Beelitz, Kremmen, Kalkwitz & Co.

Die Brandenburger Spargelsaison hat begonnen: Was das leckere Gemüse in diesem Jahr kostet, wo es ihn gibt

Spargel gilt als traditioneller Frühlingsbote auf dem Teller, doch die Anbaufläche für das heimische Gemüse in Brandenburg wird kleiner.

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Die Spargelsaison hat begonnen: Yule Zebe, Betriebsleiter vom Spargelhof Kremmen, zeigt feldfrisch geernteten Spargel.
Die Spargelsaison hat begonnen: Yule Zebe, Betriebsleiter vom Spargelhof Kremmen, zeigt feldfrisch geernteten Spargel.dpa/Pleul

Der Beelitzer Spargelhof Klaistow wirbt schon auf seiner Internetseite: „Die ersten Spargelstangen sind auch schon da – in kleinen Mengen, solange der Vorrat reicht!“ Die Spargelsaison geht wieder los. KURIER verrät, wie teuer der Spargel in diesem Jahr wird – und wo überall in Brandenburg angebaut wird.

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Auf den Feldern haben Erntehelfer die ersten Spargelstangen gestochen. Doch zum bevorstehenden Osterfest dürfte es das heimische Gemüse, das Wärme und Sonne braucht, erst in kleinen Mengen geben.

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Die Spargelbauer in Brandenburg blicken seit Tagen erwartungsvoll auf die Wetterprognose. Sonniges Frühlingswetter mit 15 bis 20 Grad ist optimal für den Spargel, wie Malte Voigts vom Spargelhof Kremmen im Landkreis Oberhavel weiß. Eine Garantie, wie lange die ersten Stangen von seinen Feldern reichen, kann er bislang nicht geben. „Wir werden vor Ostern noch zu wenig Spargel haben“, sagte auch der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Jürgen Jakobs, der in der bis Juni dauernden Saison aber mit einer guten Ernte rechnet.

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Im letzten Jahr blieb deutscher Spargel in den Supermärkten liegen

Der Deutsche Bauernverband äußerte jüngst gar die Sorge, deutscher Spargel könne wegen der billigeren Importware eines Tages von den Feldern verschwinden. Klar scheint bislang: In Brandenburg wird die Anbaufläche kleiner. „Einige Bauern sagten, wir gehen aus der Produktion raus“, schildert der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Jürgen Jakobs, die Situation.

Jürgen Jakobs, Chef vom Spargelhof Jakobs und Vorsitzender des Spargelvereins, neben einer Spargelreihe, die mit Folie abgedeckt ist.
Jürgen Jakobs, Chef vom Spargelhof Jakobs und Vorsitzender des Spargelvereins, neben einer Spargelreihe, die mit Folie abgedeckt ist.dpa/Pleul

Das vergangene Jahr fiel ihm zufolge eher schlecht aus: „2022 war von extremer Kaufzurückhaltung geprägt.“ In den Läden blieb nach Verbandsangaben deutscher Spargel liegen. Kunden waren in der Energiekrise verunsichert, griffen vielleicht zum preiswerteren Spargel aus dem Ausland.

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2022 hätten die meisten Betriebe nicht mit einem Gewinn abgeschlossen, sagt Jakobs. Spargel aus Beelitz, größtes Anbaugebiet in Brandenburg südwestlich von Berlin und Potsdam mit langer Tradition, ist auch im Einzelhandel breit vertreten.

Je nach Qualität wird der Spargel zwischen 6 und 16 Euro das Kilogramm kosten

Der Geschäftsführer des Spargelhofes in der Kleinstadt Kremmen will zwar seine Fläche für den Ertrag von derzeit etwa 180 Hektar auf 150 bis 120 Hektar verkleinern, zeigt sich aber für das am 1. April gestartete Spargel-Geschäft optimistisch. „Wir waren eigentlich auch die großen Corona-Gewinner“, sagt er und erinnert an die Zeit, in der wegen der Corona-Einschränkungen mehr Menschen zu Hause mit frischen Zutaten kochten. Zudem kann sein Betrieb auch noch auf den Heidelbeer-Anbau setzen.

Das heimische Frühlingsgemüse, gewissermaßen deutsches Kulturgut, sieht Voigts nicht in Gefahr. Er blicke gut gelaunt auf den Saisonstart, auch wenn die Verbraucher in diesem Jahr womöglich beim Konsum sparen könnten. Brandenburg steht im bundesweiten Vergleich auch nicht schlecht da: Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes war Brandenburg bei der Spargelernte mit 18.700 Tonnen bundesweit auf Platz drei – nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

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Steigen etwa wegen höherer Produktionskosten und aufgrund des gesetzlichen Mindestlohns von 12 Euro, der für die Erntehelfer in dieser Saison zu Buche schlägt, auch die Preise im Verkauf kräftig? „Das schlägt schon ins Kontor“, kommentiert Jakobs die Lohnsteigerungen von bis zu 25 Prozent. Griechischer oder spanischer Spargel etwa sei günstiger zu produzieren. „Aber wir versuchen, die alten Preise zu halten.“ Eine gute Sorte koste im Verkauf zwölf bis 15 Euro je Kilo.

Spargel-Experte Voigts aus Kremmen nennt für sein Sortiment mit unterschiedlicher Qualität eine Preisspanne von sechs bis 16 Euro – das sei das Vorjahresniveau. Seinen Spargel gibt es an Verkaufsständen, im eigenen Hofladen und in der Gastronomie, nicht in großen Supermärkten.

Rumänische Erntehelfer ernten Spargel auf einem mit Folie abgedeckten Feld vom Spargelhof Kremmen.
Rumänische Erntehelfer ernten Spargel auf einem mit Folie abgedeckten Feld vom Spargelhof Kremmen.dpa/Pleul

Die Erhöhung des Mindestlohns für seine rund 250 Erntehelfer aus Polen und Rumänien versucht Voigts etwa mit Effizienzsteigerungen und jüngeren Kulturen für eine bessere Ausbeute auf den Feldern wettzumachen. „Das versuchen wir abzupuffern und sind frohen Mutes, dass wir das auch hinkriegen.“

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„Ohne Folie lässt sich kein marktfähiger Spargel erzeugen“, sagt Spargelbauer Jakobs

Von einem kleinen Spargelhof im südbrandenburgischen Kalkwitz, der als sein Markenzeichen Spargel ohne Folie im Nebenerwerb anbaut, ist zu hören, dass er in diesem Jahr die Preise auf den Wochenmärkten schon anheben müsse. Die Leute kämen auch nicht mehr dreimal die Woche, sagte der Juniorchef des Betriebs, Max Scharkowski. „Die Kaufkraft ist zurückgegangen.“

Der rumänische Erntehelfer Vasile sticht Spargel auf einem Feld vom Spargelhof Kremmen.
Der rumänische Erntehelfer Vasile sticht Spargel auf einem Feld vom Spargelhof Kremmen.dpa/Pleul

Damit der Spargel früh aus dem sandigen Boden sprießt, wächst er in der rund dreimonatigen Saison fast überall unter Plastik. Mit den Folien, die bei Naturschützern wegen des Artenschutzes umstritten sind, lässt sich die Temperatur im Spargeldamm beeinflussen und so eine schnellere Ernte hervorbringen. „Ohne Folie lässt sich kein marktfähiger Spargel erzeugen“, sagt Jakobs. Der Preis würde weit höher liegen, zudem würden sich die Spargelspitzen ohne Abdeckung grün oder blau färben, was der Verbraucher wiederum verschmähe.

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Auch Geschäftsführer Malte Voigts nennt Vorteile der Folie, die etwa acht bis zehn Jahre halte. Er könne zum Beispiel auf Herbizide gegen Unkraut verzichten, zudem lasse sich Wasser sparen. Doch die Meinungen gehen auseinander.

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In Brandenburg an der Havel tobte ein heftiger Streit zwischen Bauern und Naturschützern wegen der Folien in einem Vogelschutzgebiet. Spargelbauer Scharkowski in Südbrandenburg mit einer vergleichsweise sehr kleinen Fläche von knapp zehn Hektar schwört auf folienfreien Anbau auch als Alleinstellungsmerkmal, wie er sagte. „Viele Kunden kommen gerade deshalb zu uns.“ Den ersten Spargel kann er in einigen Wochen ernten. „Wir hoffen auf Ende April, Anfang Mai.“