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Franz Müntefering: Ehefrau Michelle: "Unsere Partnerschaft spielt eine besondere Rolle in meinem Leben"

- Inhalt aus dem BUNTE-Magazin -

Franz Müntefering Ehefrau Michelle: "Unsere Partnerschaft spielt eine besondere Rolle in meinem Leben"
Franz und Michelle Müntefering © actionpress

Michelle Müntefering verfolgt ihre Ziele energisch. Die Politikerin gilt als SPD-Hoffnungsträgerin. In BUNTE verrät sie, wie ihr Mann sie unterstützt.

Wenn sie mit schnellen Schritten das Büro betritt, ist ihre Energie im Raum zu spüren. Michelle Müntefering (41) strahlt Power und Entschlossenheit aus. Als Staatsministerin im Auswärtigen Amt sitzt sie im Zentrum der Macht. Längst ist sie nicht mehr nur als Frau von Franz Müntefering (81), den sie 2009 nach dem Tod seiner zweiten Frau Ankepetra (†62) heiratete, bekannt. Sie hat sich ein eigenes politisches Profil erarbeitet, trotz der derzeitigen Schwäche der SPD. Franz ist nun "der Mann von" – Probleme hat er damit nicht.

Sie haben sich schon sehr jung politisch engagiert. Warum?

Weil ich mich einmischen wollte. Wir waren während meiner Schulzeit eine junge Juso-Truppe in Herne, die der älteren Generation gehörig auf die Nerven gegangen ist. Von da an hat Politik immer gewonnen in meinem Leben. Mit 19 habe ich das erste Mal für den Stadtrat kandidiert, 2004 bin ich in meinem ersten Wahlbezirk gewählt worden. 2013 wurde ich Bundestagsabgeordnete, 2018 Staatsministerin unter Heiko Maas.

Michelle Müntefering: "Durchzechte Nächte gab es jedenfalls genug"

Sind Sie in einem politischen Elternhaus groß geworden?

Nein, ich habe Politik in der Jugend über die Literatur entdeckt: Bertolt Brecht, Paul Celan, Ingeborg Bachmann. Dafür habe ich mich interessiert. Wie gerecht ist unsere Gesellschaft? Wer hat das Sagen und warum?

Waren Sie trotzdem auch mal feiern als Jugendliche?

Ich war eher im Pub beim Billard statt in der Disko zu finden, ein bisschen nerdig vielleicht auch, aber immer mit guten Freunden. Durchzechte Nächte gab es jedenfalls genug.

Sie haben drei Büros, ein Team, werden gefahren. Was macht das mit einem?

Das Drumherum verändert sich, wird mehr und intensiver, aber der Kern bleibt: dass ich gestalten und Ziele erreichen will. Am Anfang war es die ehrenamtliche Kommunalpolitik, heute ist es mein Wahlkreis Herne/Bochum und die internationale Bühne.

Franz Müntefering steht hinter seiner Frau

Gibt es auch Schattenseiten Ihres Berufs?

Politik kann einen aufsaugen, wie ein Staubsauger, man ist ja rund um die Uhr damit befasst. Deshalb genieße ich es auch, wenn ich sonntags mit meinen Freundinnen in Herne brunchen, mich austauschen und fallen lassen kann. Aber auch dafür bleibt oft wenig Zeit. Da kann man sich glücklich schätzen, wenn man Menschen um sich hat, die dafür Verständnis haben.

Da haben Sie mit Ihrem Mann ja sicher Glück.

Das ist so. Einen Partner zu haben, der das nachvollziehen kann, der das selber kennt und hinter mir steht, das ist sehr viel wert.

Können Männer, die selbst beruflich schon viel erreicht haben, besser zurückstecken?

Es kommt auf den Mann an. Wenn man wie wir einen Lebensentwurf miteinander teilt, eine gemeinsame Idee davon hat, was wichtig ist, verbindet das sehr. Sie haben wie die meisten von uns im vergangenen Jahr viel Zeit daheim verbracht. Haben Sie ein neues Hobby entdeckt? Ja, Gitarre spielen. Ich übe. Auch digital mit meinem Lehrer in Herne. Es hat gut getan, in der Pandemie etwas Aktives zu tun. Sogar Peter Maffay hat es rausbekommen und mich zum Spielen eingeladen. Eine einmalige Erfahrung.

Und Ihr Mann hört Ihnen gerne zu?

Der hält das erstaunlich gut aus. Wir haben im Lockdown auf der Couch gesessen, er mit einem Buch, ich mit Gitarre. In Franz' Kindheit wurde zu Hause Zither, Mundharmonika und Gitarre gespielt, auch wenn er selbst lieber auf dem Fußballplatz war. Als wir vergangenes Jahr Urlaub im Baumhaus gemacht haben, auf Augenhöhe mit Vögeln in ihrem Nest, war seine einzige Sorge, wie er meine Gitarre da hochbekommen soll.

Was hat Sie im vergangenen Jahr persönlich betroffen gemacht?

Die Situation der Älteren und der Kinder. Und natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, dass ich Franz nicht anstecke. Der Bundestag tagte ja weiter. Franz hat ja qua Alter auch ein besonderes Risiko. Aber wir haben überall gesehen, wo es hakt. Wie wichtig Kinderbetreuung, Digitalisierung, Nachbarschaftshilfe sind. Eine Chance: Diese Dinge müssen wir verbessern.

Was ist Ihnen persönlich deutlicher als früher geworden?

Dass die Partnerschaft und das Miteinander schon eine sehr besondere Rolle im Leben spielen. Wenn man keinen Menschen hat, der mit einem durch so eine schwere Zeit geht, ist das sicher schwierig. Das habe ich auch im Gespräch mit Menschen in meinem Wahlkreis gespürt.

Michelle Müntefering: "Mein persönliches Modell ist das der Patentante"

Was würden Sie ändern, wenn Sie einen Tag Bundeskanzlerin wären?

Ich würde sofort Sozialarbeit an allen Schulen einführen. Bildung ist so viel mehr als Unterricht. Ich würde Solardächer auf alle öffentlichen Gebäude installieren lassen. Und ich würde die Demokratie schützen. Sie ist nicht perfekt, aber sie ist das Beste, um gemeinsam auszuhandeln, wie wir leben wollen.

Sie haben vor der Uni Kinderpflegerin gelernt. Wie war das?

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist etwas Wunderbares. Überhaupt: Diejenigen, denen wir unsere Kinder anvertrauen, verdienen viel mehr Respekt.

Wollten Sie je auch eine eigene Familie gründen?

Wir Münteferings sind eine bunte und moderne Familie. Mein persönliches Modell ist das der Patentante, die Süßigkeiten aus allen fernen Ländern mitbringt.

Interview: Anja Reichelt