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Der FC Basel gewinnt ohne viel Ballbesitz und dank einer brutalen Effizienz mit 3:1 in Lausanne und beendet die schlechteste Hinrunde seit Einführung der Super League damit auf Rang 2.
Offensichtlich wütend stapft FCB-Captain Valentin Stocker in der Halbzeit des Spiels gegen Lausanne zum TV-Interview: Kaum ist die erste Frage gestellt, ledert er los: «Ich hoffe, wir bringen das 1:0 über die Zeit. Sie machen das viel, viel besser als wir. Wir spielen eine Katastrophe, sind nicht in den Zweikämpfen, nicht giftig und finden keine Lösungen. Das nervt mich total. So müssen wir uns nicht wundern, wenn wir am Ende nicht als Sieger vom Platz gehen», sagt er und stapft immer noch wütend von dannen. Bumm. Das sitzt. Und es ist Balsam auf die Seele aller Fussballfans – insbesondere für die des FC Basel –, die heutzutage nur noch selten Klartext in TV-Interviews hören.
Tatsächlich kommt der FCB bei seinem ersten Auftritt auf dem Kunstrasen im neuen Lausanner Stadion La Tuilière nur schwer in die Gänge. Rotblau überlässt den Ball grösstenteils dem Heimteam und zieht sich zurück. Doch wie schon vor einer Woche in Sion geht der FCB nach einer Viertelstunde trotzdem in Führung. Wieder ist es eine Ecke aus dem Nichts, die zum überhaupt nicht dem Spielverlauf entsprechenden 1:0 für den FCB führt. Diesmal findet Stocker den Kopf von Geburtstagskind Eray Cömert, der mit viel Anlauf seinem Gegenspieler entwischt und den Ball mit Wucht in die Maschen köpft.
Ganz so schlimm, wie es die Worte Stockers vermuten lassen, ist der Auftritt des FCB dann doch nicht. Offensiv ist es zwar wirklich nicht berauschend, was Basel da spielt. Doch defensiv lässt Rotblau kaum etwas zu. Lausanne hat zwar mehrheitlich den Ball, kommt aber auch nur zweimal durch Evann Guessand gefährlich zum Abschluss. Doch das Prädikat «hundertprozentige Torchance» verdient sich in Halbzeit 1 nur Cömerts Kopfball zum 1:0.
Nach Stockers Pausenweckruf sorgt dann der VAR dafür, dass das Spiel definitiv in rotblaue Bahnen läuft. Weil Cabral den Ball im Strafraum an den ausgestreckten Arm von Mickael Nanizayamo köpft, entscheidet Schiedsrichter Alessandro Dudic nach Sichtung der TV-Bilder auf Elfmeter für den FCB. Ein Geschenk, das Cabral dankend annimmt. Mit seinem neunten Saisontor beweist der Brasilianer, dass er in den letzten beiden Spielen zu unrecht auf der Bank schmoren musste. Genau eine solche Reaktion wollte FCB-Trainer Ciriaco Sforza nach eigener Aussage durch die kurzfristige Herausnahme seines Top-Stürmers provozieren.
In der 69. Minute unterstreicht Cabral, dass an ihm kein Weg vorbei führt. Nach einem langen Ball von Pajtim Kasami setzt er sich gekonnt gegen Gegenspieler und Torwart durch und bringt den Ball zum 3:0 im Tor unter. Damit ist auch der dritte Basler Schuss aufs Lausanner Tor drin. Wie schon vor einer Woche in Sion besticht der FCB durch seine Effizienz und holt sich so am Ende alles in allem verdient die drei Punkte.
Ein kleiner Wermutstropfen ist der fast schon obligate Gegentreffer, der dann in der 85. Minute doch noch fällt. Josias Lukembila kann nach einer guten Parade von Heinz Lindner zum 1:3-Endstand abstauben. Damit kassiert der FCB im vierten Spiel 2021 bereits das neunte Gegentor.
Mit anderthalb Monaten Verzögerung ist die Hinrunde jetzt beendet. Es ist die schlechteste für den FCB seit Einführung der Super League. Nur 30 Punkte hat Ciriaco Sforza mit seinem Team geholt. Das sind sechs weniger als unter Marcel Koller vor einem Jahr. Doch weil in der Schweiz alle Teams bis auf YB regelmässig schwächeln, reicht diese für den FCB doch magere Ausbeute für Rang 2. Obwohl bis auf den FCZ und Sion alle anderen Teams noch Nachholspiele zu absolvieren haben, ist dieser Fakt bereits Tatsache. Doch weil der Rückstand auf Leader YB ebenfalls bereits acht Punkte und ein Nachholspiel beträgt, droht Rotblau zumindest tabellarisch eine eher langweilige Rückrunde. Diese beginnt bereits am Sonntag mit dem Heimspiel gegen Sion.
Stade de la Tuilière. – 5 Zuschauer. – SR Dudic. – Tore: 16. Cömert (Stocker) 0:1. 52. Cabral (Handspenalty) 0:2. 69. Cabral (Kasami) 0:3. 85. Lukembila (Guessand) 1:3.
Lausanne: Diaw; Boranijasevic, Jenz, Nanizayamo, Flo (73. Cueni); Kukuruzovic; Thomas (63. Suzuki), Bares (63. da Cunha); Brazão, Guessand, Mahou (77. Lukembila).
Basel: Lindner; van der Werff, Cömert, Klose, Petretta; Marchand (46. Zuffi), Frei; Stocker, Kasami, Pululu (79. von Moos); Cabral (75. van Wolfswinkel).
Bemerkungen: Lausanne ohne Falk, Geissmann, Turkes, Zekhnini, Zohouri (alle verletzt), Monteiro und Puertas (beide gesperrt). Basel ohne Abrashi, Jorge, Xhaka (beide verletzt) und Widmer (angeschlagen). – Verwarnungen: 19. Marchand (Foul), 39. Contini (Reklamieren), 52. Nanizayamo (Handspiel), 60. Mahou (ohne Erlaubnis aufs Feld).