Trickfilme, Dokus und Pornografie : CIA veröffentlicht Bin Ladens Computer-Archiv

Quelle: CIA

Zehn Jahre lang war er der meistgesuchte Terrorist der Welt. 2001 ließ Osama bin Laden die Anschläge auf das World Trade Center verüben. 2011 spürte ihn ein US-Elitekommando in Pakistan auf und tötete ihn.

Zwischendrin hetzte Osama bin Laden weiter, wiegelte die islamische Welt gegen den Westen auf – und führte ein scheinbar ziemlich gewöhnliches Privatleben. Er erfreute sich an seinen Kindern, sah Trickfilme, Pornos und ganz besonders gerne Dokumentationen über sich selbst.

Das geht aus einem gigantischen Archiv aus dem Besitz des ehemaligen al-Qaida-Chefs hervor, das der US-Auslandsgeheimdienst CIA jetzt frei zugänglich im Internet veröffentlichte. Darin enthalten sind 470 000 Dateien mit schriftlichen Dokumenten, privaten Videos und Fotos von Bin Ladens Computern.

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Die Dateien gäben „weitere Einblicke in die Planungen und Arbeitsweise dieser Terrororganisation“, erklärte CIA-Chef Mike Pompeo.

Nach Angaben von Forschern des Politikinstituts Foundation for Defense of Democracies (Stiftung für die Verteidigung von Demokratien), die das Archiv vorab durchforsten konnten, ermögliche es in der Tat neue Erkenntnisse.

Die Dokumente würden helfen, „einige der Leerstellen zu füllen, die wir hinsichtlich der al-Qaida-Führung noch haben“, sagte Experte Bill Roggio. Das Archiv enthält beispielsweise Tagebücher Bin Ladens. Auch ein Video der Hochzeit seines Lieblingssohns Hamza, die offenbar im Iran stattfand, ist zu sehen.

Es handelt sich um die ersten frei zugänglichen Bilder des Bin-Laden-Sohnes, das ihn als Erwachsenen zeigt. Hamza wurde vom US-Außenministerium inzwischen als „globaler Terrorist“ eingestuft. In Audio-Botschaften rief er zu Terrorattacken gegen Ziele in Washington, Paris und Tel Aviv auf.

Das Hochzeitsvideo zeigt ihn mit Schnurrbart und weiteren Männern auf einem Teppich sitzend. Es gibt Cola, Süßigkeiten und Tee. Ein Mann veranstaltet ein Koran-Quiz für die Kinder.

Das nun veröffentlichte Material offenbart erschreckend viel Normalität.

Man fragt sich: Wie konnte der meistgesuchte Mann der Welt ein derart sorgloses Leben führen? Nicht versteckt in irgendwelchen Höhlen – sondern frei und offen an der Oberfläche.

Ein Film zeigt Kühe, Hühner und Kaninchen innerhalb Bin Ladens Anwesen. Kinder spielen auf einer Rutsche, dürfen mit einem Gewehr auf Luftballons schießen. Westliche Pop-Musik dudelt im Hintergrund, während ein Kind vergnügt mit einem Handy spielt. Schnee fällt, ein Regenbogen erscheint am Himmel, Kinder lachen – alles Gelegenheiten, zu denen bei Bin Ladens die Kamera gezückt wurde. Das Archiv ist voll mit solchen Clips.

Auch enthalten sind YouTube-Clips, die Bin Laden auf seinem Rechner hatte, als er starb: unter anderem das virale „Charlie bit my finger“-Video und Häkel-Anleitungen.

Teaser-Bild

Nicht veröffentlicht wurde hingegen geheimdienstlich sensibles Material, mit Viren verseuchte Dateien und Pornografie – die sich ebenfalls auf den Datenspeichern befanden. Auch urheberrechtlich geschützte Filme, die Bin Laden als Raubkopien besaß, kann man sich im CIA-Archiv nicht herunterladen.

Der Geheimdienst veröffentlichte allerdings eine Liste mit Filmtiteln. Darunter sind diverse Dokumentationen (unter anderem über Tiergifte, Kung Fu und mehrere über Bin Laden selbst), viele Animationsfilme wie Antz, Cars und Ice Age sowie Action-Filme wie zum Beispiel Resident Evil.

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