Alltagsfrage: Warum sehen Bakterien eigentlich so bunt aus?

Eigentlich ganz hübsch - oder? Aber warum sehen Bakterien und Viren eigentlich schön aus?

Eigentlich ganz hübsch - oder? Aber warum sehen Bakterien und Viren eigentlich schön aus?

Foto: Getty Images/Science Photo Libra
Von: Jessica Walker

Sie sind winzig klein, bestehen oft nur aus einer Zelle und stecken voller Potenzial: Bakterien. Und nicht nur das. Unter dem Mikroskop zeigt sich: Sie sind oft auch noch hübsch anzusehen. Aber warum eigentlich?

Manche Mikroorganismen sehen aus wie Mini-Mondlandefähren, andere wie kleine Fusselraupen oder Kinderbällchen und wieder andere wie Todessterne mit gezackten Fangarmen.

Aber warum das Ganze? Hat ihr Aussehen einen bestimmten Grund? Hilft ihnen die Form, sich fortzupflanzen? Oder können sie uns womöglich – wenn es sich um Krankheitserreger handelt – vielleicht besser „jagen“ und infizieren?

Harmlos oder gefährlich? Einige Bakterien haben Anhänge, die wie Fangarme aussehen

Harmlos oder gefährlich? Einige Bakterien haben Anhänge, die wie Fangarme aussehen

Foto: picture alliance / BSIP

Nein! Von dieser Fantasie müssen wir uns verabschieden, meint Mikrobiologe Prof. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen:

„Auch wenn es für uns schwer vorstellbar ist: Das Aussehen ist für Bakterien und Viren relativ unwichtig. Man kann bei ihnen nicht sagen, sie haben Fangarme, damit sie besser jagen können, so wie Giraffen lange Hälse haben, um Blätter von Bäumen zu fressen. Denn insgesamt spielt die Form im Reich der Mikroorganismen kaum eine Rolle.“

Schwimmen mit Peitschen-Antrieb

Dennoch gibt es Formen, die eine Funktion haben und die den Einzellern einen Vorteil verschaffen können.

„Viele Bakterien haben zum Beispiel sogenannte Geißeln. Das sind lange haarartige Anhänge, mit denen sie sich fortbewegen können. Sie schlagen diese Geißeln wie eine Peitsche und können damit vorwärts oder rückwärts schwimmen“, erklärt Egert.

Andere dagegen haben kleine fransenförmige Bartstoppeln, die man Fimbrien nennt. Mit diesen können Bakterien zum Beispiel leichter an Oberflächen andocken und sich festhalten.

Auch wenn die meisten Bakterien stäbchen- und kugelförmig sind - unter den Milliarden verschiedener Bakterien gibt es auch ein paar Exoten, die uns mit ihrem Aussehen faszinieren, weiß Prof. Markus Egert, Autor des Buches „Ein Keim kommt selten allein“.

„Spirochäten zum Beispiel, zu denen unter anderem der Syphilis-Erreger gehört, sehen aus wie Bohrmaschinenbohrer. Sie sind aber nicht krankheitserregend, weil sie diese Form haben. Auch hier hilft die Form dem Bakterium, sich fortzubewegen. Es hätte aber auch rund sein können.“

Das sind keine bunten Nudeln: So schön sieht der schraubenförmige Syphilis-Erreger Treponema pallidum aus

Das sind keine bunten Nudeln: So schön sieht der schraubenförmige Syphilis-Erreger Treponema pallidum aus

Foto: Getty Images/Science Photo Library RF

Bakterien haben keine Farbe

Auch hier muss Egert unsere Vorstellungen enttäuschen.

„Die Mikroskop-Bilder, die Bakterien in den buntesten Farben zeigen, werden nur nachträglich eingefärbt, um sie für den Betrachter schöner zu machen. Denn die meisten Bakterien sind durchsichtig, weil nicht nur Form, sondern auch Farbe in ihren Lebensumgebungen keine Rolle spielt.“

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