Theatergruppe Treis begeistert bei einem amüsanten Dreiakter
Eine Leiche mit Schweigegelübde auf Abwegen
Treis-Karden. Seit mittlerweile 35 Jahren lockt ein Ensemble der Theatergruppe Treis eine treue Fangemeinde zu seinen Aufführungen, die sich stets als amüsantes und exzellentes Mundart-Spektakel präsentierten und für bleibende Erinnerung sorgten. Analog dessen greifen die engagierten Bühnenakteure auch in 2018 wieder tief in die Trickkiste ihres tollen Könnens, wobei aktuell vier Neuaktive zusätzlich bei ihrer Bühnenpremiere überzeugen. So kann sich das Publikum in der Alten Knabenschule heuer am Dreiakter „Für die Familie kann man nichts“, von Hans Schimmel, erfreuen. Ein turbulentes Stück, das vom ersten bis zum letzten Vorhang permanent Fahrt aufnimmt und hervorragende Unterhaltung inklusive überraschender Highlights bietet. Als Spaß-Paket in Treiser Platt, unter Einbindung regionaler Gegebenheiten verschnürt, wird es zu einem Erlebnis mit Lachtränengarantie, was beim begeisterten Publikum den ständigen Einsatz von Taschentüchern verlangt.
Zum Inhalt:
In der Stadtwohnung von Familie Beierle geht es turbulent zur Sache, denn hier unterhält der erzkonservative Friedhelm Beierle (herrlich versnobt - Andreas Sarazin) eine Wohngemeinschaft mit seinem stotternden und unterbelichteten Erfinder-Bruder Hubbi (herausragend komisch - Jürgen Pellio), dem Zweitbruder mit krimineller Energie, Willi (pfiffig und tolldreist - Dirk Mandernach), sowie der schmuddeligen Schwester und Indienheimkehrerin Hermine (glaubhaft sektengeschädigt - Sabine Boos). Sie vegetiert unter dem Motto „Körpergeruch ist Aura“ vor sich hin und bringt damit ihre Mitbewohner auf die höchste Treiser Palme. Ermittler Gert Hollerbichel (jovial und charmant - Martin Gräf) ist Willi Beierle auf der Spur, weil der sich als versierter Hacker den Computer der Bundesregierung zur Brust genommen hat. Standesbeamtin Traudl Siebert (trefflich einfühlsam -Ulrike Hofhus) will als ehemalige Finanzamtlerin Friedhelm Beierle bei der Steuererklärung helfen, kommt aber mit Alkohol in Berührung, was sie unisono zu einem Cougar werden lässt. Gleichzeitig sucht die ebenfalls stotternde Gundula Strauß (liebenswert weltfremd - Elke Gräf) hilfreiche Unterstützung bei Hermine Beierle, um bei einer Séance mit reichlich „Omm“ Kontakt zu einem passenden Mann aufzunehmen. Daran beteiligt sich auch die putzgeile Hausbesitzerin Gertrud Wollensieck (resolute Patriarchin - Alexandra Quickert), die ebenfalls auf Männersuche ist. Besagte Séance geht dann deftig daneben, denn sie zaubert als Horrorszenario die Leiche von Albert (überzeugend stocksteif - Marcus Pellio) auf die Wohnzimmercouch. Nichtwissend, das Willi Beierle jene Leiche umständehalber kurz zuvor dort abgelegt hat, stürmen die Weiber kreischend aus dem Zimmer. In das anschließende Chaos platzt dann noch Dorfgrazie Doris Stöber (überzeugend naives Liebchen - Vanessa Knaup), die Friedhelm Beierle, dem Mann mit Besenstiel im Rektum, offen ihre Zuneigung bekundet. Als die unterschiedlichen Charaktere im Wohnzimmer dann alle aufeinandertreffen, kommt es zum Showdown in Form eines höchst amüsanten Super-GAU‘s, von dem man, im Hinblick auf einige weitere Aufführungen, noch nicht zu viel verraten möchte.
Resümee: Ein bissiges, hervorragend besetztes Theaterstück, das nicht nur in beispielhaft erfrischender Form sämtliche Klischees einer (un-)geliebten Nachbarschaft nebst ihrer kleinbürgerlichen Affinitäten bedient, sondern sich zudem an exzellent agierenden Bühnenakteuren erfreut. Bewertung: „Daumen nach oben!“ TE