Große Show bei ausgeknipstem Rampenlicht: Berghain-Türsteher Marquardt fotografiert Tänzer

Ausstellung im Friedrichstadt-Palast

Sven Marquardt (58), Fotograf und Club-Türsteher des Berghain

Sven Marquardt (58), Fotograf und Club-Türsteher des Berghain

Foto: christian lohse
Von: Sebastian Bauer

Ein klassischer Tänzer ist an Sven Marquardt (58) wahrscheinlich nicht verloren gegangen.

Tanzstunden oder gar eine tänzerische Ausbildung? „Nein, hatte ich nicht. Überhaupt nicht!“, so der Fotograf und bekannte Berghain-Türsteher lachend.

Doch: „Ich finde Tanz schon immer interessant, sehr sinnlich und bewundere die Körpersprache“, sagt Marquardt.

► Im Oktober 2019 durfte er die Tänzerinnen und Tänzer des Friedrichstadt-Palastes fotografieren. Von den 500 Aufnahmen werden ab Freitag 70 in der Ausstellung „Sven Marquardt. Stageless“ im Foyer des Showtempels gezeigt.

Für das Shooting sollten die Tänzer Trainingsklamotten, Handtücher, Decken etc. mitbringen

Für das Shooting sollten die Tänzer Trainingsklamotten, Handtücher, Decken etc. mitbringen

Foto: christian lohse

Die Shootings fanden zwar vor Corona statt, doch die Schau erinnert daran, dass die Tänzer bis mindestens Ende des Jahres ohne Arbeit sind. „Plötzlich war die Bühne geschlossen und ist es bis heute. Für uns alle begann damals eine Zeit der totalen Perspektivlosigkeit“, sagt Sven Marquardt, der schon als Kind Jugend-Revuen im alten Friedrichstadt-Palast besuchte. „Die Clubtüren waren zu und meine Fotoaufträge weltweit waren plötzlich weg. So ging es allen Künstlern, die ein Publikum brauchen.“

Wie immer fotografierte Marquardt ohne künstliches Licht. Sein Konzept: erschöpfte Tänzer nach Vorstellung oder Training zu zeigen. Mit verschmiertem Make up, zerrissenen Strumpfhosen oder kleinen Verletzungen schuf er ehrliche Momente, wie man sie von Show-Künstlern selten sieht.

Marquardt erklärt: „Der Moment zwischen Kraft und Erschöpfung ist ein schöner Moment für mich als Fotograf. Natürlich ohne jemanden zu quälen!“

Die Aufnahmen entstanden in einem Lastenaufzug, der zur Bühne führt. Die Zusammenarbeit mit seinen Modellen sei großartig gewesen, so Marquardt. Nur das Ablegen der Bühnenrolle war nicht immer einfach: „Tänzer sind gewohnt, sich sofort in Pose zu werfen. Das wollte ich aber gar nicht immer. Es war mein Wunsch, dass sie das ein Stück weit ablegen.“

2. Oktober – 29. November, Friedrichstraße 107, Eintritt frei

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