20. Juli 2023
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Drohnenbrütig – was tun?

Wenn das Volk keine Königin hat, können Arbeiterinnen anfangen, unbefruchtete Eier zu legen. Ohne einen Eingriff des Imkers ist das Volk verloren.
Die buckeligen Zelldeckel und das unregelmäßige Brutbild sind ein deutliches Zeichen für drohnenbrütige Völker.

Übermäßig viele Drohnen, ein buckeliges Brutbild und stechlustige Bienen — Zeichen, die auf eine Drohnenbrütigkeit hindeuten. Das Volk hat dann keine Königin mehr oder sie wurde nicht begattet und kann nur unbefruchtete Eier hervorbringen. Daraus schlüpfen dann Drohnen. Ohne die Hilfe des Imkers kann das Volk sich aus dieser Situation nicht befreien. Es gibt drei Möglichkeiten, wie es dazu kommen kann:

  • Samenvorrat der Königin aufgebraucht: Königinnen werden beim Hochzeitsflug von mehreren Drohnen begattet. Die Spermien speichert sie in ihrer Samenblase. Wenn die begattete Königin dann ein Ei legt, befruchtet sie es mit einem Spermium, sodass daraus eine Arbeiterin oder Königin schlüpfen kann. Irgendwann ist dieser Samenvorrat aber aufgebraucht — dann kann die Königin die Eier nicht mehr befruchten und das Volk wird drohnenbrütig. Wurde eine Königin unzureichend begattet, kann das auch schon nach 1-2 Jahren passieren. Um dem vorzubeugen, kann man seine Königinnen nach zwei Jahren austauschen.
  • Königin ist unbegattet: Konnte eine junge Königin nicht begattet werden, hat sie keine Spermien in der Samenblase. Sie kann dann nur unbefruchtete Eier legen und das Volk wird drohnenbrütig. Das kann passieren, wenn das Wetter keinen Hochzeitsflug zulässt und die Königin mehrere Wochen nicht ausfliegen konnte.
  • Buckelbrütig: Hat das Volk seine Königin verloren und keine junge Brut mehr, aus der es eine Nachschaffungszelle bilden könnte, ist es hoffnungslos weisellos. Dann werden nach einiger Zeit Arbeiterinnen anfangen selbst Eier zu legen. Sie werden Afterweiseln oder Drohnenmütterchen genannt. Die Eier sind jedoch nicht befruchtet und es schlüpfen nur Drohnen. Das nennt man buckelbrütig. Dazu kann es beispielsweise kommen, wenn die Königin nicht von ihrem Hochzeitsflug zurückkehrt. In der Natur verbreitet das Volk so durch die Buckelbrütigkeit in einem letzten verzweifelten Versuch seine Genetik mit den Drohnen.

So erkennt man drohnenbrütige Völker

Wenn wie hier mehrere Eier in einer Zelle sind ist das Volk sicher buckelbrütig. Die Afterweiseln legen dann sogar mehr als zehn Eier in eine Zelle.

 

  • Auffällig viele Drohnen: Da nur noch Drohnen und keine Arbeiterinnen schlüpfen, hat das Volk unnatürlich viele Drohnen.
  • Drohnen zur falschen Jahreszeit: Im Frühjahr hat ein Bienenvolk typischerweise noch keine Drohnen. Im Spätsommer/Herbst schmeißen die Bienen die Drohnen normalerweise bei der sogenannten „Drohnenschlacht“ aus dem Volk, da sie im Winter nur unnötige Fresser sind. Sind dann trotzdem noch viele Drohnen im Volk, ist das ein Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist oder bereits Drohnenbrütigkeit vorliegt.
  • Buckelbrut: Drohnen sind größer als Arbeiterinnen. Deswegen sind Drohnenzellen normalerweise auch etwas größer als Arbeiterinnenzellen. Bei dohnenbrütigen Völkern legen die Bienen auch unbefruchtete Eier in Arbeiterinnenzelle. Damit die Drohnen mehr Platz haben, ziehen die Bienen die Zellen länger aus und verdeckeln sie in einem Buckel. Dadurch entsteht die für drohnenbrütige Völker typische Buckelbrut.
  • Unregelmäßiges Brutbild: Befinden sich im Brutnest zwischen der Arbeiterbrut öfters Drohnenzellen, kann es sein, dass sich der Samenvorrat der Königin dem Ende zuneigt. Sie kann dann nicht mehr jedes Ei befruchten und legt zwischendurch unbefruchtete Eier.
  • Unregelmäßige Eiablage: Afterweisel haben keinen langen Hinterleib wie die Königin. Sie können Eier deshalb nicht an den Boden der Zelle legen, sondern lassen sie hineinfallen. Dadurch bleiben die Eier oft an der Zellwand hängen und stehen nicht am Boden der Zelle.
  • Viele Eier in einer Zelle: Bei buckelbrütigen Völkern legen die Afterweiseln oft mehrere Eier in eine Zelle.

Drohnenbrütige Völker sanieren

Hat das Volk eine Königin, die nur noch unbefruchtete Eier legt, kann man einfach umweiseln. Dazu muss man die alte Königin finden und eine neue im Ausfresskäfig zusetzen.

Auch wenn die Bienen wie hier versuchen eine Weiselzelle anzulegen — die Eier von Afterweiseln sind unbefruchtet und ergeben nur Drohnen.

Bei buckelbrütigen Völkern funktioniert das nicht. Afterweiseln lassen sich von normalen Arbeiterinnen nicht unterscheiden. Die übliche Maßnahme ist dann das Volk aufzulösen. Dazu fegt man das Volk 20 Meter entfernt vom ursprünglichen Stellplatz auf den Boden ab. Die Beute und leeren Rähmchen entfernt man und schmilzt sie ein. Nach dem Abfegen fliegen die Bienen zu den anderen Bienenvölkern am Bienenstand und betteln sich dort ein. Da Afterweiseln flugunfähig sind, bleiben sie im Gras zurück. Auf keinen Fall darf der Imker das drohnenbrütige Volk direkt vor einem anderen Volk abfegen. Dann könnten die Afterweiseln die Königin des gesunden Volkes töten.

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Neue Königin mit Weiselprobe

Eine einfache Weiselprobe funktioniert bei buckelbrütigen Völkern nicht immer — es sind nicht genug junge Ammenbienen da, die eine Weiselzelle pflegen könnten. Damit die Bienen Nachschaffungszellen aus der Weiselprobe ziehen können, kann der Imker eine Woche vorher eine Wabe mit überwiegend verdeckelter Brut aus einem anderen Volk einhängen oder junge Bienen einfegen. Hängt man dann nach einer Woche die Wabe mit Stiften und junger Brut in das buckelbrütige Volk, sollten die jungen Bienen geschlüpft sein. Sie können dann eine Nachschaffungszelle ziehen. Schlüpft die Königin, hören die Afterweiseln auf zu legen.

Ist ein Volk schon lange drohnenbrütig muss sich der Imker fragen, ob es noch Sinn ergibt das Volk zu erhalten. Ist das Volk schon sehr geschwächt und krank, würde es sich auch mit einer neuen Königin nur sehr langsam entwickeln. Auch wenn man es auflöst, belasten die kranken und alten Bienen und zusätzlichen Drohnen die gesunde Völker. Das gilt besonders für die späten Herbstmonate und die Frühjahrsmonate. Dann sollte man das Volk abschwefeln.