Tiefsitzende Animositäten zwischen England und Europa
London und Brüssel, das war nie eine einfache Beziehung. Belgiens Ex-Premier hat im EU-Parlament noch weiter Salz in die Wunde gestreut.
Der Ton wird schärfer. Anfang Juni hob Guy Verhofstadt, der Fraktionschef der Liberalen im EU-Parlament, zu einer wahren Schimpfkanonade an: «Die Regierung Ihrer Majestät», empörte sich der belgische Ex-Premier, weigere sich, mehr Geld an die Europäische Union zu überweisen. Dabei sei es doch offensichtlich, dass London eine Menge sparen könne, wenn die britische Regierung weitere Kompetenzen nach Brüssel abgebe: 39'000 Diplomaten beschäftigten die Mitgliedsstaaten der EU. In den Vereinigten Staaten seien es gerade einmal 28'000, rechnete Verhofstadt vor. Warum sperre sich «die Regierung Ihrer Majestät» so hartnäckig gegen eine gemeinsame europäische Aussenpolitik? Darüber, dass auch sonst kein europäisches Land zum Verzicht auf eigene Diplomaten bereit wäre – nicht einmal Belgien – verlor Verhofstadt kein Wort. Doch es wurde noch absurder. 44'000 Beamte beschäftigten die EU-Länder in ihren Zentralbanken. In der amerikanischen Federal Reserve seien es nur 18'000. Ergo, folgerte der belgische Liberale allen Ernstes, könnte «die Regierung Ihrer Majestät» viel Geld sparen, wenn Grossbritannien den Euro einführte. Über den deplorablen Zustand der Gemeinschaftswährung verlor Verhofstadt kein Wort.