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Immobilien Worauf Banken beim Baukredit achtet

Neubaugebiet in Essen
Neubaugebiet in Essen
© Jochen Tack / IMAGO
Wer einen Baukredit beantragt, kommt um eine Bonitätsprüfung nicht herum. Capital erklärt, was Banken wissen wollen und wie Hauskäufer ihre Kreditwürdigkeit verbessern

Die wenigsten Immobilienkäufer und Bauherren können sich ihren Traum vom Eigenheim aus der Kaffeekasse finanzieren. In der Regel führt der Weg zu den eigenen vier Wänden über die Bank. Baukredite gibt es momentan oft schon ab weniger als einem Prozent Effektzins – vorausgesetzt, der Kreditnehmer bringt eine gute Bonität mit. Aber was heißt das eigentlich? Wie prüfen Banken die Bonität ihrer Kunden? Und was kann man tun, um seine Kreditwürdigkeit zu verbessern?

Jürgen Klaus, Spezialist für Baufinanzierung beim Darlehensvermittler Dr. Klein, vergleicht die Bonität gern mit einem Puzzle, das sich aus vielen verschiedenen Daten zusammensetzt. „Wohnort, Umzugshäufigkeit, Alter, Familienstand und Beruf spielen ebenso eine Rolle wie Einkommen, Vermögen, vorhandene Kredite und finanzielle Verpflichtungen“, sagt er. Die einzelnen Puzzleteilen ergeben schließlich ein Gesamtbild, aus dem Banken ableiten, wie zahlungskräftig und zahlungswillig ein Kreditnehmer ist. Eine hohe Bonität bedeutet nichts anderes, als dass ein Kunde seine Verbindlichkeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit zurückzahlen wird.

Beim Baukredit entscheidet die Bonität

Viele der benötigten Daten bekommen Kreditgeber von Auskunfteien wie der Schufa. Die sammelt Informationen über das bisherige Zahlungsverhalten einer Person und gibt zudem Auskunft über bestehende Verbindlichkeiten wie noch nicht abbezahlte Ratenkredite. Aus allen vorhandenen Daten errechnet die Schufa eine Punktzahl, die die Bonität eines Verbrauchers widerspiegeln soll. Der Schufa-Score spielt bei allen Banken eine Rolle bei der Vergabe eines Baukredits, fließt jedoch nicht überall gleichermaßen in die Entscheidung ein. „Manche Banken schauen weniger auf die Schufa und mehr auf das Gesamtbild“, sagt Dr.-Klein-Experte Klaus.

Wenn die Hausbank neinWenn die Hausbank
Jürgen Klaus

Die meisten Banken nehmen im Rahmen von Bonitätsprüfungen eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung vor. Dabei stellen sie sämtliche regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben einander gegenüber. Die Differenz entspricht der monatlichen Tilgungsrate, die Kreditnehmer maximal leisten können. Doch auch dabei können die Ergebnisse variieren. So rechnet zum Beispiel jedes Kreditinstitut mit anderen Pauschalbeträgen für die Lebenshaltungskosten. Dadurch kann es passieren, dass ein Kunde bei einer Bank auf einen negativen Saldo kommt und bei einem anderen Institut nicht. Letzteres setzt niedrigere Kosten für das Alltagsleben an. Darum gilt: „Wenn die Hausbank ‚nein‘ zum Darlehen sagt, sollte keiner resignieren, sondern lieber weitere Banken anfragen“, rät Dr.-Klein-Experte Klaus. Schließlich genüge bereits eine einzige willige Bank, um ein Baukredit zu bekommen.

Konditionsanfrage statt Kreditanfrage

Zu viele Kreditanfragen sollten angehende Immobilienbesitzer auf der Suche nach einer Finanzierung allerdings nicht stellen. Der Grund: Banken melden solche Anfragen an die Schufa, die sie ein Jahr lang speichert. Geldhäuser interpretieren viele parallellaufende Kreditanfragen nämlich so, dass der Antragssteller finanzielle Probleme hat und von vielen anderen Instituten bereits abgelehnt wurde. Wer innerhalb kurzer Zeit mehrere Stellen nach einem Darlehen fragt, riskiert deshalb eine schlechtere Bonitätsbewertung.

Schlimmstenfalls kann es passieren, dass Interessenten gar keinen Kredit bekommen, obwohl sie nichts weiter tun wollten, als Angebote zu vergleichen. Statt einer Kreditanfrage sollten Verbraucher deshalb lieber eine sogenannte Konditionsanfrage stellen, rät Klaus. Die ist nämlich schufaneutral. Heißt: Die Anfrage wird der Schufa zwar mitgeteilt, ist aber nicht für andere Banken sichtbar. Kreditnehmer müssen so keine negativen Auswirkungen auf ihre Bonität fürchten.

Wer seine Kreditwürdigkeit verbessern will, um bessere Baugeld-Konditionen zu bekommen, sollte als erstes eine Selbstauskunft bei der Schufa anfordern, um eventuell fehlerhafte Daten korrigieren zu lassen. Anschließend kann man versuchen, Eigenkapital und finanzielle Reserven zu steigern, rät Klaus. Kreditnehmer in spe können zum Beispiel eine Gehaltserhöhung vorziehen oder die Zahl ihrer Arbeitsstunden hochsetzen. Auch Zuschüsse wie das Baukindergeld sollte man auf jeden Fall mitnehmen.

Zahlt man bereits andere, kleinere Kredite ab, kann eine schnelle Tilgung die Bonität verbessern. „Grundsätzlich wirkt sich ein bereits laufender Kredit aber nicht negativ aus, solange er ordnungsgemäß bedient wird“, erklärt Klaus. Vermeiden sollten Darlehensnehmer dagegen zu viele Kreditkarten und häufige Girokontenwechsel.

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