De Ligt zu Juventus: Das Zeitalter des Abwehrspielers ist wieder da

Matthijs de Ligt im Juve-Trikot

Matthijs de Ligt im Juve-Trikot

Foto: Pakawich Damrongkiattisak / Getty Images
Von: Rob Hughes

Als Matthijs de Ligt bei Juventus unterschrieb, sagte er, dass es ihn als sechsjähriges Kind inspiriert habe, wie Fabio Cannavaro Italien 2006 zur Weltmeisterschaft in Berlin führte.

Der war kein überwältigender Torschützenkönig. Kein Spielmacher. Der Junge vergötterte stattdessen einen Meister der Abwehr. Wie frühreif und vorausschauend der junge de Ligt doch war! In jenem Jahr wurde sein Held (der damals für Juventus spielte) der erst dritte Abwehrspieler in 63 Jahren, der den Ballon d’Or verliehen bekam. Die anderen beiden waren Franz Beckenbauer und Matthias Sammer. Alle drei waren mehr als nur Abwehrspieler. Sie waren mehrfach begabt – Anführer, die aus der Abwehr heraus kreativ wurden. Diesen Sommer war de Ligt (19) der begehrteste Innenverteidiger. Doch nach einem von den magischen Spielern Messi und Ronaldo dominierten Jahrzehnt muss der Ballon d’Or eigentlich an Virgil van Dijk gehen.

Wie erstaunlich es ist, dass Holland – das Land Johan Cruyffs – die tonangebende Innenverteidigung des Planeten entwickelt hat. De Ligt war Kapitän von Ajax im Champions-League-Halbfinale. Auf dem Weg dorthin wurde Juventus geschlagen.

Van Dijk verwandelte Liverpool durch seine Präsenz, seine Aufmerksamkeit und seine Führung. Und Jürgen Klopp – einst selber Verteidiger, wenn auch nicht so gut wie van Dijk – baut alles um ihn herum auf. Wenn der holländische Liverpool-Verteidiger also sagt, dass ihm klar ist, dass Stürmer und Spielmacher schöner anzusehen sind, hält er eine Veränderung für angebracht: eine Rückkehr zu der Anerkennung für hervorragende Abwehrspieler. Diese Anerkennung findet sich überall. Bayern hat gerade über 100 Millionen Euro für zwei Franzosen bezahlt. Benjamin Pavard und Lucas Hernández haben letztes Jahr die WM gewonnen. Beide sind 23. Beide können als Innen- oder Außenverteidiger spielen. Sie sind jünger, schneller und beweglicher als das Triumvirat aus Jérôme Boateng, Mats Hummels und Niklas Süle, das einfach von gestern ist. Und von Liverpool bloßgestellt wurde. Dies ist kein Aufruf, die Defensive über die Offensive zu stellen! Ich werde immer von Messi verzaubert bleiben, und ich lebe mit der Hoffnung, dass Mesut Özil seinen Elan wiederentdecken wird, anstatt sich zurückzulehnen und seine enorme Rente zu kassieren.

Was macht der denn da?Weltklasse-Eigentor von der Mittellinie!

Quelle: KICK.TV

Aber es ist gut zu sehen, wie van Dijk mit solcher Hingabe aus der Abwehr hervortritt. Die Vorstellung ist spannend, was aus de Ligt mit zunehmendem Alter werden wird. Schauen Sie sich ihn an! Er ist 1,89 m groß und wiegt 89 Kilo. Cannavaro war im Vergleich dazu mit 1,75 m winzig – aber so beweglich und so verlässlich, dass Italien bei der WM 2006 vier Spiele hintereinander ohne Gegentor blieb. Seine Landsleute nannten Cannavaro „il Muro di Berlino“ – die Berliner Mauer. De Ligt hat zwei neue Mannschaftskameraden – Giorgio Chiellini (34) und Leonardo Bonucci (32), die ihm die dunkle, aber effektive Kunst der italienischen Abwehr beibringen werden. Er war allerdings nie ein empfindlicher Typ. Ich habe gehört, dass er auf jeden Spielplatz-Tyrannen losgegangen ist, der seinen kleinen Bruder bedroht hat. Das Zeitalter des Abwehrspielers ist wieder da – und teuer.

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