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Psychologie 4 Merkmale, die die Freundeskreise der glücklichsten Menschen auszeichnen

Psychologie: Eine Gruppe von Freundinnen am Strand
© Jacob Lund / Shutterstock
Unsere Freundschaften sind für unser Leben und Wohlbefinden nicht weniger wichtig als unsere Partnerschaften. Aber was zeichnet einen gesunden, kaftgebenden Freundeskreis eigentlich aus? Das sagen Glücksforscher:innen. 

In den Köpfen mancher Menschen mag zu der Vorstellung von einem vollkommenen, glücklichen Leben eine Partnerschaft gehören. Eine:n Partner:in zu haben, mit der:dem wir zusammen wohnen, eine Familie gründen, in den Urlaub fahren, unsere Zeit, unser Geld, unsere Erfahrungen und Gefühle teilen, erscheint einigen Leuten als das ultimative beziehungsweise selbstverständlichste Ziel überhaupt. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Menschen, die ihren Weg ohne Partner:in gehen und sich dabei rundum wohl und zufrieden fühlen. Passend dazu legen neuere psychologische Untersuchungen nahe, dass wir offenbar tatsächlich nicht alle unbedingt eine partnerschaftliche Beziehung in unserem Leben brauchen, um glücklich zu sein – solange wir andere funktionierende Beziehungen haben. Zum Beispiel Freundschaften.

Freundschaften leisten vieles, was sich einige von einer Partnerschaft versprechen: Wir können mit unseren Freund:innen Erlebnisse teilen, uns ihnen anvertrauen und austauschen, für sie da sein und uns gebraucht fühlen, sie für uns da sein lassen und vieles mehr. Oft sind Freundschaften sogar stabiler als Partnerschaften, außerdem lassen sie uns mehr Freiräume und Flexibilität. Zwar ist es derzeit noch unüblich, mit Freund:innen eine Familie zu gründen und Kinder groß zu ziehen, aber wer weiß – vielleicht wird das in Zukunft einmal völlig normal sein. 

Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass wir ab sofort nicht mehr an Liebesbeziehungen glauben. Doch ehe wir eine Partnerschaft erzwingen oder so sehr wollen, dass es uns auffrisst, wäre es sicherlich besser, unsere Energie in unsere Freundschaften zu investieren und unsere Freund:innen wertzuschätzen. Vielleicht stellen wir dadurch fest, dass uns eigentlich gar nichts fehlt, auch kein:e Partner:in.

Soziolog:innen der Universität Utrecht in den Niederlanden haben untersucht, welche Merkmale ein Freundeskreis im Idealfall aufweist, damit wir uns mit ihm möglichst wohl und glücklich fühlen können. In ihrem Buch Der Glücks Kompass. Das ganze Wissen der Welt über Glück in einem Buch stellen Dr. Michael Kunze und Dr. Silvia Jelincic die wichtigsten Erkenntnisse dieser Untersuchung vor.

Vier Merkmale kennzeichnen die Freundeskreise der glücklichsten Menschen

1. Diversität

Ein möglichst diverser Freundeskreis gewährleistet, dass wir mit unseren Freund:innen unterschiedliche Seiten unseres Selbst entfalten sowie vielfältige Bedürfnisse und Interessen abdecken können. Mit der einen Freundin gehen wir vielleicht super gerne feiern, mit einem anderen Kumpel führen wir tiefgründige, inspirierende Gespräche und eine dritte Person holt uns am besten runter, wenn wir uns in etwas reinsteigern. Außerdem hilft uns ein diverser Freundeskreis dabei, uns auch außerhalb unserer Bubble zu bewegen und uns auf Menschen einzustellen – schließlich ist unsere Gesellschaft insgesamt divers und wenn wir Vielfalt zumindest ansatzweise aus unserem näheren Umfeld kennen, ängstigt und überfordert sie uns weniger und wir empfinden sie eher als normal und bereichernd.

2. Häufige Kontakte

Selbst wenn es nur der kurze Anruf in der Mittagszeit ist, während die Kartoffeln kochen, oder die WhatsApp auf dem Nachhauseweg in der Bahn: Häufige, also üblicherweise in etwa tägliche, Kontakte sind laut der niederländischen Untersuchung ein essentieller Bestandteil eines intakten Freundeskreises, damit er sich positiv auf unser Glücksempfinden auswirkt. Natürlich müssen wir nicht mit all unseren Freund:innen jeden Tag in Kontakt sein. Doch zumindest ein freundschaftlicher Austausch tut im Alltag schon grundsätzlich gut. 

3. Vielzahl

Allein aus dem Punkt Diversität ergibt sich schon, dass mehrere Freund:innen offenbar besser sind als ein:e einzige:r. Und die Untersuchung der Forschungsgruppe aus Utrecht bestätigt diese Annahme. Eine höhere Anzahl an Freund:innen wirke sich demnach positiv auf unser soziales Vertrauen, unsere Gesundheit und unser Stressempfinden aus. Allerdings gibt es für die perfekte Zahl an Freundschaften auch eine individuell variierende Obergrenze. Wie der Psychologe Robin Dunbar in einer soziologischen Studie zeigen konnte, liegt die bei den meisten Menschen zwischen 100 und 200. Zudem sind natürlich nicht all unsere freundschaftlichen Beziehungen gleich intensiv und intim. In unserem engsten Freundeskreis haben in der Regel nicht viel mehr als fünf Menschen Platz, wie der Psychologe Felix Reed-Tsochas von der University of Oxford dem Spiegel in einem Gespräch verriet. 

4. Auf mindestens eine Person ist im Ernstfall Verlass

Ein weiteres wichtiges Merkmal eines glücksbringenden Freundeskreises führte der Harvard-Professor und Leiter der einzigartigen Harvard study of adults development Dr. Robert Waldinger im Gespräch mit Dr. Leon Windscheid im Podcast Betreutes Fühlen an: Gibt es mindestens einen Menschen, den wir mitten in der Nacht kontaktieren könnten, wenn es uns schlecht geht oder irgendetwas ist? Eine Person, von der wir wissen, dass wir uns im Ernstfall an sie wenden und auf sie verlassen können, ist für unser Glücksempfinden mehr wert als ein hoher Kontostand oder eine Luxuswohnung in Toplage. Und somit ist Zeit, die wir unseren Freundschaften widmen, immer gut investiert.

Verwendete Quellen: Dr. Michael Kunze und Dr. Silvia Jelincic, Der Glücks Kompass. Das ganze Wissen der Welt über Glück in einem Buch, edition a, spiegel.de, ted.com, Betreutes Fühlen (Podcast)

sus Brigitte

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