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Aktien Das steckt hinter dem Kursrutsch bei Chip-Aktien

TSMC-Logo am Eingang zu einem Gebäude der Firma
Die hohen Erwartungen der Investoren an die Chipkonzerne sind immer schwieriger zu erfüllen: Das musste auch Branchenprimus TSMC erfahren
© Kyodo News / IMAGO
Die Aktien von TSMC und Nvidia waren bis vor kurzem Anlegerlieblinge. Zuletzt gaben die Kurse gleich mehrerer führender Chipunternehmen ordentlich nach. Ist der KI-Hype schon vorbei?

Es ist wahrlich nicht einfach, die extrem hohen Erwartungen der Chip-Bullen zu erfüllen. Das musste vergangene Woche Branchen-Gigant Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) schmerzlich erfahren. Am frühen Freitagmorgen stellte der weltgrößte Chip-Auftragsfertiger sein Zahlenwerk für das erste Quartal 2024 vor. An dem gab es grundsätzlich wenig auszusetzen: Das Gewinnwachstum von rund 9 Prozent übertrumpfte die Markterwartungen, für das zweite Quartal stellte das Unternehmen kräftige Umsatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent in Aussicht. Allerdings gab sich TSMC-CEO C. C. Wei zurückhaltend, was den mittelfristigen Marktausblick betrifft: „Mit Blick auf das Gesamtjahr 2024 bestehen weiterhin makroökonomische und geopolitische Unsicherheiten, die die Verbraucherstimmung und die Endmarktnachfrage weiter belasten könnten“, sagte er. 

Aktionäre hatten mehr erwartet und straften die Aktie im Anschluss an die Präsentation ab – fast siebn Prozent notierte der Titel im Minus. Und nicht nur das: Den zögerlichen Ausblick werteten Marktteilnehmer als negatives Signal für die gesamte Branche, weshalb die Aktienkurse der größten Halbleiterunternehmen reihenweise nachgaben. TSMC-Kunde Nvidia verlor am Freitag bis Börsenschluss etwa zehn Prozent, auch Intel und Broadcom fielen um jeweils fünf respektive vier Prozent. Ist der Hype um Chip-Aktien damit endgültig vorbei?

Der Markt preist Wachstum bereits ein

Blickt man auf die Ein-Jahres-Performances der allermeisten Chip-Titel, kann von einem wirklichen Ende des Hypes noch nicht die Rede sein. Viele von ihnen stehen weiter deutlich im Plus. Das Paradebeispiel dafür ist Nvidia, die wohl bekannteste KI-Aktie der Welt. Nvidia schloss das jüngste Quartal mit einem Nettogewinn von 12,3 Mrd. Dollar ab – ein Plus von 769 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Heute steht das Unternehmen trotz des jüngsten Kursrücksetzers im Vergleich zum Jahresanfang 67 Prozent im Plus. Auf Ein-Jahres-Sicht hat sich das Papier mehr als verdreifacht. Diese immensen Kursgewinne verdeutlichen, wie sehr der Markt außerordentliche Erwartungen an Umsatz und Gewinn bereits einpreist. 

Ein solches Sentiment birgt natürlich Risiken. Alle Augen sind auf den Chip-Superstar gerichtet, Nvidia muss weiter liefern. Das erklärt auch, warum selbst ein leicht getrübter Ausblick einen Kursrutsch bei TSMC und Co. auslösen kann. „Chip-Aktien standen aufgrund der generativen künstlichen Intelligenz im Rampenlicht, so dass selbst ein wenig Besorgnis über ihre Aussichten einen großen Ausverkauf auslöste“, sagt dazu Kazuyoshi Saito, Senior Analyst bei IwaiCosmo Securities, auf der japanischen Nachrichtenseite Nikkei Asia. 

Riskanter Einstiegszeitpunkt 

Je nach Risikoappetit könnten Anlegerinnen und Anleger ihre Positionen weiter aufbauen oder halten. Ernst Hagen, Portfoliomanager der Vermögensverwaltung DJE Kapital, sieht beispielsweise bei Halbleiterausrüstern weiteres Kurspotenzial. Dazu zählt unter anderem der niederländische Maschinenhersteller ASML. „In einem ohnehin schon überdurchschnittlich wachsenden Halbleitermarkt wächst die Ausrüstungssparte noch einmal deutlich schneller“, betont er in einem aktuellen Branchenkommentar. Hagen begründet seine Prognose unter anderem mit der wachsenden Nachfrage nach KI-Chips – und damit neuen Produktionskapazitäten. 

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, bezeichnet hingegen die Aktien europäischer Halbleiterproduktionsanlagen mit ihrem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 32 als teuer – „weshalb ich zunächst nicht weiter zukaufen, sondern die Gewinne weiterlaufen lassen würde“, wie er in einem Marktkommentar im April schrieb. 

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