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"Wir müssen reden" – oder? Wann wir Beziehungsprobleme ansprechen sollten – und wann nicht

Beziehungsprobleme: Wann wir darüber reden sollten und wann nicht
Beziehungsprobleme: Wann wir darüber reden sollten und wann nicht.
© New Africa / Adobe Stock
Beziehungsprobleme kennt jedes Paar. Doch wann sind sie es wert, angesprochen zu werden und wann sollte man darüber hinwegsehen?

Es gibt wohl kein Paar, das keine Beziehungsprobleme hat. Doch wann sollte man diese Probleme ansprechen? Und: Sollte man sie überhaupt ansprechen? Ist es manchmal besser, sie zunächst oder gänzlich mit sich selbst auszumachen oder gar zu ignorieren?

Beziehungsprobleme sind keine Seltenheit – wie wir damit umgehen, ist das Entscheidende

Wie "Psychology Today" schreibt, gibt es in jeder gesunden Beziehung einen Mix aus all diesen möglichen Optionen und es bedarf eigener Reflexion und Übung, um zu erkennen, in welcher Situation welche Handlung die beste ist. So ist es nicht selten hilfreich, darüber nachzudenken, ob ein bestimmtes Problem sehr dringlich besprochen werden muss. Sprichst du es gleich in dem Moment an, in dem das Problem aufkommt oder entscheidest du dich lieber dafür, erst einmal selbst darüber nachzudenken, was gerade passiert ist und warum dich das so stört? 

Möglicherweise gibt es Faktoren, die sich negativ auf deine Grundstimmung in diesem Moment auswirken und das Problem überproportional aufbauschen. Vielleicht hast du mit deinem eigenen Verhalten mit zu der Situation beigetragen, was dir im Eifer des Moments noch gar nicht klar ist. Manchmal ist es besser, ein wenig Zeit vergehen zu lassen, um die Dinge klarer zu sehen – und dem:der Partner:in im Zweifel beschreiben zu können.

Wann und wie man Probleme ansprechen kann

Wenn du überzeugt davon bist, dass das Problem auf jeden Fall angesprochen werden muss, gilt es, sich zu überlegen, auf welche Weise das am besten geschehen sollte. Manche Probleme sollten auf der Stelle angesprochen werden, damit sich keine Routine einschleicht – dazu gehört beispielsweise ein verletzender Kommentar von deinem:deiner Partner:in. Hier ein paar Tipps, auf die du achten kannst, wenn du Beziehungsprobleme ansprichst:

  1. Bedenke, dass Gespräche solcher Art stressig sind – für dich und dein Gegenüber. Wähle einen guten Zeitpunkt dafür, in dem ihr beide den Raum für ein Gespräch habt.
  2. Eine Einleitung hilft deinem:deiner Partner:in dabei, sich auf das Folgende einzustellen. Achte dabei darauf, dies möglichst konstruktiv zu formulieren. Ein Beispiel: "Ich möchte nicht, dass wir uns streiten und ich möchte auch nicht, dass sich jemand von uns schlecht fühlt. Allerdings gibt es etwas, worüber ich mit dir reden möchte."
  3. Es ist auch hilfreich, dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, das Gespräch zu diesem Zeitpunkt abzulehnen. "Können wir einmal über den Haushalt sprechen?", sollte von dir als Einladung verstanden werden, die auch abgelehnt werden kann. In diesem Fall ist es vielleicht auch besser – wie beim ersten Tipp beschrieben, bedeutet so ein Gespräch oftmals Stress für die Beteiligten. Hierfür sollten beide Parteien die Kapazitäten haben. Dann ist es nicht verkehrt, einen "Termin" auszumachen, zum Beispiel später am selben Tag.
  4. Sei beim Beginn des Gesprächs möglichst ruhig – das erhöhe die Chance, dass das Gespräch gleichermaßen ruhig und respektvoll ende, schreibt "Psychology Today".
  5. Versuche, bei Ich-Botschaften zu bleiben, die dein Empfinden beschreiben und vermeide, deinem Gegenüber Vorwürfe zu machen. Ein "Du bist immer so ein rücksichtsloser Idiot!", hat eine ganz andere Wirkung als ein "Ich fühle mich verletzt und ignoriert, wenn du an deinem Handy bist, während wir zu zweit sind."
  6. Vermeide Ultimaten wie "Wenn du das nicht änderst, dann verlasse ich dich!" Solche Drohungen sind kontraproduktiv und sorgen eher dafür, dass die andere Person dichtmacht.
  7. Bleibe möglichst bei einem Problem – eine ganze Reihe an Dingen aufzuzählen, die dich "schon seit dem ersten Tag" nerven, führt nur dazu, dass dein Gegenüber überfordert ist.

Wann du ein Problem nicht unbedingt ansprechen musst

Beziehungsprobleme: Wann wir schweigen sollten
Manchmal ist es auch in Ordnung, gewisse Probleme nicht zu besprechen.
© DC Studio / Adobe Stock

Ständig ist der Klodeckel oben, nie saugt die andere Person, vergisst ständig diese und jene Dinge – sicherlich, solche Sachen können nerven. Und wenn sie ein Ausmaß erreicht haben, das für dich eine Grenze überschreitet, dann ist es auch wichtig, so etwas anzusprechen. Doch viele Reibungspunkte in Beziehungen ergeben sich daraus, dass nun einmal zwei nicht perfekte Personen neben- und miteinander leben. Jede Lappalie anzusprechen und auszudiskutieren kann für die Beteiligten schnell anstrengend werden.

Willst du dir oder anderen etwas beweisen? Willst du die andere Person zurechtweisen? Oder handelt es sich wirklich um etwas Wichtiges, an dem ihr gemeinsam als Paar arbeiten müsst?

Viele Dinge, wie ständig zurückgelassene Krümel auf dem Esstisch, können frustrieren – aber der Frust lässt meist so schnell nach, wie er gekommen ist. Manches Mal liegt der Grund der emotionalen Reaktion auch nicht unbedingt bei der anderen Person, sondern bei einem selbst, weswegen es lohnt, einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, woher die Emotionen kommen und inwiefern der:die Partner:in hierfür wirklich verantwortlich ist. 

Oftmals sind wir überaus kritisch – uns selbst, aber auch unserem Umfeld gegenüber. Es hilft, sich zu fragen, warum man ein Problem ansprechen möchte: Willst du dir oder anderen etwas beweisen? Willst du die andere Person zurechtweisen? Oder handelt es sich wirklich um etwas Wichtiges, an dem ihr gemeinsam als Paar arbeiten müsst? Sich diesen Fragen ehrlich zu stellen, kann dabei helfen, zu entscheiden, ob ein Problem wirklich angesprochen werden muss oder nicht.

Verwendete Quelle: psychologytoday.com

csc Brigitte

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