Lehrer-Chef fordert Grundschul-Wende: Diese Fächer sollen wegfallen

Vorfahrt für Deutsch: Lehrerchef Heinz-Peter Meidinger (68) will nur noch drei Kernfächer an Grundschulen

Vorfahrt für Deutsch: Lehrerchef Heinz-Peter Meidinger (68) will Fächer an Grundschulen streichen

Foto: SZ Photo, Philipp von Ditfurth/dpa
Von: Luisa Volkhausen

Alarm-Stimmung an unseren Grundschulen!

Weil Viertklässler immer schlechter lesen können (jüngste IGLU-Studie) fordert der Lehrerverband eine Kehrtwende in der Schulpolitik. Kein Unterrichtssammelsurium mehr für Grundschüler, stattdessen sollen drei Fächer ins Zentrum rücken: Deutsch, Mathe, Sachkunde!

Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger (68) zu BILD: „Wir konzentrieren uns an unseren Grundschulen zu wenig auf die Vermittlung der eigentlichen Kernkompetenzen, also Lesen und Schreiben. Wir brauchen eine stärkere Fokussierung.“

Meidingers Forderung: In den Klassen 1 bis 4 sollen die Schüler vorwiegend in Deutsch, Mathe und Sachkunde unterrichtet, im Fach Deutsch zudem „mehr Konzentration auf die Basics“ gelegt werden.

Der Lehrer-Chef kritisiert: „Wenn an deutschen Grundschulen pro Woche 60 Minuten weniger Leseunterricht erfolgt als im europäischen Durchschnitt, wie die IGLU-Studie zeigt, dann läuft da etwas gewaltig schief.“

Was aus dem Stundenplan fliegen soll

Kunst, Musik und Sport sollten in der Grundschule als Nebenfächer angeboten werden, meint der Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands – und zwei andere Fächer sogar komplett raus aus dem Stundenplan: Englisch und Programmieren.

Meidinger konkret: „Die Einführung von Grundschulenglisch ging zur Hälfte auf die Kosten vom Fach Deutsch. Und ich weiß auch nicht, ob es sinnvoll ist, Grundschulkindern so wie heute häufig Programmierprogramme in die Hand zu drücken, wenn sie noch kaum lesen und schreiben können.“

Der Lehrer-Boss fordert die Schul-Revolution: Weniger und davon mehr, so die Devise!

„Die Schüler brauchen eine grundlegende Lese- und Schreibkompetenz. Dazu gehört, dass sie einen ausreichenden Grundwortschatz von etwa 1000 Wörtern beherrschen und den auch richtig schreiben können“. Denn: Manche Bundesländer würden nur noch 500 Wörter verlangen. „Da braucht man sich über die IGLU-Ergebnisse nicht zu wundern“, so Meidinger.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger (68), sagt: „Wir brauchen an den Grundschulen eine stärkere Fokussierung“

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger (68), sagt: „Wir brauchen an den Grundschulen eine stärkere Fokussierung“

Foto: picture alliance/dpa

Auch diese Lerntechnik will der Lehrer-Chef abschaffen

Kritik gibt’s von Meidinger auch dafür, WIE schreiben gelehrt wird: „Das Schreiben nach Gehör ohne Rücksicht auf Richtigkeit gehört abgeschafft!“

Was Grundschüler seiner Meinung nach bis zur 4. Klasse lernen müssen: „Kinder brauchen die Fähigkeit zuzuhören. Nur so können Sie aus einfachen Geschichten und Texten auch Informationen entnehmen. Außerdem müssen sie sich im begrenzten Zahlenraum bewegen und Kopfrechnen können, das kleine Einmaleins beherrschen, geometrische Grundformen kennen.“

Ein Ziel, das aktuell verfehlt wird!

App-User kommen hier zur Grundschulfächer-Umfrage.

▶︎ Die IGLU-Studie untersucht im Fünfjahresabstand das Leseverständnis von Schulkindern, ihre Einstellung zum Lesen und ihre Lesegewohnheiten. Die aktuelle Erhebung stammt aus dem Jahr 2021 – demnach erreichen 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe nicht das Mindestniveau beim Textverständnis. Bei der letzten Iglu-Erhebung von Ende 2017 waren es noch 19 Prozent.

Ein alarmierendes Ergebnis, das Meidinger nicht verwundert. Zwar hofft er, dass der „IGLU-Schock“ einen entsprechenden Handlungsdruck auslöse. Aber: „Nachdem die Schulpolitik in Deutschland bislang nicht den Eindruck erweckt, dass sie den Warnschuss gehört hat, fürchte ich, dass auch weiterhin nicht entschieden genug gegengesteuert wird“, so Meidinger zu BILD.

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