Streit um Gedenktafel: Eigentümer des Wohnhauses fühlen sich übergangen

Hans Liedtke vor der Infotafel am Haus Neue Grünstraße 16. Er war einer der ersten, die durch den Kanalisationstunnel 1961 geflüchtet sind. | Foto: Dirk Jericho
  • Hans Liedtke vor der Infotafel am Haus Neue Grünstraße 16. Er war einer der ersten, die durch den Kanalisationstunnel 1961 geflüchtet sind.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Mitte. Eine Gedenktafel am Eingang des Wohnhauses in der Neuen Grünstraße 16 soll an den Fluchttunnel erinnern, durch den von September bis Oktober 1961 über 500 Menschen in den Westen fliehen konnten. Doch drei Tage nach der Enthüllung war die Tafel wieder weg.

Bürgermeister Christian Hanke (SPD) war da, der Chef des Berliner Unterwelten-Vereins Dietmar Arnold und zahlreiche Fluchthelfer und Flüchtlige auch, als anlässlich des 25. Jahrestages der Wiedervereinigung am 2. Oktober eine Infotafel an den Neubau in der Neuen Grünstraße 16 angebracht wurde. Der ehemalige Fluchthelfer und Historiker Burkhart Veigel hat die Tafel dem Berliner Unterwelten-Verein gestiftet, um an die „größte Massenflucht aus der DDR“, wie über dem Text auf der großen Kunststofftafel steht, zu erinnern.

Doch anscheinend waren die Wohnungseigentümer des Hauses, das direkt neben dem damaligen Einstieg in den Abwasserkanaltunnel im früheren Grenzgebiet gebaut wurde, mit der Tafel nicht zufrieden. Wie Veigel sagt, habe der Verwaltungsbeirat der Eigentümergemeinschaft zugestimmt, dass die Tafel am 2. Oktober angebracht werden kann. Die einzelnen Wohnungseigentümer - in dem Neubau sollen vor allem Profimusiker wohnen - hätten sich aber übergangen gefühlt, so Veigel. Er will das Thema nicht hochkochen und kein Öl ins Feuer gießen. Kurz vor der einberufenen Eigentümerversammlung hat Veigel deshalb die Gedenktafel wieder abgeschraubt. Er ist fest davon überzeugt, dass demnächst wieder eine Tafel an den Fluchttunnel erinnert. Alle Eigentümer hätten sich bei einer Enthaltung für die Gedenktafel ausgesprochen. „Sie wollen darüber mitentscheiden, was genau auf der Tafel steht, wie sie aussehen soll und wo sie hängt“, so der Initiator. Eine Einigung gibt es bisher nicht.

Der Vorschlag der Wohnungsbesitzer, die Tafel 15 Meter entfernt vom historischen Tunneleinstiegsschacht anzubringen, gefällt dem früheren Fluchthelfer Veigel nicht. Er hofft, dass sich die Parteien darauf einigen können, wieder eine Gedenktafel am Hauseingang anzubringen. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 102× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.