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Minister lobt Kompetenz in Oberjettenberg

Oberjettenberg - Von der »extremen Vielfalt« der Forschungs- und Erprobungsarbeit der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 52 zeigte sich Bundesverteidigungsminister Dr. Thomas de Maizière bei seinem Besuch in Oberjettenberg sehr beeindruckt. Aufgrund seiner effektiven, einsatzbezogenen Arbeit für den Schutz der Soldatinnen und Soldaten und seines guten Rufs bekommt die WTD 52 bei stabilem Personalstand sogar einen neuen Arbeitsbereich dazu: den Umgang mit improvisierten Sprengfallen. Diesem Gebiet misst de Maizière im Kampf gegen den internationalen Terrorismus große Bedeutung bei.


Dafür war bisher die WTD 51 in Koblenz zuständig, die nun aufgelöst wird. Einleitend gab WTD-Direktor Michael Klaus einen Überblick zu den Aufgaben und zur Entwicklung von der auftragsbezogenen Erprobungsstelle zum Kompetenzzentrum. »Wir haben hier Bedingungen, die es sonst nirgends gibt. Wir arbeiten am Berg, im Berg und auf dem Berg.« Von der Infrastruktur aus den 60er-Jahren profitiere die Bundeswehr heute, betonte der Minister. »Heute wäre das nicht mehr bezahlbar.«

Anschließend besichtigte de Maizière die Untertageanlage, in der eine konstante Temperatur von 12 bis 13 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Begleitet wurde er von Mitarbeitern, Landrat Georg Grabner, Schneizlreuths Rathauschef Klaus Bauregger und dem 3. Reichenhaller Bürgermeister Sebastian Renoth. Vor dem Eingang gab es eine Vorführung nichtletaler (nicht tödlicher) Wirkmittel gegen aggressive Akte der Bevölkerung: Demonstriert wurden ein rückentragbarer Impulswasserwerfer, wie er im Kosovo verwendet wird, ein Vernebelungsgerät sowie ein Gerät mit verunsichernden akustischen Reizen.

Technische Fachleute erläuterten dem interessierten und gut vorbereiteten Gast unter anderem den Simulator für aerodynamische Effekte, wie ihnen ein - hier als Dummy nachgebildeter - Jet-Pilot ausgesetzt ist, und den Prüfstand für Torpedo-Batterien. Da eine solche Batterie 125 000 Euro kostet, ist es laut Maschinenbauingenieur Torsten Lindner wichtig, zu prüfen, wie lange sie noch hält, um sie nicht verfrüht auszutauschen. Der Prüfstand befinde sich in einem Bunker, »für den Fall, dass etwas schiefgeht«.

Neben der Schutztechnik wird Sondertechnik geprüft, etwa am »Bahnsimulator für Unterwasserballistik«. Das 60 Meter tiefe Becken mit 1 200 Kubikmetern Wasser dient nicht nur zum Testen von Geschossen, sondern auch als Trainingsort für Minentaucher und Kampfschwimmer oder für Grundlagenforschung. Die Humboldt-Universität führte zum Beispiel laut technischem Bereichsleiter Thomas Spens hier ein Projekt zum Thema »Unterwasserfundamente« durch.

Um »Tarnen und Täuschen« geht es im »Optronischen Labor«. Hier konnte de Mazière das in Oberjettenberg erfundene und geprüfte Tarn-Kit für den neuen Panzer »Marder« begutachten, das in Afghanistan sehr beliebt ist, weil es auch die Innentemperatur senkt.

Auch die große, emissionsarme Universalsprenganlage mit einem nachgebauten Mauer-Stück wurde besichtigt, bevor im Stollen in 37 Metern Entfernung 12,5 Kilo Sprengstoff gezündet wurden. Den Zerfall der Mauer konnten die Besucher dann am Bildschirm in Zeitlupe verfolgen. Für dieselbe Wirkung wären im freien Feld 750 Kilo Sprengstoff nötig.

Anschließend ging es per Seilbahn auf die Reiteralpe zur Besichtigung des »größten Labors Deutschlands«, das sich von Mess-Containern im Tal über 2 300 Meter Luftlinie bis zur Feuerhörndl-Plattform erstreckt. Hier können aufgrund der Berg-Tal-Lage blendende oder störende Gegenmaßnahmen gegen Bedrohung durch Partisanen getestet werden, die mit infrarotgelenkten Ein-Mann-Boden-Luft-Raketen (»Manpads«) auf Flugzeuge zielen.

Das Resümee des Verteidigungsministers: Die Investitionen in die WTD 52 »sind gut angelegtes Geld«, und deren Aufgaben sind hier aufgrund der geschützten und topografisch idealen Lage bestens aufgehoben. Zum Dank überreichte er Klaus vor seinem Rückflug im Hubschrauber ein Wappen seines Ministeriums. vm