Im Rennen um die Kandidatur der US-Republikaner bei den Präsidentschaftswahlen 2024 sind neben Donald Trump eine ganze Reihe weiterer politischer Schwergewichte am Start. Aber auch einige ziemlich unbekannte Anwärter wollen für ihre Partei ins Weiße Haus einziehen. 268 Personen verzeichnete die Liste republikanischer Bewerberinnen und Bewerber bei der Bundeswahlbehörde Ende Juni – und eine Katze. Der allergrößte Teil von ihnen hat bisher weder nennenswert Wahlkampfspenden gesammelt, noch Personal eingestellt oder gar öffentliche Auftritte absolviert und wird von den Meinungsforschungsinstituten in den USA – ebenso wie in dieser Übersicht – ignoriert. Auch die Katze. Die heißt übrigens Oskar Cats und erfüllt als Tier gar nicht die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für das Amt des Präsidenten.
Aber egal ob Prominent oder namenlos, Mensch oder Tier: Alle am Einzug ins Weiße Haus interessierte Republikanerinnen und Republikaner müssen erst einmal die Vorwahlen der „Grand Old Party“ gewinnen – und dabei den Ex-Präsidenten aus dem Feld räumen, der in allen Umfragen weit vorne liegt.
Donald Trump ist der Gegner, den es zu schlagen gilt
Die Vorwahlsaison der Republikaner beginnt am 15. Januar 2024 im Bundesstaat Iowa. Eine erste Fernsehdebatte der republikanischen Bewerber ist für den 23. August 2024 angesetzt. Um an dem verbalen Schlagabtausch teilnehmen zu dürfen, mussten die Bewerber Wahlkampfspenden von 40.000 Einzelspendern vorweisen, wobei mindestens 200 dieser Spenden von Einzelpersonen aus 20 Bundesstaaten oder Territorien stammen mussten. Außerdem brauchten sie mindestens je ein Prozent Unterstützung in drei nationalen Umfragen – oder je ein Prozent in zwei nationalen Umfragen plus je ein Prozent in zwei Umfragen aus frühen Vorwahlstaaten wie Iowa und New Hampshire.
Die Teilnehmer wurden zudem gebeten, ein „Loyalitätsversprechen“ zu unterzeichnen, wonach sie die Person unterstützen, die am Ende der Primaries von den Wählerinnen und Wählern ins Rennen gegen US-Präsident Joe Biden geschickt wird. Der Sinn dieser Anforderungen bestand darin, das Feld auf diejenigen zu beschränken, die tatsächlich ernsthafte Kandidaten oder Kandidatinnen für die Nominierung sind. Trump tritt bei dem TV-Duell nicht an. „Die Öffentlichkeit weiß, wer ich bin und was für eine erfolgreiche Präsidentschaft ich hatte“, hatte er am vergangenen Sonntag auf seiner Online-Platform Truth Social geschrieben und unter Verweis auf seinen riesigen Umfragevorsprung verkündet: „Ich werde daher nicht an den Debatten teilnehmen.“ Dafür nutzen seine acht wichtigsten Rivalen die Gelegenheit, sich vor einem Millionenpublikum in Stellung zu bringen und als die beste Alternative zum Ex-Präsidenten zu präsentieren.
Der Sieger oder die Siegerin der Primaries, wie die Vorwahlen in den USA genannt werden, fordert dann am 5. November nächsten Jahres den Kandidaten der Demokraten heraus, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Amtsinhaber Joe Biden handeln wird, da dessen innerparteiliche Konkurrenz nahezu chancenlos ist.
Das sind die Konkurrenten von Donald Trump
Ron DeSantis. Floridas Gouverneur gilt schon lange als Trumps gefährlichster innerparteilicher Rivale. Der 44-jährige aufstrebende Star der Republikaner verfolgt in seinem Bundesstaat eine ultrakonservative Politik, die er als „Blaupause“ für das ganze Land sieht, und geriert sich als Kämpfer gegen eine linke woke Ideologie. Im vergangenen November war DeSantis in einem Erdrutschsieg als Gouverneur wiedergewählt worden, für viele schien der Generations- und Führungswechsel bei den Republikanern damit beschlossene Sache. In Umfragen fiel der frühere Kongressabgeordnete in den folgenden Monaten aber wieder weit hinter Trump zurück. Zwar führt DeSantis das Verfolgerfeld mit einem durchschnittlichen Umfrageergebnis von 14,9 Prozent noch immer an, doch der Ex-Präsident liegt mit 55,9 Prozent weit vor ihm.
Vivek Ramaswamy. Der Pharmaunternehmer ist mit nur 38 Jahren der jüngste Bewerber um die US-Präsidentschaft – und verfügt mit einem geschätzten Vermögen von 600 Mio. Dollar über viel Geld für den Wahlkampf. Ramaswamy hat mehrere Biotech-Firmen zur Entwicklung von Medikamenten gegründet und sich in den vergangenen Jahren immer mehr der Politik zugewandt. Der Sohn indischer Einwanderer profiliert sich – ähnlich wie DeSantis – mit Angriffen auf eine „woke Kultur“, die er mit Krebs vergleicht, und will einen „neuen amerikanischen Traum für die nächste Generation“ erschaffen. Er macht sich über die Tugendhaftigkeit von Unternehmen in Sachen Klimawandel lustig und hat seine strikte Ablehnung der Förderung von Rassengerechtigkeit zu einem Hauptbestandteil seines Wahlkampfes gemacht. Seine provokanten Aussagen haben Vivek Ramaswamy zu einem Star der Rechten gemacht und auch in den Umfragen erstaunlich weit nach oben klettern lassen: Mit durchschnittlich 7,1 Prozent belegt er hinter Trump und DeSantis Platz drei.
Mike Pence. Der ehemalige Vizepräsident von Donald Trump hat sich die Kandidatur selbst zum Geburtstag geschenkt. Am 7. Juni wurde Pence 64 Jahre alt und verkündete in einem auf Twitter veröffentlichten Video: „Ich gebe heute vor Gott und meiner Familie bekannt, dass ich für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidiere.“ Bereits zwei Tage zuvor hatte er die erforderlichen Unterlagen bei der Bundeswahlkommission eingereicht. Pence war Trump in vier Jahren im Weißen Haus ein loyaler Stellvertreter. Die Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021, bei der randalierende Trump-Anhänger unter anderem „Hängt Mike Pence“ riefen, führte aber zum Bruch zwischen den beiden. Der erzkonservative Politiker ist evangelikaler Christ und gilt als wenig charismatisch. Er war vor seiner Zeit als Vizepräsident Gouverneur des Bundesstaates Indiana und davor jahrelang US-Abgeordneter in Washington. Seine Umfragewerte liegen bei durchschnittlich 4,3 Prozent.
Nikki Haley. Die ehemalige Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen sieht sich als Vertreterin einer „neuen Generation“ politischer Führungskräfte. Die 51-jährige Tochter indischer Einwanderer, geboren in Bamberg, South Carolina, stieg im Februar als erste prominente Trump-Herausforderin ins Präsidentschaftsrennen ein. Haley hat den Ex-Präsidenten, der sie 2017 zur UN-Botschafterin gemacht hatte, in der Vergangenheit offen kritisiert, vermeidet inzwischen aber die direkte Konfrontation. Sie ist bisher die einzige weibliche Bewerberin für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Von 2011 bis 2017 war sie als erste Frau und jüngste Amtsinhaberin Gouverneurin ihres Heimatbundesstaates. Umfragen sehen sie derzeit im Durchschnitt bei 3,3 Prozent.
Chris Christie. New Jerseys Ex-Gouverneur war einst ein Vertrauter von Donald Trump. Nach dessen Wahl zum Präsidenten im November 2016 leitete der 60-Jährige vorübergehend das Übergangsteam, das den Machtwechsel vorbereiten sollte. Christie war auch für ein Ministeramt im Gespräch, bekam letztlich aber doch keinen Posten. Ein Grund dafür war möglicherweise ein Skandal über die Schließung einer Brücke in seiner Zeit als Gouverneur von 2010 bis 2018, mit der er angeblich einen mit ihm verfeindeten Bürgermeister bestrafen wollte. In den vergangenen Jahren hat Christie sich von Trump losgesagt. Erst kürzlich bezeichnete er den Ex-Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukrainekrieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Auch bei der Verkündung seiner Bewerbung Anfang Juni griff der Ex-Gouverneur seinen Konkurrenten direkt an: Trump sei vom Spiegel besessen, gebe nie einen Fehler zu, mache immer jemand anderen für Pannen verantwortlich und wolle immer die Lorbeeren ernten für alles, was gut laufe. Christie hatte sich bereits 2016 um die Kandidatur der Republikaner beworben. Nach schlechten Ergebnissen war er aber früh aus den Vorwahlen ausgestiegen. Auch diesmal stehen seine Chancen mit aktuell 3,1 Prozent nicht besonders gut.
Tim Scott. Der derzeit einzige schwarze Republikaner im Senat der Vereinigten Staaten würde gern auch der erste schwarze Republikaner im Weißen Haus werden. Scott ist evangelikaler Christ, kommt aus einfachen Verhältnissen und sieht sich als Beispiel dafür, dass es jeder in den USA weit nach oben schaffen kann, unabhängig von seiner Herkunft. Der 57-Jährige sitzt seit 2013 für seinen Bundesstaat South Carolina im Senat, zuletzt wurde er im November mit großem Vorsprung auf seine demokratische Herausforderin wiedergewählt. Habituell ist Scott ein Gegenentwurf zu Trump. Er trägt häufig Jeans samt blauem Hemd, lässt das Jackett weg und verzichtet bei öffentlichen Auftritten auf beleidigende Worte. Inhaltlich sind sich die Kontrahenten in vielen Punkten nah. Besonders die Migrationspolitik von Joe Biden und den „radikalen Linken“ prangert Scott immer wieder an und plädiert dafür, die Mauer an der Grenze zu Mexiko weiterzubauen. Zudem befürwortet der Senator ein landesweites Abtreibungsverbot. Sein Umfragendurchschnitt: 3,0 Prozent.
Asa Hutchinson. Der frühere Gouverneur aus Arkansas stieg Anfang April in das Präsidentschaftsrennen ein. Hutchinson ist ein klassischer Konservativer mit langer politischer Karriere – und hat so gut wie keine Erfolgschancen bei den Vorwahlen. Nur durchschnittlich 0,9 Prozent der Befragten wünschen sich den 72-Jährigen derzeit als Kandidaten der Republikaner. Hutchinson gilt als ausgewiesener Trump-Kritiker – wenn auch nicht als lauter, sondern eher als freundlicher. Nachdem Trump im April wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels angeklagt wurde, forderte er den Ex-Präsidenten auf, seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur aufzugeben.
Doug Burgum: Der Gouverneur von North Dakota machte seine Präsidentschaftsambitionen am selben Tag offiziell wie Mike Pence. „Um das Beste aus Amerika herauszuholen, brauchen wir eine Führungspersönlichkeit, die sich klar auf drei Dinge konzentriert: Wirtschaft, Energie und nationale Sicherheit“, begründete der 67-Jährige seine Bewerbung für die Kandidatur der Republikaner. Burgum verfolgt in seinem dünn besiedelten Bundesstaat im Mittleren Westen eine konservative Politik. So unterzeichnete er in diesem Jahr ein Gesetz, das geschlechtsangleichende Behandlungen für die meisten Minderjährigen verbietet und Abtreibungen nahezu vollständig untersagt. 2021 setzte er sich das Ziel, North Dakota bis 2030 „kohlenstoffneutral“ zu machen. Der ehemalige Microsoft-Manager ist landesweit deutlich unbekannter als der Großteil seiner Konkurrenz, sieht nach eigener Aussage aber einen „Wettbewerbsvorteil“ darin, unterschätzt zu werden. Bemerkbar gemacht hat sich dieser angebliche Vorteil bislang nicht: In den Umfragen liegt Burgum abgeschlagen bei durchschnittlich 0,5 Prozent.
Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen