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Der tiefe Fall des Frédéric Hainard

Steht am Ende einer vielversprechenden Karriere: Frédéric Hainard.

Seinen grössten politischen Erfolg feierte Frédéric Hainard im April 2009: Mit 33 Jahren trat er als bestgewählter Vertreter der Bürgerlichen in die Neuenburger Regierung ein, wo er das Wirtschaftsdepartement übernahm.

Seine politische Karriere begann Hainard in La Chaux-de-Fonds, wo er aufgewachsen ist. 2004 wurde der damals 28-Jährige ins Stadtparlament gewählt. Vier Jahre später gelang ihm zusammen mit seinem Vater der Sprung in die Exekutive der Uhrenstadt.

Da jedoch Verwandte ersten Grades nicht gemeinsam in der Regierung sitzen dürfen, verzichtete der Junior zugunsten des Vaters – ein Verzicht, der sich auszahlte: mit der Wahl 2009 zum Regierungsrat.

Hemdsärmeliger Politiker

Während des Wahlkampfes für den Regierungsrat drohte ihn die Vergangenheit einzuholen. Die Medien riefen eine «alte Geschichte» in Erinnerung. 2005, als er bei der kantonalen Sicherheitspolizei arbeitete, soll er ein Kind in Gewahrsam genommen haben, um so an dessen Mutter, eine abgewiesene Asylsuchende, zu gelangen.

Der Vorfall mündete in eine Administrativuntersuchung, die eingestellt wurde, als Hainard 2007 zur Bundesanwaltschaft wechselte. Wohl Dank seiner Eloquenz habe er es geschafft, im Wahlkampf die Bedenken auszuräumen, sagte Baptiste Hurni, SP- Präsident und Mitglied des Kantonsparlaments.

Überdies kam Hainards hemdsärmelige Art bei den Wählern gut an. Eine Eigenart, die er gerne betonte: «Gerechtigkeit ist das Leben selbst. Man muss zu den Leuten gehen und darf nicht Angst davor haben, seine hübsche Krawatte und seinen Sakko schmutzig zu machen», schrieb er auf seiner offiziellen Homepage.

Neigte zu Schnellschüssen

Inzwischen fällt die Einschätzung seines politischen Wirkens unterschiedlich aus. «Eine totale Enttäuschung», bilanziert Hurni. Weniger hart lautet das Urteil seitens Jean-Charles Legrix, SVP-Kantonsparlamentarier: «Er hat gute Arbeit geleistet – nicht besser, nicht schlechter als andere.» Alle attestieren ihm jedoch gute Dossierkenntnisse.

Hingegen stiess Hainards Benehmen während Sitzungen bei Politikern jeglicher Couleur auf Kritik. Denn manchmal kippte der dynamische Regierungsrat ins Hyperaktive. «Er tippte dauernd auf seinem Handy herum», erklären mehrere Legislativpolitiker. «Wir wussten oft nicht, ob er uns überhaupt zuhört», ärgert sich Legrix.

Zudem agierte der pausbackige Regierungsrat oftmals impulsiv – zuweilen zu impulsiv. «Er wollte die Dinge schnell regeln und handelte dabei unüberlegt», sagt Hurni. Der zu Schnellschüssen neigende Hainard hinterliess deshalb manchen Scherbenhaufen. Wie etwa beim Job Service, einer Institution für junge Arbeitslose. Hainard habe die Subventionen gestrichen, weil er nicht zufrieden war, sagte Hurni. Eine Lösung, wie es weitergehen soll, habe er jedoch nicht präsentiert.

Immer noch eine saubere Krawatte

Schwerer als dieses Verhalten wiegten jedoch die Vorwürfe wegen Amtsmissbrauchs, die im Laufe dieses Frühlings in den Westschweizer Medien gegen Hainard erhoben wurden. Die «alte Geschichte» holte ihn dieses Mal ein. Zumal Hainard erst kürzlich bei einer mutmasslichen Sozialhilfebetrügerin die gleichen Wildwest-Methoden angewandt haben soll. Zudem soll er seine Geliebte, die damals die Funktion als Vormund innehatte, zu einem Betrüger begeleitet und sich dabei als Anwalt ausgegeben haben. Dies, obwohl er bereits als Regierungsrat amtete.

Zudem kam heraus, dass der zweifache Familienvater seiner Geliebten zu einem Job in seinem Departement verhalf. Mittlerweile beschäftigt sich eine Parlamentarische Untersuchungskommission mit der «Affäre Hainard».

Hainards impulsive Art und sein Verständnis von Recht und Ordnung haben ihm zwar keine schmutzige Krawatte, jedoch scheinbar schmutzige Hände eingebracht. Sein Amt hat er abgegeben, und den Ehering trägt er auch nicht mehr: Der dynamische Jungpolitiker steht vor einem Scherbenhaufen.

SDA/mt