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Esaf in Pratteln: Fehlentscheid im SchlussgangDer Millionenschwung von Joel Wicki war irregulär

Es sind Sekundenbruchteile, die alles verändern. Kurz vor 17.30 Uhr am Sonntagabend zieht Joel Wicki gegen Matthias Aeschbacher, der Emmentaler fällt auf den Rücken. Wicki war schon zuvor ein herausragender Schwinger – doch nun ist er König. Eine Bekanntheit im Land. Es ist ein Millionenschwung: Dank Prämien von Sponsoren und möglichen neuen Werbepartnern könnte er in den nächsten Jahren gross Kasse machen.

Kein Zweifel: Der Entlebucher ist ein verdienter und würdiger Sieger. Aber an diesem Schwung, durch den sich für ihn so viel verändern wird, haftet ein Makel. Die TV-Bilder zeigen, dass er irregulär war. Zunächst hat Wicki beide Hände an Aeschbachers Zwilchhose, dann lässt er zuerst mit der linken und schliesslich mit der rechten los. Im technischen Regulativ des Eidgenössischen Schwingerverbandes steht: «Der schwungausführende oder der gewinnende Schwinger muss mindestens einen Griff an den Schwinghosen oder am geschlossenen Teil des Ledergurtes des Gegners haben.» Was beim 25-Jährigen nicht der Fall war.

Der entscheidende Moment: Kurz bevor Joel Wicki seinen Widersacher Matthias Aeschbacher (im blauen Hemd) auf den Rücken legt, lässt er die Hose des Berners los.

Es passt zu Wickis Geschichte, dass abermals über ein strittiges Urteil diskutiert wird. Nach dem Schlussgang 2019 in Zug entstand eine Polemik darum, ob Wicki nach Christian Stuckis Kurz tatsächlich auf dem Rücken lag. 

War im Innerschweizer Lager damals der eine oder andere Protagonist ziemlich aufgebracht, zeigen sich die Berner nun bemüht, die Emotionen zu kanalisieren. «Sicher, das Resultat war nicht ganz korrekt», sagt der Technische Leiter Roland Gehrig, «aber wir akzeptieren den Entscheid.» Stefan Sempach, der ebenfalls zum Berner Betreuerstab gehört, resümiert: «Es gibt keine zwei Meinungen, Wickis Schwung entsprach nicht den Regeln. Wir haben das Video am Sonntagabend gesehen, uns deswegen aber nicht die gute Stimmung vermiesen lassen. Für Aeschbacher ist das Ganze brutal. Der Hammer wird vielleicht noch kommen.»

Ohne Zeitlupe schwierig zu sehen

Vorwürfe in Richtung der Kampfrichter gibt es jedoch keine. «Es ging alles sehr schnell. Ohne Wiederholung war das Ganze kaum zu sehen», hält Gehrig fest. Dafür spricht, dass diese Szene im Schweizer Fernsehen trotz Expertenrunde nicht thematisiert wurde. Und: Dass das Resultat gegeben wurde, bewahrte vorab den Eidgenössischen Schwingerverband vor Ungemach. Hätte der Schlussgang ohne Sieger geendet, wäre kein König ausgerufen worden. 

«Wenn wir die Szene bis aufs letzte Detail auseinandernehmen, dann ist zu sehen, dass der Griff an die Hosen fehlt», sagt Stefan Strebel, der Eidgenössische Technische Leiter. «Aber das ist nur mit Bildern einer Hightechkamera aus der Luft möglich. Insofern handelt es sich um einen Tatsachenentscheid, der so korrekt ist.» Auch Strebel sagt, dass am Sonntag wohl keiner der über 50’900 Zuschauer Zweifel am Urteil hatte. «Wenn es so klar war, wie nun geschrieben wird, hättet ihr Journalisten ja sofort in die Arena springen und uns Offiziellen den Tarif durchgeben können.» Das Verdikt bleibt stehen. 

Wenig Lobby für den VAR

Bei den Innerschweizern wird versucht, das Thema nicht zu gross werden zu lassen. Thedy Waser, der Technische Leiter des ISV, erzählt, wie er vor lauter Nervosität dem Schlussgang fernblieb, «ich lag neben der Arena am Boden». Eine Wiederholung habe er sich bis jetzt nicht angesehen, hält Waser am Montagmorgen fest. «Aber diese Diskussionen gehören zum Schwingen, es ist ein Geben und Nehmen.»

Und doch: Der Fehlentscheid ist ein gefundenes Fressen für jene, die auch im Schwingen die Einführung des Videobeweises fordern – zumal es gerade an einem Eidgenössischen mittlerweile um sehr viel Geld geht. Wer nichts vom VAR im Sägemehl hält, bringt gerne das Argument der Uneindeutigkeit ein: will heissen, dass es oft selbst nach Konsultation mehrerer Zeitlupen zwei Meinungen gibt, ob ein Hüne auf dem Rücken lag oder nicht. So geschehen in Pratteln im siebten Gang zwischen Pirmin Reichmuth und Bernhard Kämpf, den Letzterer für sich entschied, obwohl ihn Reichmuth zuvor bereits gebodigt hatte – so sagt es zumindest die eine Hälfte der Experten. 

Strebel, Waser und Gehrig sind gegen technische Hilfe für die Kampfrichter. Der Berner Teamchef sagt, Schwingfeste sollten nicht unnötig in die Länge gezogen werden. «So gehen die Emotionen verloren. Hundertprozentig fair wird der Sport ohnehin nie sein.»

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