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Kolumbien |

"Der Krieg lähmt - der Frieden beflügelt"

Fabrizio Hochschild ist residierender Vertreter der Vereinten Nationen in Kolumbien. Er begleitet aktiv den Friedensprozess zwischen FARC und kolumbianischer Regierung. Foto: Agencia Prensa Rural, CC BY-NC-ND 2.0.
Fabrizio Hochschild ist residierender Vertreter der Vereinten Nationen in Kolumbien. Er begleitet aktiv den Friedensprozess zwischen FARC und kolumbianischer Regierung. Foto: Agencia Prensa Rural, CC BY-NC-ND 2.0.

In Bogota befragte ihn die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) über die Zusammenarbeit mit der Kirche im Friedensprozess - und über ein Land, das ohne den seit Jahrzehnten andauernden Konflikt große Chancen hätte, eine Führungsrolle in Lateinamerika zu übernehmen.

KNA: Herr Hochschild, wie genau begleiten die Vereinten Nationen den Friedensprozess?

Hochschild: In diesem Friedensprozess haben die UN keine direkte Vermittlerrolle. Aber die kolumbianische Regierung und die FARC haben uns gemeinsam mit nationalen Organisationen darum gebeten, dafür zu sorgen, dass die Stimme der Zivilgesellschaft in den Verhandlungen gehört wird. Wir haben deshalb zahlreiche regionale Versammlungen durchgeführt, so dass die Meinungen, Erwartungshaltungen und Vorschläge der Zivilgesellschaft auch in die Friedensagenda mit aufgenommen werden konnten.

KNA: Die UN haben mit der katholischen Kirche gemeinsam die Opfer ausgesucht, die am Verhandlungsort in Havanna ihre Erlebnisse geschildert haben. Welche Rolle spielt die Kirche im aktuellen Friedensprozess?

Hochschild: Die Kirche ist in Kolumbien die nationale Institution, die am stärksten respektiert wird. Sie ist auch die einzige nationale Institution, die überall präsent ist, also auch in den schwierigsten Kriegsgebieten. Deswegen spielt die Kirche auch eine sehr wichtige Rolle in diesen Friedensgesprächen. Die Aufgabe der UN war es, gemeinsam mit der Nationalen Universität und der Kirche die Opfer des Krieges an den Verhandlungstisch in Havanna zu bringen. Ziel war, dass die Kriegsopfer direkt mit den Verhandlungsdelegationen sprechen können.

KNA: Und wie hat das funktioniert?

Hochschild: Das war eine sehr schwierige Aufgabe, denn aus den vielen Millionen Opfern, die der Konflikt in den vergangenen 50 Jahren gefordert hat, 60 stellvertretend herauszusuchen, ist nicht so einfach. Wir haben vor allem versucht, dass wir Opfer aus verschiedenen Regionen, von verschiedenen Ereignissen und von den verschiedenen bewaffneten Konfliktgruppen auswählen. Ich glaube, dass das gut geklappt hat.

KNA: Welche Erfahrungen haben Sie bei dieser Arbeit gesammelt?

Hochschild: Das war beeindruckend, denn eines hat all diese Opfer geeint: Obwohl sie alle unterschiedliche politische Ansichten vertreten, aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und verschiedenen Regionen kommen, hat sie eine ungeheure Solidarität untereinander verbunden. Ihre übereinstimmende Botschaft an die Verhandlungsdelegationen war eindeutig.

Die Opfer haben in Havanna klar zum Ausdruck gebracht: "Der Frieden ist wichtiger als alles andere. Eure politischen Differenzen müssen sich einem Frieden unterordnen. Anderen Kolumbianerinnen und Kolumbianern darf nicht passieren, was uns angetan wurde." Die Opfer haben die Delegationen auch daran erinnert, was die Menschen für einen Preis in diesem Krieg bezahlen; und dass es notwendig ist, den Frieden deshalb möglichst schnell zu erreichen.

KNA: Wie sähe ein Kolumbien ohne Krieg aus?

Hochschild: Ohne den Krieg wäre vieles einfacher. Das beginnt bei der Bekämpfung des Drogenhandels, der sich unter dem Deckmantel des Krieges versteckt. Wir haben ausgerechnet, dass allein die Wirtschaft um drei Prozent wachsen würde, gäbe es den Krieg nicht. Kolumbien könnte eine wirtschaftliche Führungsrolle in der Region übernehmen, was wiederum neue Arbeitsplätze schaffen würde. Der Krieg lähmt, der Frieden beflügelt.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

Foto: Agencia Prensa Rural, CC BY-NC-ND 2.0.

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