Braunschweig. Das Weihnachtsgeschäft in unserer Region zog erst zwei Wochen vor den Feiertagen richtig an. Vor allem Angebote lockten die sparsameren Kunden.

Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) war das Weihnachtsgeschäft 2022 ein Rekordjahr für den deutschen Einzelhandel. 120 Milliarden Euro hat die Branche laut Zahlen des Verbands allein im November und Dezember umgesetzt und damit fast 18 Milliarden Euro mehr als im letzten Weihnachtsgeschäft vor der Pandemie im Jahr 2019.

Letzte Geschenke kaufen: Die Designer Outlets in Wolfsburg am Freitag.
Letzte Geschenke kaufen: Die Designer Outlets in Wolfsburg am Freitag. © regios24 | LARS LANDMANN

Doch die Zahlen trügen, erklärt Michael Ernst, Centermanager der Designer Outlets Wolfsburg und einer der drei Vorsitzenden des „City Marketing und Tourismus Wolfsburg e.V.“ (CMT): „In diesen Zahlen sind auch Baumärkte und dergleichen miteingerechnet. Die erleben seit der Pandemie einen Aufschwung.“ Für den klassischen stationären Einzelhandel in den Innenstädten sehe die Lage nicht ganz so rosig aus. „In Wolfsburg haben wir ein besseres Geschäft erlebt als in den beiden ersten Coronajahren. An die Rekordzahlen des Jahres 2019 kommen wir aber wohl nie wieder heran.“

Corona spielt kaum eine Rolle

Mark-Alexander Krack, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen bestätigt dies. Dennoch seien derlei Vergleiche schwierig: „Wir hatten natürlich ganz andere Verhältnisse in den Coronajahren, auch wenn wir in Niedersachsen de facto nur vier Tage lang von 2G betroffen waren.“ Ohne Lockdown und Zugangsbeschränkungen seien 2022 besonders in den zwei Wochen vor Heiligabend mehr Menschen in die Geschäfte gekommen, als erwartet.

Vor allem mit Angeboten – eigentlich unüblich im Weihnachtsgeschäft – lockten Händler in diesem Jahr Kunden in ihre Geschäfte.
Vor allem mit Angeboten – eigentlich unüblich im Weihnachtsgeschäft – lockten Händler in diesem Jahr Kunden in ihre Geschäfte. © Bernward Comes

Insgesamt sei die Saison nach Black Friday aber schleppend angelaufen: „Wir haben gemerkt, dass definitiv ein starkes Preisbewusstsein da ist. Die Kunden haben wegen der Energiekrise und der Inflation vermutlich länger überlegt, wie sie ihr Geld ausgeben.“ Corona sei in der Wahrnehmung der Händler, mit denen Kracks Verband in Kontakt steht, kaum noch ein Thema. Besonders Angebote hätten die Konsumenten dann aber doch in die Geschäfte gelockt. „Die Tage vor Weihnachten haben dann doch für Optimismus gesorgt“, sagt Krack.

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Kinder auf dem Weihnachtsmarkt in Helmstedt.
Kinder auf dem Weihnachtsmarkt in Helmstedt. © regios24 | Michael Uhmeyer

Zudem sei auch die Wiedereröffnung der Weihnachtsmärkte ein gutes Signal für die Innenstadthändler gewesen, erklärt Michael Ernst. „Wir haben gemerkt, dass die Märkte für mehr Frequenz sorgen. Wenn die Kunden schon in der Innenstadt sind, sind sie eher gewillt ihre Einkäufe zu erledigen.“ Dennoch müsse sich der Einzelhandel wohl auf eine schwere Zukunft einstellen.

Onlinehandel spürt Dämpfer

Geschäftszahlen wie vor Corona seien im klassischen Einzelhandel nicht mehr erreichbar, glauben die Verbände. Aber selbst im Onlinehandel, der nach Zahlen des HDE seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts deutschlandweit Wachstumsraten von über 20 Prozent im Jahr aufweisen konnte, hat das Jahr 2022 seine Spuren hinterlassen. Der Bereich wächst im Vergleich zum Vorjahr zwar noch, allerdings nur noch um elf Prozent. In Relation zum stationären Einzelhandel, der vor Corona um etwas mehr als ein Prozent wuchs, sind diese Zahlen zwar immer noch hoch, sie bewiesen aber, so Mark Alexander Krack, dass die Menschen mehr auf den Geldbeutel schauen.

Weihnachtliche Dekoration lockte, hier im Geschäft „By Neta“ in Braunschweig.
Weihnachtliche Dekoration lockte, hier im Geschäft „By Neta“ in Braunschweig. © Bernward Comes

Ein Trend, den auch Heinz Strauß, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Salzgitter-Bad, bestätigen kann. „Bei uns haben die Menschen bewusster eingekauft“, sagt er. „Sie haben mehr auf die Qualität geachtet.“ Traditionell lege auch der Lebensmittelhandel kurz vorm Fest stark zu. Zudem seien in Salzgitters zweitgrößten Stadtteil die sogenannten Stadtgutscheine oft über die Ladentheke gegangen. Mit denen können Kunden in allen Läden einkaufen, die Teil der Werbegemeinschaft sind. Für Strauß passt das in die Zeit: „Wir haben doch fast alles. Mit einem Gutschein kauft man jedenfalls nichts, was später umgetauscht werden muss.“

Händler geben Hoffnung nicht auf

Diesen Trend können auch Krack und der CMT Wolfsburg bestätigen. Er zeige sich bereits seit einigen Jahren. Für Mark Alexander Krack eine positive Entwicklung: „Die Menschen haben zwischen den Jahren oft mehr Zeit. Sie gehen in die Städte und lösen ihre Gutscheine ein – darauf hoffen natürlich auch die Händler. Das gleiche gilt auch für Geldgeschenke.“

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Den Optimismus wollen die Händler in Kracks Verband aber nicht völlig verlieren. Das Weihnachtsgeschäft 2022 hätte besser sein können, aber auch schlechter. „Nach Corona, Inflation und Energiekrise hoffen wir, dass sich die Lage 2023 normalisiert“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbands. „Mit der Inflation werden wir wohl noch mindestens ein halbes Jahr zu kämpfen haben. Danach, das hoffen wir alle, geht es aber wieder bergauf.“