Studie zu Turbulenzen: Klimawandel macht das Fliegen ungemütlicher

Turbulenzen lassen diesen Flieger in großer Höhe hin und her wackeln

Turbulenzen in großer Höhe: In Zukunft wird das Fliegen öfter mal ungemütlich

Foto: picture alliance / Zoonar
Von: Ralf Klostermann

Der weltweite Klimawandel schreitet spürbar voran: Mehr schwere Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen. Der vergangene Montag war mit 17,01 Grad im weltweiten Durchschnitt der wärmste Tag seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen.

Eine Studie zeigt nun: Höhere Temperaturen machen auch das Fliegen zunehmend ungemütlicher. Es wird mehr und mehr Turbulenzen geben.

Schon bis zu 55 Prozent mehr Turbulenzen

Turbulenzen hat jeder Flugreisende schon mal erlebt: Ganz plötzlich beginnt das Flugzeug zu wackeln, sackt nach unten durch, fängt sich, es wird einem flau wie in der Achterbahn.

Was aber bisher meist in dicken Wolken passierte, ereignet sich jetzt häufiger bei völlig klarem Himmel. Britische Atmosphärenwissenschaftler von der University of Reading in England haben historische Flug- und Wetterdaten untersucht, um das Phänomen in Zahlen zu fassen.

► Die Turbulenzen über dem Nordatlantik haben von 1979 bis 2020 um 17 bis 55 Prozent zugenommen. Den stärksten Anstieg verzeichneten die Forscher bei der schwersten Turbulenzklasse. Wissenschaftliche Modelle sagen für die nächsten 30 bis 60 Jahre eine Zunahme um 100 bis 200 Prozent voraus.

Die Wissenschaft bezeichnet das Phänomen als Klarluft-Turbulenzen: chaotisch wirbelnde Luftmassen innerhalb der weltweiten Jetstreams. Das Problem: es keine sichtbaren Wolken, sondern nur kräftige Unregelmäßigkeiten, die man als Luftloch empfindet.

Die Jetstreams, in denen diese vermeintlichen Löcher auftreten, sind sehr starke Luftströmungen, die unsere Erde wie Autobahnen umkreisen. Piloten nutzen sie gern, um die Geschwindigkeit zu erhöhen und die Reisezeit zu verkürzen.

Erklärgrafik: So weht der Polar-Jetstream

Aber durch die Erwärmung der Temperaturen verstärkt sich das Auftreten der Turbulenzen dort. Leichte sind in der Regel ungefährlich, sie sorgen nur für ein bisschen Unwohlsein. Bei starken Turbulenzen können sich Passagiere aber auch verletzen, nicht zu reden von Panik-Attacken.

Das nächste Problem: Diese Klarluft-Turbulenzen sind für das Radar der Piloten unsichtbar. Sie können die Passagiere nicht vorwarnen. Die britischen Forscher fordern daher Investitionen in bessere Prognose-Techniken, damit die Flugzeuge künftig besonders starke Turbulenzen umfliegen könnten.

Bester Schutz bis dahin: Man sollte im Flugzeug angeschnallt bleiben.

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