Maschine der Lufthansa im Landeanflug
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Bundesregierung kündigt Sonderflüge für Deutsche in Israel an

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Bundesregierung kündigt Sonderflüge für Deutsche in Israel an

Die Klagen deutscher Touristen und Reisegruppen, die derzeit in Israel festsitzen, wurden immer lauter. Der Vorwurf: Sie fühlen sich von der Bundesregierung alleingelassen. Das Auswärtige Amt kündigte nun am Abend Sonderflüge der Lufthansa an.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Etliche Länder haben damit begonnen, Landsleute aus Israel auszufliegen oder bereiten dies vor - die Schweiz, Italien, Österreich, Spanien. Zum Teil sollen dafür sogar Militärmaschinen eingesetzt werden.

Am Abend teilte das Auswärtige Amt mit: Die Lufthansa wird an diesem Donnerstag und Freitag mehrere Sonderflüge zur Evakuierung von Deutschen aus Israel durchführen. Es soll sich um vier Flüge pro Tag handeln. Das Krisenreaktionszentrum des deutschen Außenministeriums hatte zuvor unter Hochdruck mit Fluggesellschaften darüber verhandelt, Flugkapazitäten zu erweitern.

Viele Deutsche in Israel gestrandet

Noch immer stecken zahlreiche Deutsche in Israel fest. Rund 4.500 Personen haben sich in die Krisenvorsorgeliste "Elefand" des Auswärtigen Amtes eingetragen.

Die Behörde will die in der Liste registrierten deutschen Staatsangehörigen am Mittwoch darüber informieren, wie die Tickets für die Sonderflüge bei der Lufthansa gebucht werden könnten. Noch nicht registrierte ausreisewillige deutsche Staatsangehörige sollten sich umgehend registrieren, hieß es.

Die Lufthansa hatte ihre Israel-Flüge wegen des Krieges in Nahost eigentlich bis einschließlich Samstag eingestellt.

Baerbock: Müssen priorisieren

Mit der Erfassung in dem System "Elefand" können Deutsche im Ausland in akuten Krisenfällen schnell von deutschen Vertretungen informiert und in mögliche Krisenmaßnahmen einbezogen werden.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte Deutsche, die auf die Ausreise aus Israel warten, zuvor im ZDF um Verständnis gebeten. "Wir haben Evakuierungsflüge mit anderen Fluggesellschaften auf den Weg gebracht. Wir haben durch die Krisenhotline - diejenigen, die am Flughafen sind, konnten sich an uns wenden -, Flugverbindungen vermittelt. Man musste dann umsteigen bei einigen Strecken. Ich verstehe, dass das eine furchtbare Situation ist, aber wenn Sie 100.000 Anrufe gleichzeitig haben, dann müssen Sie priorisieren."

Rücktransport gefordert - "notfalls mit Regierungsmaschinen"

Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung im Umgang mit in Israel gestrandeten Deutschen kam aus der Opposition. CDU-Chef Friedrich Merz sagte in Berlin, andere Staaten leisteten "mittlerweile entsprechende Hilfestellung beim Rücktransport ihrer Bürger". Die Bundesregierung halte dies "offensichtlich nicht für notwendig", kritisierte Merz. Er forderte die Regierung auf, "hier auch Möglichkeiten zu eröffnen, deutsche Staatsbürger, die das Land verlassen wollen", wie zum Beispiel Schulklassen und Jugendgruppen, "jetzt auch nach Deutschland zurückzufliegen".

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt forderte, wenn ein Rückflug mit Linienmaschinen nicht möglich sei, müsse die Bundesregierung dafür Regierungsmaschinen zur Verfügung stellen.

Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es dazu bis zum Nachmittag lediglich: "Wir stehen gemeinsam mit unserer Botschaft in Tel Aviv in engem Kontakt mit den israelischen Behörden und mit denen sich in Israel befindenden deutschen Staatsangehörigen und beraten über mögliche Ausreiseoptionen und Routen. Wir informieren kontinuierlich über mögliche Wege, aus Israel auszureisen."

Einige Schülergruppen konnten bereits über Umwege ausreisen

Dazu gehört der Landweg nach Jordaniens Hauptstadt Amman und von dort dann weiter per Flugzeug. Auf dieser Route gelang es beispielsweise einer Schulklasse aus Kirchheim unter Teck bei Stuttgart, Israel Richtung Deutschland zu verlassen mit Zwischenstopps in Rom und Reykjavik. Die Ausreise durch einen Zufall: Im Bunker ihres Hotels habe die Gruppe ein Ehepaar aus Island kennengelernt, bestätigte die Schule isländische Medienberichte. Mit Hilfe des Paares habe die Gruppe Sitze in einem Flugzeug des isländischen Außenministeriums bekommen.

Eine zweite Gruppe von elf Schülerinnen und Schülern aus Ettlingen war am Samstagabend von israelischen Freunden in enger Abstimmung mit dem Militär aus der unmittelbaren Gefahrenzone an einen sicheren Ort in der Negev-Wüste gebracht worden. Am Dienstag wurden sie nach Angaben des Landratsamts in ein Drittland gebracht. Wohin genau, wurde nicht mitgeteilt. "Wir arbeiten jetzt daran, die Gruppe von dort aus an einen Zielflughafen in Deutschland weiterreisen zu lassen", hieß es.

"Massenpanik und pures Chaos" am Flughafen

Auch vier Männer aus München wollten so schnell wie möglich aus Israel ausreisen. Doch am Flughafen herrschte zu diesem Zeitpunkt schon "pures Chaos", wie die beiden Paare berichten: "Da waren Menschenmassen - es war schnell klar, dass wir nicht mitkommen. Der einzige Flug, der rausging, war voll." Den ganzen Tag verbrachten die vier am Flughafen und versuchten, wie viele andere, noch irgendeinen Flug ins Ausland zu bekommen. Zweimal gelang es ihnen, einen Flug in die Türkei zu buchen. Doch beide Flüge wurden kurz darauf abgesagt. "Wie in einem Hollywood-Film" sei es gewesen: Massenpanik, viele hätten geweint. "Wir wussten nicht, wie es weitergeht."

Letzten Endes blieben die vier Männer eine weitere Nacht in Tel Aviv. Am nächsten Tag hatten sie Glück: Sie ergatterten vier Plätze bei einer kleinen türkischen Fluglinie, die sie ins türkische Dalaman brachte. "Bis zum Abheben der Maschine haben wir gezittert und gebangt", erzählen die vier.

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