Saugwürmer, Blaualgen: Wie schütze ich mich beim Baden am See?

Der Kontakt mit Blaualgen und Saugwurm-Larven kann zu schlimmen Reaktionen führen. Ein Hautarzt erklärt, wie man sich schützt, was gegen die Beschwerden hilft.

Saugwurm-Zerkarien können Hautrötungen, Quaddeln und Juckreiz verursachen.
Saugwurm-Zerkarien können Hautrötungen, Quaddeln und Juckreiz verursachen.Landesamt für Gesundheit und Soziales MV

Wenn das Wetter schön ist, freuen nicht nur wir uns über Sonne, sommerliche Temperaturen und ein Plätzchen am Wasser: Auch Würmer, Keime und Bakterien feiern ein Fest. Und das bekommt uns mitunter gar nicht gut. Gerade warnte das Landesamt für Gesundheit (Lageso) vor Saugwürmern in Berliner Badeseen. Aber auch Blaualgen sind ein alljährliches Problem in der Hauptstadt.

Sowohl die Würmer als auch die Blaualgen können Probleme verursachen. Der Hautarzt Dr. Max Tischler von der Dermatologie-Plattform onlinedoctor.de weiß, wie man sich schützt und was hilft, wenn es einen doch ereilt.

Was sind Zerkarien?

Zerkarien sind die Larven von im Wasser lebenden Saugwürmern. Sie sind mit bloßem Auge nicht zu sehen und bohren sich in die Haut, was zu teils heftigen Reaktionen führen kann. Eigentlich sind diese Kleinstlebewesen auf Wasservögel spezialisiert, die ihnen als Wirt dienen. Deshalb können sie auf unserer Haut nicht überleben und sterben schnell ab.

Der (mehrmalige) Kontakt mit Zerkarien kann aber zu einer sogenannten Dermatitis, also einer Entzündung der Haut, sowie zu einem Ekzem führen. „Beides verursacht einen zum Teil starken Juckreiz“, sagt Hautarzt Tischler. „Zudem kann die Haut gerötet sein, und es können sich Quaddeln bilden, wie man es etwa nach dem Kontakt mit einer Brennnessel kennt.“ Die Beschwerden können bis zu drei Wochen andauern.

Wie schütze ich mich vor Zerkarien?

Die Saugwürmer leben in stehenden Gewässern und sind hauptsächlich in Ufernähe zu finden, wo es aufgrund des flacheren Wassers wärmer ist. Insofern ist der lange Aufenthalt am Rande eines Sees problematischer, als wenn man eine Runde hinausschwimmt.

„Vor dem Baden sollte man sich gut mit wasserfester Sonnencreme einreiben. Das schützt die Haut“, so der Dermatologe. „Generell ist eine Haut, die gut gefettet und gepflegt, also mit Feuchtigkeit versorgt ist, besser geschützt als trockene Haut.“ Deshalb sollte man auch abseits von Strand und Wiese auf eine gute Pflege achten, viel trinken und die Haut regelmäßig eincremen.

„Darüber hinaus gilt: Wenn Sie aus dem Wasser kommen, legen Sie Ihre Badekleidung ab, weil auch daran Zerkarien haften können. Danach trocknen Sie sich ordentlich ab, weil die Saugwurm-Larven keine Trockenheit mögen“, rät Tischler. „Aufs Duschen sollten Sie in dem Moment verzichten, weil die zusätzliche Feuchtigkeit gut für die Zerkarien ist.“

Trocknen Sie vor allem die Arm- und Kniebeugen sowie die Leistengegend ab, weil die Haut dort besonders dünn ist, die Larven leichter andocken können. Besonders gefährdet sind Kinder, weil sie eine dünnere Haut haben (und meistens im Uferbereich spielen!) sowie ältere Menschen, deren Hautschutzschild nicht mehr so stark ist wie bei jungen Erwachsenen. Außerdem sollten Menschen mit Hautproblemen (Neurodermitis, Schuppenflechte) vorsichtig sein, weil ihre Haut meistens trocken ist, die Zerkarien da leichteres Spiel haben.

Was kann ich nach einem Zerkarien-Kontakt tun?

So befreiend es sich anfühlen kann, es ist wichtig, dass Sie nicht kratzen. Denn so können Sie Bakterien, die an Ihren Händen oder unter den Nägeln sind, in die Haut einbringen und eine Wunde verursachen, die sich entzünden kann.

Gegen den Juckreiz helfen natürliche Wirkstoffe wie Menthol oder Kampfer. Auch Kühlen kann helfen. Darüber hinaus gibt es in Apotheken rezeptfreie Salben oder Gele, die Polydocanol enthalten. Diese wirken leicht betäubend. Alternativ können Sie sich eine Salbe mit Hydrokortison holen, die ebenfalls frei verkäuflich ist. Sie wirkt entzündungshemmend. „Wenn das alles nicht hilft, sollten Sie einen Hautarzt oder eine Hautärztin konsultieren. Gegebenenfalls ist eine höhere Kortisonkonzentration angeraten“, sagt Dr. Max Tischler.

Wie schütze ich mich vor Blaualgen?

Zunächst sollten Sie natürlich die amtlichen Meldungen zum Thema im Blick haben. Das Lageso veröffentlicht regelmäßig Daten zur Wasserqualität und spricht auch Warnungen aus, sofern gewisse Grenzwerte erreicht sind. Darüber hinaus kann man auch seinen Sinnen trauen: Wenn ein See grünbläulich trüb wirkt, sollte man vom Baden eher absehen.

„Ansonsten hilft es aber auch hier, seine Haut gut zu fetten und mit Feuchtigkeit zu versorgen, sie also mit reichlich wasserfester Sonnencreme einzureiben“, empfiehlt der Hautarzt. „Das bildet einen Schutzschild auf der Haut. Viel wichtiger ist es jedoch, kein Badewasser zu trinken, worauf vor allem Eltern mit kleinen Kindern achten sollten.“

In den Blaualgen bilden sich nämlich Bakterien, sogenannte Cyanobakterien, die Schadstoffe produzieren. „Diese Toxine bewirken äußerlich unter anderem einen Juckreiz, können aber auch zu Übelkeit oder Durchfall führen, wenn man sie geschluckt hat“, so der Doktor. Die Symptome sind jedoch nur vorübergehend und dauern nicht tagelang.

Anders als bei den Zerkarien ist es bei Blaualgen sinnvoll, sich nach dem Baden einmal ordentlich abzuduschen und erst dann abzutrocknen. Durch den Duschstrahl werden die auf der Haut befindlichen Bakterien abgespült, von außen eindringen können sie nicht.