SPD-Abgeordnete Heubach: Erste gehörlose Politikerin im Bundestag

Heike Heubach (43, SPD) ist am Donnerstag formal in den Bundestag nachgerückt

Heike Heubach (43, SPD) ist am Donnerstag formal in den Bundestag nachgerückt

Foto: Theo Klein
Von: Nadja Aswad und Luisa Volkhausen

Der Bundestag bekommt ein neues Mitglied – und die erste gehörlose Abgeordnete!

Am Donnerstag ist Heike Heubach (43, SPD) formal für Uli Grötsch (48, SPD) ins Parlament nachgerückt. Grötsch wurde zum ersten Polizeibeauftragten des Bundes gewählt, muss sein Mandat deswegen aufgeben.

Seine Nachfolgerin Heubach hatte 2021 den Einzug in den Bundestag knapp verpasst, stand auf Platz 24 der Landesliste in Bayern. Die Stimmen reichten aber nur für die ersten 23 Plätze. Heubach damals über ihren Wahlkampf zu BILD: „Wenn ich es nicht schaffe, habe ich auch schon etwas bewegt. Ich habe auf uns Gehörlose aufmerksam gemacht. Jeden Tag.“

Jetzt hat sie es doch geschafft.

„Als erste gehörlose Abgeordnete setzt sie ein ganz besonderes Zeichen für Inklusion und leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für Menschen mit Behinderungen“, sagt Michaela Engelmeier (63), Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD) zu BILD.

Heubach kommt aus dem Landkreis Augsburg, ist verheiratet, hat zwei Töchter (18, 21). „Auf beiden Ohren bin ich taub, verursacht vermutlich durch eine Mittelohrenentzündung, die ich als Säugling hatte“, schildert sie in ihrer Mitarbeitervorstellung beim Karrierenetzwerk „LinkedIn“.

Muss Heubach in ihrem neuen Job im Parlament mit Barrieren rechnen?

Es gebe „vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten“, erklärt die Bundestagsverwaltung auf BILD-Anfrage, „die technischen und organisatorischen Möglichkeiten“ für 100 Prozent gehörlose Personen wie Heubach sollen individuell abgestimmt werden.

Die Vorbereitungen laufen nach BILD-Informationen auf Hochtouren.

► Bislang werden Gebärdendolmetscher nur bei Bedarf auf Honorarbasis verpflichtet. „Eine Gebärdendolmetschung im Plenarsaal ist ebenfalls für betroffene Abgeordnete denkbar“, so die Verwaltung weiter. Heubach hat über ihren Arbeitsalltag im Konzern erklärt, bei Gesprächen bzw. Telefonkonferenzen meistens zwei Gebärdensprachdolmetscher zu haben.

Inklusion sei für Heubach, dass sie sich „nicht um alle Angelegenheit kümmern muss“, damit die Kommunikation mit Kollegen funktioniere. Die meisten Menschen würden denken, nur sie benötige einen Dolmetscher. Aber: „So ist es nicht, auch die hörenden Menschen benötigen sie, um mit mir zu kommunizieren.“

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