Eine Mücke der Art Aedes vexans saugt Blut aus dem Arm einer Frau.
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Das Dengue-Virus wird von Aedes-Stechmücken übertragen. In der Lombardei in Italien gab es in den vergangenen Tagen offenbar mehrere Fälle.

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Dengue-Fieber in Italien: Auswärtiges Amt ändert Reisehinweise

Mehrere Menschen sollen sich in Norditalien mit einem Tropen-Erreger infiziert haben: dem Dengue-Virus. Laut der EU-Infektionsschutzbehörde ECDC laufen vor Ort Präventivmaßnahmen. Das Auswärtige Amt weist Reisende auf das Virus hin.

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte vor einigen Wochen davor gewarnt: Das Dengue-Fieber breite sich aus – auch in Europa. Nun gibt es offenbar einen Ausbruch in der Lombardei in Italien. Der Erreger sei "lokal erworben" worden, erklärt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in seinem jüngsten Bericht zur Kalenderwoche 35. Das bedeute, die Patienten hätten sich in Italien mit dem tropischen Virus infiziert – nicht auf Reisen. Auch die italienische Tageszeitung "Gazzetta dell‘ Emilia" berichtet über Dengue-Fälle rund um den Gardasee.

Mehrere Dengue-Fälle – Lombardei und Latium betroffen

Den ersten Patienten, der das Dengue-Fieber "lokal erworben" haben soll, meldeten italienische Behörden laut ECDC-Bericht offenbar am 18. August 2023. Der Patient aus der Lombardei hätte keine Reisen außerhalb der Region unternommen. Am 21. August meldeten die Behörden demnach einen weiteren Fall in der Region Latium, der diese ebenfalls nicht verlassen hätte. Die beiden Fälle seien – so der derzeitige Stand - unabhängig voneinander aufgetreten.

Vier weitere "lokal erworbene" Infekte seien schließlich am 1. September in der Lombardei gemeldet worden. Es gebe damit im Jahr 2023 sechs Dengue-Fälle in Italien. Im ECDC-Bericht ist auch von einem "Lombardei-Cluster" die Rede.

Schutzmaßnahmen mit Insektizid und alarmbereite Kliniken

Italien versucht indes, die Ausbreitung des Erregers einzudämmen, wie die italienische Tageszeitung "Gazzetta dell‘ Emilia" erläutert. Demnach würden in betroffenen Straßen Insektizide gesprüht. In Krankenhäusern sei die Alarmstufe erhöht worden.

Auch im ECDC-Bericht heißt es, Italien setze verstärkt auf die sogenannte "Vektorkontrolle". Zudem seien Maßnahmen in Zusammenhang mit Spenden von beispielsweise Blut und Organen eingeleitet worden. Die Überwachung neuer Fälle sei ausgeweitet worden, die Bevölkerung sowie medizinisches Personal werde verstärkt informiert.

Auswärtiges Amt aktualisiert Reisehinweise für Italien

Auch das Auswärtige Amt weist auf Dengue-Viren in Italien hin (Stand 4. September). Diese würden "vereinzelt" durch "tagaktive Aedes-Mücken übertragen". Die Erkrankung gehe in der Regel mit Fieber, Hautausschlag sowie ausgeprägten Gliederschmerzen einher.

In seltenen Fällen treten demnach schwerwiegende Komplikationen mit möglicher Todesfolge auf, vor allem bei Kindern. Komplikationen bei Reisenden seien jedoch selten. Touristen sollen sich insbesondere tagsüber konsequent vor Mückenstichen schützen, etwa durch Mückenspray. Zudem kann man sich bezüglich einer Impfung gegen Dengue bei Reisemedizinern beraten lassen.

Der Impfstoff Dengvaxia biete erst nach einer ersten Infektion Schutz und ist mehr oder weniger effektiv, je nachdem, mit welchem anderen Virus man sich infiziert, erklärt Raman Velayudhan, Leiter der WHO-Abteilung für vernachlässigte Tropenkrankheiten. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) verweist zudem auf einen weiteren Impfstoff namens Qdenga, der in Deutschland Menschen ab vier Jahren gespritzt werden darf - auch schon vor einer ersten Dengue-Infektion. Er wurde in der EU im Dezember 2022 zugelassen. Gegen Dengue gibt es keine Medikamente, außer solche, die das Fieber senken.

116 "autochthone" Dengue-Fälle seit 2019 auf dem EU/EWR-Festland

Laut ECDC sind sogenannte "autochthone" Dengue-Fälle (d. h. ohne Reise kurz vor Beginn der Krankheit) in den Sommermonaten in Teilen Südeuropas nicht ungewöhnlich. In Italien seien derartige Fälle zum ersten Mal im Jahr 2020 in der Region Venetien gemeldet worden. Vorausgegangen war demnach eine importierte Infektion nach einer Reise nach Südostasien. Seitdem seien in Italien keine weiteren Fälle von autochthonem Dengue-Fieber gemeldet worden. Auf dem Festland von EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum hätten die Behörden von 2019 bis 2023 insgesamt 116 autochthone Dengue-Fälle verzeichnet. Darunter sei Frankreich das Land mit der höchsten Anzahl.

Auch im Großraum von Paris hatten die Behörden in den vergangenen Tagen Insektizide gegen Dengue-Viren eingesetzt, berichtete "Le Figaro". Betroffen waren demnach die Bereiche rund um die Wohnungen zweier erkrankten Personen. Den Fällen seien Reisen vorausgegangen. Da die Mücke, die das Dengue-Virus übertragen kann, in weiten Teilen Frankreichs präsent ist, wuchs jedoch die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung.

Die sogenannte Aedes-Stechmücke ist eigentlich in tropischen und subtropischen Klimazonen zu Hause. Sie verbreitet sich aber weltweit. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der jährlichen Fälle verachtfacht, sagte Velayudhan von der WHO. Hitzewellen mit besonders hohen Temperaturen trockneten Brutstätten der Mücken eher aus und verringerten das Risiko, gestochen zu werden. Er rief aber alle Länder auf, wachsam zu sein, wenn wieder Regen einsetzt. Die Mücken brüten in stehendem Wasser.

Mücken-Monitoring in Bayern: Übertragungsrisiko gering

Auch Bayern wird bereits geprüft, welche fremden Stechmückenarten sich im Zuge der Klimaerwärmung ausbreiten. Im Fokus stehe dabei die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), teilte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) im August mit.

In Würzburg waren jüngst zwei Tigermückenweibchen und eine Sammlung von Eiern nachgewiesen worden. Eine etablierte Population gibt es im Freistaat bisher nur im mittelfränkischen Fürth, die jedoch bereits gesenkt werden konnte. Auch in München gab es in der Vergangenheit einzelne Funde, die Kontrollen wurden ausgeweitet.

"Aktuell ist das Übertragungsrisiko von exotischen Viren durch gebietsfremde Stechmücken wie die Asiatische Tigermücke sehr gering", betonte Holetschek vor wenigen Wochen. Im Zuge der Klimaerwärmung werde die Ausbreitung solcher Arten aber wahrscheinlicher und damit könnten solche Infektionen zunehmen.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Bekämpfung der Tigermücke in Fürth

Dr. Matthias Roth, unterstützender Arzt des Bekämpfungstrupps in Fürth, im Interview.
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Dr. Matthias Roth, unterstützender Arzt des Bekämpfungstrupps in Fürth, im Interview.

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