Spiel der Extreme

Klatsche oder abwatschen? Das Heil von Hertha BSC liegt im Unwahrscheinlichen

Niemand erwartet etwas von den Blau-Weißen in München. Aber der FC Bayern hat derzeit viel mit sich selbst zu tun …

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Pal Dardai (M.) bereitet die Profis von Hertha BSC auf den unangenehmen Trip nach München vor.
Pal Dardai (M.) bereitet die Profis von Hertha BSC auf den unangenehmen Trip nach München vor.Imago/Nordphoto

Es wurde zum geflügelten Wort. Das Aufstöhnen von Radioreporter-Legende Günther Koch, der bei der Schlusskonferenz am 29. Mai 1999 in Nürnberg die Worte „Wir melden uns vom Abgrund“ ins Mikrofon röhrte. Trifft derzeit auch auf Hertha BSC zu, das Ligaschlusslicht, das am Sonntag vor der höchst unangenehmen Aufgabe steht, beim angefressenen Ligakrösus FC Bayern (15.30 Uhr, Dazn) in München antreten zu müssen.

Ja, der Abgrund tut sich sperrangelweit auf für die Blau-Weißen. Fünf Spieltage vor Schluss droht ein Desaster. Und für die Buchmacher ist das Spiel längst durch: 1,12 Euro bekommt man zurück bei einem Euro Einsatz, so man auf die Münchner tippt. Ein Hertha-Erfolg würde mit dem 16-fachen des Einsatzes belohnt werden. Aber glaubt wer dran? Jeder wisse, dass es „eine Riesenklatsche“ geben könne, so Dardai, mit einer Überraschung rechne er nicht. Für das Schlusslicht gehe es „um das Überleben“, stellte er klar.

Und das auch noch ohne richtige Abwehr. Abwehrchef Marc Kempf sah am vergangenen Sonnabend gegen Bremen seine fünfte Verwarnung der laufenden Saison. Morton Dardai musste gegen die Hanseaten schon zur Halbzeitpause raus, seine Problem mit seinen Adduktoren sind hartnäckiger Natur.

Bei Hertha BSC fehlen die Abwehrstammkräfte

Beim Spiel gegen den Rekord-Meister dürften damit die beiden bislang wenig überzeugenden Sommer-Neuzugänge Agustin Rogel und Filip Uremovic erste Wahl im Abwehrzentrum sein. Uremovic saß gegen Bremen eine Gelb-Sperre ab, eine Woche zuvor war er auf Schalke (2:5) einer von vielen komplett indisponierten Berlinern. Rogel, gegen Bremen zur Halbzeit eingewechselt, verschuldete in Kombination mit Keeper Oliver Christensen das vierte Gegentor.

Nein, Hertha hat keine Chance. Und darin liegt sie vielleicht, die Chance des Teams aus dem Westend. Im Unwahrscheinlichen. Bei den Bayern was zu reißen, was ihnen zuletzt 1997 gelang. Keiner erwartet was von ihnen beim Gastspiel in der WM-Arena zu Fröttmaning. Schon ein Punkt wäre ein Riesenerfolg. Bei Hertha ist man ja im Wesentlichen auf die beiden späteren Heimspiele gegen Stuttgart und Bochum als Rettungsanker fixiert.

FC Bayern vor Spiel gegen Hertha BSC nervös

Doch wer mit dem Rücken zur Wand steht, den Abgrund hinter sich, den kann nichts mehr Schrecken. Vor allem diese Bayern nicht, die in den vergangenen Wochen schon bei einem Hauch von Gegenwind für ihre Verhältnisse kollabierten. Die nervös sind, ihre Form suchen, Dortmund nicht mehr im Nacken spüren, sondern dem BVB hinterherhecheln. Das kennt man nicht beim FC Bayern. Das irritiert sie.

Also Klatsche für Hertha oder Watschen für die Münchner? Die würden ja selbst bei einem Remis die Schwarz-Gelben enteilen sehen. In diesen beiden Extremen wird sich der Kick im Norden der bajuwarischen Landeshauptstadt bewegen. Totgesagte leben länger! Also Hertha, du hast keine Chance. Aber nutze sie!

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