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Industriekonzern verkündet starke Zahlen, während Mitarbeiter in Baden-Württemberg um Zukunft fürchten

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Der Dormakaba-Schriftzug über einem Gebäude des Schweizer Industriekonzerns.
Industriekonzern Dormakaba hat starke Geschäftszahlen verkündet, will aber massiv Stellen abbauen. © Manuel Geisser/Imago

Industriekonzern Dormakaba hat einen drastischen Stellenabbau angekündigt, vor wenigen Tagen aber gute Zahlen vorgelegt. Das dürfte in der Belegschaft einen bitteren Beigeschmack hinterlassen.

Stuttgart/Bühl - Der Schweizer Industriekonzern Dormakaba hat Anfang Juli ein Transformationsprogramm ausgerufen, das zur Verbesserung der Profitabilität und zum Erreichen der mittelfristigen Wachstumsziele massive Kosteneinsparungen vorsieht. Dormakaba will konkret mindestens 800 Vollzeitstellen bis zum Geschäftsjahr 2024/2025 abbauen. Da das Unternehmen auch zwei Standorte in Baden-Württemberg betreibt, wurde früh die Sorge laut, dass auch Bühl und Villingen-Schwenningen von dem Stellenabbau betroffen sein werden.

Inzwischen hat das Unternehmen bestätigt, den Standort in Bühl nahe Baden-Baden bis 2025 komplett schließen zu wollen, wodurch 270 Mitarbeiter ihren Job verlieren werden. Die Betriebsräte haben zwar angekündigt, um jeden Arbeitsplatz kämpfen zu wollen, für den Produktionsstandort in Baden-Württemberg war die Nachricht dennoch ein herber Schlag. Ein vermutlich ebenso heftiger Schlag für die betroffenen Standorte und Angestellten von Dormakaba dürfte auch sein, dass der Industriekonzern am 31. August ein starkes Wachstum und einen gesteigerten Nettogewinn im Geschäftsjahr 2022/2023 bekanntgab.

Dormakaba: Stellenabbau und Standortschließung trotz starker Geschäftszahlen

Angesichts der stark gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe und Personal sind derzeit viele Unternehmen zur Kostenreduzierung verdammt. Batteriekonzern Varta hat den für 2023 geplanten Stellenabbau bereits umgesetzt, will im kommenden Jahr aber weitere 150 Vollzeitstellen ins Ausland verlagern, wie BW24 per Nachfrage erfuhr. Bei Dormakaba steht der Abbau der Stellen offenbar erst noch bevor, sodass hunderte Mitarbeiter um ihre Zukunft fürchten, während die Schweizer starke Geschäftszahlen präsentieren und diese auch auf das „strikte Kostenmanagement“ zurückführen, wie es in einer Pressemitteilung zum Geschäftsjahr heißt.

Wenn ein Unternehmen Einsparungen im Personal verkündet, ist dieser Schritt eigentlich ein notwendiges Übel zur Kostenreduktion. Bei Dormakaba scheint ein solcher angesichts der Zahlen vom zweiten Halbjahr 2023 aber nicht unbedingt notwendig zu sein. „Dieses gute Ergebnis zeigt, wie die effektive Umsetzung unserer Strategie und Transformation es uns ermöglicht, unsere Leistung sequenziell zu verbessern“, wird Dormakaba-CEO Jim-Heng Lee in der Mitteilung zitiert. „Wir haben unsere Wachstumsziele übertroffen und unsere gesteigerte Profitabilität in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2022/23 entsprach unseren Erwartungen.“

„Dormakaba Bühl muss erhalten bleiben“ : IG Metall will sich gegen Standortschließung wehren

Die in der Mitteilung beschriebene „positive Entwicklung“ und die „Verbesserung in allen Vertriebsregionen“ dürfte angesichts des drastischen Abbaus von weltweit 800 Stellen einen faden Beigeschmack in der Belegschaft hinterlassen. Auch dass der Standort des Schweizer Unternehmens im baden-württembergischen Bühl vor dem Aus steht, ist laut IG Metall angesichts der starken wirtschaftlichen Lage nicht nachvollziehbar. „Wir sind über das Vorgehen des Arbeitgebers schockiert und halten die geplanten Maßnahmen für grundlegend falsch“, hatte die IG Metall Offenburg Ende August erklärt. „Dormakaba Bühl muss erhalten bleiben.“

Während der Betriebsrat um den Dormakaba-Standort in Bühl kämpft und weltweit hunderte Mitarbeiter eine drohende Kündigung fürchten, blickt der Industriekonzern selbst positiv in die Zukunft. „Wir werden unsere Bemühungen um profitables Wachstum weiter intensivieren, damit wir Kapazitäten für weitere Investitionen in die Marktentwicklung und die Verbesserung unserer Innovationsfähigkeit freisetzen können“, erklärte Jim-Heng Lee. Dormakaba ist im Jahr 2015 aus einer Fusion der zuvor eigenständigen Unternehmen Kaba mit Sitz in Zürich und Dorma aus Deutschland hervorgegangen und produziert Sicherheitssysteme wie Hochsicherheitsschlösser oder automatische Türsysteme.

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