DSAG-Investitionsreport 2023 Erschwert die Preispolitik der SAP die Cloud-Migration?

Von Dr. Dietmar Müller 4 min Lesedauer

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DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen stellte den Investitionsreport für 2023 vor. Darin wird die schleppende digitale Transformation der Anwender abgebildet, die zusätzlich von der Preispolitik der SAP gehemmt wird.

Unternehmen erhöhen weiter ihre IT- und SAP-Budgets für Migrationsprojekte, da einige etablierte SAP-Lösungen demnächst aus der Wartung fallen.
Unternehmen erhöhen weiter ihre IT- und SAP-Budgets für Migrationsprojekte, da einige etablierte SAP-Lösungen demnächst aus der Wartung fallen.
(Bild: jamesteohart - stock.adobe.com)

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) hat ihren Investitionsreport für 2023 vorgelegt. Demnach wird das IT-Budget der befragten Unternehmen im Vergleich zu 2022 bei 54 Prozent steigen, bei 26 Prozent bleibt es gleich und bei 15 Prozent sinkt es. Die SAP-Budgets steigen bei 52 Prozent, bei 31 Prozent bleiben sie gleich und bei 15 Prozent sinken sie.

„Der Aufwärtstrend bei den IT-Budgets sowie den Budgets für SAP-Lösungen, der bereits letztes Jahr zu erkennen war, setzt sich auf annähernd gleichem Niveau fort. Das spricht für Zuversicht bei den Unternehmen, dass Krisensituationen gut gemeistert werden“, erklärte DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen. „Zudem laufen einige etablierte SAP-Lösungen demnächst aus der Wartung und die Projekt-Pipelines der Unternehmen sind gut gefüllt – entsprechend wird Budget benötigt.“

Nutzer lieben S/4HANA On-Premise

Interessante Ergebnisse liefert die Frage nach den eingesetzten SAP-ERP-Lösungen. Hier zeigt sich nämlich ein enormes Beharrungsvermögen, die Installationen vor Ort dominieren immer noch deutlich die Anwenderlandschaft. 79 Prozent (2022: 75 Prozent) nutzen die SAP Business Suite vor S/4HANA On-Premise mit 41 Prozent (2022: 32 Prozent). Abgeschlagen und nur langsam aufholend folgen S/4HANA Private Cloud mit acht Prozent (2022: sechs Prozent) und S/4HANA Public Cloud mit drei Prozent (2022: zwei Prozent).

Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG.
Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG.
(Bild: DSAG)

„Für S/4HANA-Projekte im Besonderen und Transformations-Projekte im Allgemeinen gilt: Je nach Komplexität können Migrationsprojekte mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Eine echte Transformation erfordert, dass neue Technologien evaluiert und eingeführt, sowie Prozesse neu gedacht werden“, erläuterte Hungershausen. Darüber hinaus müssten bei Migrationsprojekten oftmals alter Code bzw. bestehende Prozesse ersetzt und Stammdaten bereinigt werden.

Die digitale Transformation ist zwingend

Für die SAP-Investitionen im Jahr 2023 relevant sind vor allem die Business Suite und S/4HANA, denn bald müssen Unternehmen ihr altes ERP-System ablösen.
Für die SAP-Investitionen im Jahr 2023 relevant sind vor allem die Business Suite und S/4HANA, denn bald müssen Unternehmen ihr altes ERP-System ablösen.
(Bild: DSAG)

Eine weitere Frage drehte sich um die digitale Transformation generell und die Fortschritte der Unternehmen dabei. Im vergangenen Jahr wurde diese Frage nicht gestellt, sodass der Vergleich zu 2021 herangezogen werden muss. „Sehr weit“ sind fünf Prozent (2021: zwei Prozent) als „weit“ bezeichnen sich 39 Prozent, der identische Wert wie 2021. „Nicht sehr weit“ sehen sich 52 Prozent, eine Steigerung um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Report vor zwei Jahren.

Doch die Anwender sind gezwungen, ihre alten ERP-System zu S/4HANA zu wechseln, und zwar bis 2027 bzw. spätestens 2030. „Das klingt noch fern. Der Aufwand, der mit einer solchen Migration verbunden ist, darf dennoch nicht unterschätzt werden“, so Hungershausen.

Investitionen in die Cloud

Bei den SAP-Cloud-Lösungen gaben 24 Prozent der Befragten an, hohe und mittlere Investitionen in die SAP Business Technology Platform (BTP) zu tätigen. Investitionen meinen in diesem Fall die Steigerung von Ausgaben in Cloud-Lösungen inklusive Subskriptionen. An zweiter Stelle im Ranking der SAP-Cloud-Lösungen folgt SAP SuccessFactors mit hohen und mittleren Investitionen bei 17 Prozent der Befragten. An dritter Stelle steht SAP Customer Experience mit neun Prozent.

„SAP positioniert die BTP als zentrales Element ihrer Strategie. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Umfrageteilnehmer diese SAP-Cloud-Lösung in Erwägung ziehen“, erläuterte Hungershausen. Aus DSAG-Sicht sei es positiv zu bewerten, dass nun erste Migrationsservices entwickelt werden, die z. B. bei der Umstellung bestehender Integrationsarchitekturen auf die Integration Suite der BTP unterstützen. Die Kosten für Entwicklung, Qualitätssicherung und Nutzung der Services ohne produktiven Bezug seien aber zu hoch – genauso wie die Kosten für den generellen Betrieb. Hierzu steht die DSAG im Austausch mit SAP.

KI noch kein Thema

Bei der Business Technology Platform liegt in Bezug auf die Relevanz für Investitionen der Bereich Daten und Analysen wie etwa SAP HANA Cloud oder SAP Analytics Cloud mit 38 Prozent hohen und mittleren Investitionen (2022: 39 Prozent) vor der Anwendungsentwicklung und -automatisierung sowie der Integration mit jeweils 17 Prozent für hohe und mittlere Investitionen. Das Hype-Thema 2023, die Künstliche Intelligenz (KI), bildet mit drei Prozent für hohe und mittlere Investitionen das Schlusslicht. Möglicherweise war den Befragten zum Zeitpunkt der Erhebung (Januar und früher Februar) die Gewichtigkeit des Themas noch nicht so klar.

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„Die Bedeutung von Daten und Analysen bewegt sich auf Vorjahresniveau. Echtzeitanalysen, Prognosen und konkrete Planungen spielen eine große Rolle“, erläutert dessen ungeachtet Hungershausen. In diesen Kontext passe auch das von SAP angekündigte Angebot „SAP Datasphere“, das Geschäftskunden die Verarbeitung und Analyse geschäftskritischer SAP- und auch Non-SAP-Daten erleichtern soll.

Cloud-Preispolitik in der Kritik

In diesem Investitionsreport wurde auch erstmals nach einer Einschätzung zur Preispolitik von SAP im Cloud-Umfeld gefragt. Als zufrieden bezeichnen sich lediglich fünf Prozent. 20 Prozent beurteilen ihren Status mit weder zufrieden noch unzufrieden, 26 Prozent der Befragten machten keine Angaben. „Natürlich lässt sich bei diesem Ergebnis nicht verschweigen, dass damit bei fast der Hälfte die Preispolitik von SAP nicht auf Gegenliebe stößt. Das sehe ich aber als ein grundlegendes Problem, das die Kundenunternehmen mit allen Anbietern von Cloud-Lösungen haben”, so Hungershausen.

Erstmals wurden die DSAG-Mitglieder nach einer Einschätzung zur Preispolitik von SAP im Cloud-Umfeld gefragt: Nur 5 % sind zufrieden. Die geplante jährliche Preiserhöhung für SAP-Cloud-Dienste sorgt für viel Kritik.
Erstmals wurden die DSAG-Mitglieder nach einer Einschätzung zur Preispolitik von SAP im Cloud-Umfeld gefragt: Nur 5 % sind zufrieden. Die geplante jährliche Preiserhöhung für SAP-Cloud-Dienste sorgt für viel Kritik.
(Bild: DSAG)

Er fügte hinzu: „Die geplante jährliche Preiserhöhung für SAP-Cloud-Dienste hat für viel Kritik bei den DSAG-Mitgliedern gesorgt. Wir sind davon überzeugt, dass verlässliche Mechanismen für die Preisentwicklung benötigt werden. Auch deshalb sind diese Werte wie ein Echo einer bereits im vergangenen Jahr gezeigten Reaktion der SAP-Kunden. Eine jährliche wiederkehrende Erhöhung der Preise erschwert Unternehmen den Weg in die Cloud“.

Im Rahmen der DSAG-Keynote bei den Technologietagen 2023 wurde seitens der Interessenvertretung der Appell laut, dass SAP die 3,3-prozentige Preiserhöhung nicht auch noch für die Cloud-Services anzusetzen, die in den Maintenance-Modus versetzt werden bzw. abgekündigt sind. „Wenn Kunden für bereits angekündigte oder nicht weiter gewartete Cloud-Lösungen noch mehr zur Kasse gebeten werden, erzeugt das einen negativen Eindruck vom Hersteller – und das kann aus DSAG-Sicht kein Ziel von SAP sein“, so der Vorstandsvorsitzende.

Erhebungsgrundlage
Im Zeitraum vom 24. Januar bis 15. Februar 2023 haben sich 265 Teilnehmer und Teilnehmerinnen im DACH-Raum an der Umfrage beteiligt (D: 188; A: 31; CH: 35). Befragt wurden CIOs, CC-Leiter sowie Ansprechpersonen aus Mitgliedsunternehmen. Dabei wurde nur eine Person pro Mitgliedsunternehmen angeschrieben und zur Teilnahme aufgefordert. Die Top-5 der vertretenen Branchen sind Maschinen-, Geräte und Komponentenbau, der Öffentliche Sektor, Konsumgüterindustrie, Gesundheitswesen und der Großhandel.

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