucht vor der Eröffnung in Lubmin noch Bundespräsident Christian Wulff in Berlin .

Langwieriger Bau

Die Verlegung des ersten, 1224 Kilometer langen Strangs der Ostseepipeline begann Anfang April 2010. Etwa 13 Monate später, am 5. Mai 2011 gegen 02.13 Uhr, schweisste die Besatzung des italienischen Spezialschiffs «Castoro 6» vor der schwedischen Insel Gotland das letzte Rohrsegment an den Strang, verschloss es mit einer Endkappe und versenkte die Leitung auf den Meeresgrund. Doch bis das erste Gas aus Sibirien nach Lubmin floss, vergingen noch mehrere Monate Vorbereitungszeit.

Denn zunächst lagen auf dem Ostseegrund nur drei Einzelstränge, die von drei Spezialschiffen verlegt worden waren und nun zusammengefügt werden mussten. Bevor das geschah, wurden die im Finnischen Meerbusen, in der zentralen Ostsee und vor der deutschen Küste liegenden Leitungen jeweils 24-stündigen Drucktest unterzogen und dabei gleichzeitig gereinigt. Dazu musste Meerwasser in die geschlossenen Systeme gepresst werden. Anschliessend wurden vier Inspektionsgeräte, sogenannte Molche, mit einer Geschwindigkeit von zweieinhalb Kilometern pro Stunde durch die Rohrleitung geschickt.

Unterwasserschweissen in 80 Meter Tiefe

Als die Ingenieure Gewissheit darüber hatten, dass die Leitungsabschnitte dicht sind, schickte das Baukonsortium das norwegische Spezialschiff «Skandi Arctic» zum Unterwasserschweissen auf See. Zunächst mussten etwa 675 Kilometer vor der russischen Küste die beiden Rohre in 80 Metern Tiefe miteinander verbunden werden.

Dazu seien zwei jeweils bis 150 Tonnen hebende Haltevorrichtungen auf die beiden Leitungen gesetzt worden, erklärt Projektleiter Georg Nowack. «Anschliessend wurden die Rohrenden, überwacht von französischen Spezialtauchern, angehoben, auf Mass gekürzt und zum Verschweissen in Position gebracht.» Die sogenannte goldene Schweissnaht wurde dann in einer mit Luft gefüllten Spezialkammer gezogen, die zuvor über die beiden Rohrenden aufgesetzt wurde. Die gleiche Prozedur wiederholte sich später in 110 Metern Tiefe vor Gotland.

Mit Stickstoff gegen Explosionen

Anschliessend wurde der zwischenzeitlich mit dem russischen Festlandsnetz verbundene Leitungsstrang ausgepumpt und getrocknet. Ende August zogen am Lubminer Ufer Schweisser die wirklich letzte Naht und schlossen die Trasse an die Ostseepipeline-Anbindungsleitung (OPAL) an. Das erste Gas, das durch die deutsch-russische Leitung strömte war Stickstoff, ein nicht brennbares Gas, das als Puffer zum später folgenden Erdgas diente, um Explosionen zu verhindern.

17 Monate nach dem Baustart liess der russische Regierungschef Wladimir Putin am Startpunkt der Leitung in Portowaja bei Wyborg (Russland) schliesslich den Gashahn aufdrehen. Vier Tage später hatte das erste Gas die 1224 Kilometer passiert, war in Lubmin angekommen und hatte den Stickstoff aus der Leitung verdrängt.

Daraufhin wurden alle Ventile geschlossen, sodass das als technische Gas genutzte Gemisch nun in der Leitung komprimiert wurde. Es dauerte noch einmal fast einen Monat, bis der für die kontinuierliche Gaslieferung erforderliche Druck von 70 bis 75 Bar aufgebaut wurde.

dapd/mrs