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Fußball Warum der DFB zurzeit finanziell klamm ist

DFB Campus in Frankfurt
DFB Campus in Frankfurt: Der Bau der neuen Verbandszentrale hat viel Geld verschlungen
© IMAGO / Nico Herbertz
Den Deutschen Fußballverband drücken Geldsorgen. Da kommt die Verpflichtung eines neuen Bundestrainers ungelegen, denn der wird nicht billig. Aber warum steckt der Verband überhaupt in finanziellen Schwierigkeiten?

Der Deutsche Fußball-Bund ist nach dem Rauswurf von Hansi Flick auf der Suche nach einem neuen Trainer für die Männer-Nationalmannschaft. Da stellt sich nicht nur die Frage, wer Nachfolger wird. Genauso wichtig: Wie soll man den bezahlen? Top-Kandidat Julian Nagelsmann steht noch bis Juli 2026 beim FC Bayern München unter Vertrag und soll fast 7 Mio. Euro im Jahr verdienen.

Aber die finanzielle Lage des Verbandes ist – zurückhaltend formuliert – angespannt. In Zahlen ausgedrückt: Der DFB verzeichnete im aktuellen Finanzbericht (auch wegen nötiger Steuerrückstellungen) ein sattes Minus von 33,5 Mio. Euro.

Der Bericht wurde Ende vergangenen Jahres veröffentlicht und beschreibt die Lage 2021. Die sah damals nicht gut aus, und sie dürfte sich seitdem nicht verbessert haben. Die Männer-Truppe – die Cashcow des Verbandes – war bei der WM 2022 in Katar bereits in der Vorrunde gescheitert, die Frauen haben sich in Australien dieses Jahr daran ein Beispiel genommen. Und Flick muss trotz Trennung bis Ende 2024 weiterbezahlt werden. Geschätztes Jahressalär: mehr als 6 Mio. Euro. Damit war er der bestbezahlte Nationaltrainer der Welt, bis die Saudis Roberto Mancini verpflichteten und den Rekord pulverisierten.

Teure Verbandszentrale

Das zweite Vorrunden-Aus der Männer in Folge bei einer Weltmeisterschaft hat den Verband hart getroffen, ihm entgingen damit Prämien in Millionenhöhe. Weltmeister Argentinien kassierte für den Titel bei der Endrunde in Katar rund 40 Mio. Euro. Der DFB bekam für seine Teilnahme 10 Mio. Euro. Die Truppe ist die lukrativste Einnahmequelle des Verbandes. Der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zufolge bringt sie im Jahr mehr als 200 Mio. Euro ein und liefert so mehr als die Hälfte seiner gesamten Erträge. Das gelingt ihr vor allem durch Vermarktung und Sponsoring. Der sportliche Misserfolg – auch die Europameisterschaft 2021 verlief mit dem Achtelfinal-Aus enttäuschend – macht die Nationalelf als Werbeträger unattraktiver, und das dürfte spürbare finanzielle Konsequenzen haben.

Dann ist da die „Campus“ genannte Akademie und Verbandszentrale in Frankfurt am Main. Der Bau des im vergangenen Jahr eröffneten Prestige-Projekts verschlang 180 Mio. Euro. Das ist doppelt so viel Geld wie ursprünglich geplant. Außerdem muss der DFB sehr hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten zahlen, die „Welt“ beziffert sie auf jährlich 21 Mio. Euro.

Ärger mit dem Fiskus

Hinzu kommt Steuerärger. Mehr als 50 Mio. Euro hat es den DFB bereits gekostet, dass ihm zeitweise die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde – wegen der WM-Affäre 2006 und wegen eines Streits um die Verbuchung von Einnahmen aus Bandenwerbung 2014 und 2015. Weitere 24 Mio. Euro hat er an weiteren Rückstellungen gebildet. Der DFB klagt gegen die Steuerforderungen und hofft, das gezahlte Geld zurückzubekommen.

Größeren finanziellen Spielraum sollte ein Deal mit der DFL bringen, die den deutschen Profifußball organisiert und vermarktet. Auf den ersten Blick sieht der neue bis 2029 gültige Grundlagenvertrag, der die Geldflüsse regelt, für den DFB recht gut aus. Auf den zweiten Blick eher nicht.

Statt wie bisher 26 Mio. Euro zahlt die DFL dem DFB künftig zwischen 34,5 und 39 Mio. Euro pro Saison. Außerdem überweist der DFB im Gegenzug nur noch 12,5 Mio. Euro jährlich statt bislang 20 Millionen, um mit den Nationalspielern der Klubs werben zu dürfen. Das heißt: Es gehen nun unter dem Strich bis zu 25,5 Mio. Euro im Jahr an den DFB statt 6 Mio. Euro.

Wie die „SZ“ berichtet, haben das Steuerrecht und eine Umstrukturierung innerhalb des DFB allerdings unerfreuliche Konsequenzen. Demnach konnte in der alten Konstruktion der Verband die Einnahmen als steuerfrei verbuchen und die Zahlungen an die DFL zugleich steuerlich geltend machen. Deshalb habe der DFB nicht 6 Mio. Euro, sondern um die 12 Mio. Euro eingenommen. Seit vergangenem Jahr müsse der DFB die Zahlungen der Liga allerdings normal versteuern. Unter dem Strich blieben daher dem Verband Steuerfachleuten zufolge unter dem Strich nur rund 6 Mio. Euro mehr als bisher. Der DFB teilte der Zeitung mit, dass diese Rechnung „grundsätzlich zu zutreffenden Ergebnissen“ komme.

Vergütung an Diäten gekoppelt

Das ändert nichts daran, dass der DFB seinem Spitzenpersonal üppige Gehälter überweist. Bevor der neue Präsident Bernd Neuendorf im Frühjahr vergangenen Jahres gewählt wurde, war die Vergütung auf 246.000 gedeckelt. Das betraf die Männer, die zusätzlich für Ämter bei Fifa und Uefa bezahlt wurden. Der Präsident bekommt der SZ zufolge vom DFB jährlich 220.000 Euro überwiesen und zusätzlich 250.000 von der Fifa, in dessen Council er sitzt. Er beziehe damit doppelt so viel Geld wie sein Vorgänger Fritz Keller. Praktisch: Die Steigerung der Vergütung im Präsidium des DFB wurde jüngst an die Entwicklung der Entlohnung der Bundestagsabgeordneten gekoppelt. Legen also die Diäten zu, gibt es für das DFB-Präsidium automatisch die gleiche prozentuale Steigerung.

Derweil hat der Verband ein strukturelles Defizit von jährlich 19,5 Mio. Euro. Im Sommer erarbeitete der Verband einen Konsolidierungsplan und entdeckte nach eigenen Angaben Einsparpotenziale von 15 Mio. Euro. Wo genau in welcher Höhe gespart werden kann, aber wurde nicht mitgeteilt.

Die einfachste Lösung für den DFB wäre, dass die Nationalmannschaft der Männer dauerhaft erfolgreichen und schönen Fußball spielt. Nach den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit sollte sich darauf aber wirklich niemand verlassen.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen

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