Die Tätigkeit als Notarin - Verantwortung und Herausforderung in jedem Fall

Tätigkeit als Notarin
von Dr. Sophie Freier

Obwohl die juristische Ausbildung mit einem erfolgreichen Staatsexamen zahlreiche Möglichkeiten und Berufswege für Absolventen bietet, ist der Beruf der Notarin bzw. des Notars einer der wohl spannendsten, aber auch anspruchsvollsten Karriereoptionen. Gleichzeitig dürfte es sich unter Absolventinnen und Absolventen um ein weniger bekanntes Berufsbild handeln. Ich selbst habe erst zum Ende meines Studiums das erste Mal so richtig verstanden, was überhaupt ein Notar macht, als ich in einer Vorlesung im Rahmen meines Schwerpunktbereiches zum Unternehmensrecht ein Seminar zur notariellen Gestaltung von Verträgen im Gesellschaftsrecht besuchte. Der Dozent, ein Notar, vermochte mir eindrücklich zu vermitteln, worauf es in der notariellen Praxis ankommt: möglichen Konflikten in der Zukunft durch ausgewogene und vorausschauende Vertragsgestaltung vorzubeugen. Hierfür werden Notarinnen und Notare als unabhängige und unparteiische Träger eines öffentlichen Amtes bestellt; trotzdem sind sie selbstständig tätig.

Wie ich Notarin wurde

Nachdem meine Begeisterung geweckt war, entschied ich mich, den Beruf der Notarin anzustreben. Nach zwei abgeschlossenen Examina, meiner Promotion und einer kurzen Zwischentätigkeit in einer Großkanzlei bewarb ich mich um Aufnahme in den Notarassessorendienst im Freistaat Sachsen. Der Assessorendienst ist Voraussetzung, um in einem der Bundesländer des hauptberuflichen Notariats zum Notar ernannt zu werden. Daneben existiert in einigen Bundesländern das sog. Anwaltsnotariat, wo man nach einer mehrjährigen Berufserfahrung als Anwalt und Bestehen der notariellen Fachprüfung neben seiner Tätigkeit als Anwalt zusätzlich zum Notar bestellt werden kann. Um in den Assessorendienst eines der Bundesländer des hauptberuflichen Notariats aufgenommen zu werden, sind neben sehr guten Rechtskenntnissen vor allem auch Kommunikationsfähigkeit, Führungskompetenz, soziale Kompetenz und örtliche Flexibilität gefragt. Im Rahmen meines Assessorendienstes war ich verschiedenen Notariaten zur Ausbildung zugewiesen.

Ziel der Ausbildung war es von Beginn an, den notariellen Berufsalltag in allen seinen Facetten kennenzulernen. Besonders wertvoll war es hierbei aus meiner Sicht, mit unterschiedlichen büroorganisatorischen Abläufen und Strukturen vertraut gemacht zu werden und sowohl kleinstädtisch als auch großstädtisch geprägte Notarstellen kennenzulernen.

Darüber hinaus kann ich jedem nur empfehlen, bei sich bietender Gelegenheit eine der zahlreichen »Sonderverwendungen« wahrzunehmen und den Blick über den Tellerrand zu wagen: Ich selbst war während meiner dritten Ausbildungsstation als Referentin an das Deutsche Notarinstitut (DNotI) in Würzburg abgeordnet. Aufgabe des DNotI ist es, Rechtsgutachten und andere aktuelle Informationen für die notarielle Praxis zu erstellen. Bei der Beantwortung von Gutachtenanfragen aus allen Bereichen der notariellen Praxis konnte ich mein wissenschaftliches Interesse zur Geltung bringen.

Besonders gut hat mir während der Assessorenzeit die Vielfalt der verschiedenen Ausbildungsstationen gefallen. Zudem wird die praktische Ausbildung begleitet von zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen, die nicht nur der Vermittlung des relevanten Wissens, sondern auch dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland dienen. Der fachliche Austausch ist in einem sich stetig weiterentwickelnden Rechtssystem unerlässlich.

Bevor ich selbst zur Notarin auf Lebenszeit ernannt wurde, war ich mit der Verwaltung einer Notarstelle betraut. Auch die Übernahme einer solchen Verwaltung stellt eine Einsatzmöglichkeit im fortgeschrittenen Assessorendasein dar. Während der Verwaltung einer Notarstelle »übt« man in besonders intensiver Weise für das eigene Notariat – und merkt recht schnell, wie wichtig Organisationstalent, Verantwortungsbewusstsein und IT-Kenntnisse für den Beruf sind.

Was macht die notarielle Tätigkeit für mich aus?

Von Langeweile oder Eintönigkeit keine Spur – der notarielle Alltag umfasst von der Beurkundung eines Testamentes oder einer Vorsorgevollmacht bis hin zur Sachkapitalerhöhung bei einer Aktiengesellschaft das gesamte Spektrum im Bereich des Immobilienrechts, Erbrechts, Familienrechts und Gesellschaftsrechts. Auch Beurkundungen in englischer Sprache können gefragt sein. Seit letztem Jahr sind auch ausgewählte Vorgänge einer Onlinebeurkundung zugänglich.

Notare stehen als hochqualifizierte Volljuristen mit Rat und Tat zur Seite: Persönliche Beratung, individuelle Vertragsgestaltung und zügige Vertragsabwicklung gehören selbstverständlich dazu. Ein besonderer Schwerpunkt der notariellen Tätigkeit liegt auf dem persönlichen Gespräch – den Willen der Beteiligten zu ermitteln und rechtssicher zu dokumentieren. Neben der juristischen Tätigkeit darf aber auch nicht vergessen werden, dass man zugleich Arbeitgeber und Unternehmer ist – Personal- und Teamführung gehören auch zum Alltag eines Notars. Für mich persönlich ist es die Mischung aus der täglichen Arbeit mit den Klienten und der Beschäftigung mit juristisch anspruchsvollen und abwechslungsreichen Fragestellungen, die den Beruf als Notarin so einzigartig und spannend machen. 

Weitere Einblicke in das Berufsbild des Notars bzw. der Notarin, erhalten Sie in diesen Beiträgen:

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Über die Autorin:

Dr. Sophie Freier
ist seit 2021 Notarin in Borna. Sie studierte Rechtswissenschaften in Leipzig, promovierte zu einem Thema aus dem europäischen Aktienrecht und absolvierte ihr Referendariat am OLG Dresden mit Ausbildungsstationen in einer Großkanzlei sowohl in Deutschland als auch in Singapur und in einem Notariat.

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