Darf ich ein fremdes, nerviges Kind zurechtweisen? Klar, warum nicht?!

Kinder brauchen Liebe und Disziplin. Und es ist kein Vergehen, wenn man einem fremden Kind sagt, dass es einen nervt.

Ja, die lieben Kleinen können auch ganz schön nervig sein. 
Ja, die lieben Kleinen können auch ganz schön nervig sein. imago/YAY Images

Vor ein paar Wochen war ich auf der Geburtstagsparty einer Freundin. Sie hat einen kleinen Sohn, süß, aber in der schlimmsten Trotzphase, ein vierjähriger Minireaktor, der gar nicht weiß, wohin mit all der Energie. Korrekt nennt man die Trotzphase heute Autonomiephase. Und das sagt viel über das Verständnis aus, das Kindern heute entgegengebracht wird. Man kann das übertrieben finden.

Zivilisiert dank Prügelstrafe

Ich finde das gut. In meiner Autonomiephase wurde mir nur bis zu einem bestimmten Punkt Verständnis entgegengebracht, dann war der Ofen aus. Ich musste dann ins Bett oder auf mein Zimmer oder irgendwas in dieser Art, von der es dann später gerne heißt, „das hat noch niemandem geschadet“. Was natürlich nicht stimmt, denn es schadet immer. Schwarze Pädagogik nennt man das.

In den 70er-Jahren war diese Art der Kindererziehung extrem unpopulär und mündete in einer Gegenbewegung, einer Abwehrhaltung gegenüber jeglicher Art von kindlicher Bevormundung.

Das Gegenteil war die Laissez-faire-Erziehung, die davon ausging, man müsse die lieben Kleinen nur einfach machen lassen, sie würden sich schon selbst irgendwie erziehen, wenn man nur maximale Nachsicht zeige. Das war natürlich genauso verheerend wie die Pädagogik der Aufklärung, die mutmaßte, alle Kinder wären per se nichts anderes als wilde Tiere, die man mit regelmäßigen Prügeln in zivilisatorische Form bringen müsse.

Kinder sind nicht so fragil

Auch hier ist wohl der Mittelweg der beste. Was auf keinen Fall die körperliche Züchtigung der Kinder meint, sondern die Tatsache, dass man durchaus etwas anmerken darf, wenn die fremden Kleinen das Lokal zerlegen, in dem man gerade zu Abend isst.

Wenn man sich gestört fühlt und die Eltern sich aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage sehen, den Nachwuchs zu reglementieren, spricht nichts dagegen, etwas zu sagen. Kinder sind keine Idioten, und wenn man ihnen sagt, dass sie etwas nervig sind, verstehen sie das meistens ganz gut. Sonst kann man ja immer noch die Eltern anschreien, wenn es denn gar nicht anders geht.

Scherz beiseite, was spricht dagegen, einem Kind zu sagen, dass sein Verhalten nicht okay ist? Kinder sind nicht so fragil. Leider beschleicht einen mittlerweile oft das Gefühl, dass ein bisschen zu viel Theater um Kids gemacht wird. Ein Mittelweg wäre durchaus angenehm und der Adoleszenz der Kinder bestimmt nicht abträglich.

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