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„Der Schiedsrichter ist auch ein Mensch“: SpVgg stellt Schild mit wichtiger Botschaft auf

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Es ist zwar nichts Dramatisches vorgefallen, aber die SpVgg möchte mit diesem Schild alle Besucher daran erinnern, welche Werte im Mestekämper-Stadion gelten.
Es ist zwar nichts Dramatisches vorgefallen, aber die SpVgg möchte mit diesem Schild alle Besucher daran erinnern, welche Werte im Mestekämper-Stadion gelten. © sanna

Am Eingang zum Mestekämper-Stadion ist neuerdings ein Schild zu sehen. Damit möchte der SpVgg Narchrodt daran erinnern, welche Werte auf dem Platz gelten.

Nachrodt-Wiblingwerde – „Der Schiedsrichter ist auch ein Mensch.“ Das ist nicht zu leugnen. „Das ist ein Spiel“. Wohl wahr. Und: „Der Trainer macht das ehrenamtlich.“ Ja, drei Tage in der Woche kümmert er sich für wenig Aufwandsentschädigung acht bis zwölf Stunden um die Nachwuchs-Fußballer. „Das sollte man sich mal vor Augen halten“, sagt Toby Scheiblich, Jugendleiter bei der SpVgg Nachrodt. Vor ein paar Tagen hat er ein nicht zu übersehendes Schild am Eingang zum Mestekämper-Stadion aufgestellt.

„Der Schiedsrichter ist auch ein Mensch“: SpVgg stellt Schild mit wichtiger Botschaft auf

Es ist zwar nichts Dramatisches vorgefallen, aber die SpVgg möchte alle Besucher daran erinnern, welche Werte im Mestekämper-Stadion gelten. Denn natürlich kochen auch in Nachrodt die Emotionen oftmals hoch, schlagen Eltern über die Stränge, wenn ihre Kinder auf dem Platz kicken. „Wir hatten jetzt noch eine Jugendleitersitzung, bei der ganz klar herausgestellt wurde, dass man höllisch aufpassen muss, weil die verbale Gewalt tatsächlich bis runter zu den Minikickern geht“, so Toby Scheiblich und ergänzt: „Es gibt ja schreckliche Vorfälle, wie die in Frankfurt. Das ist ja der Wahnsinn.“
Ein 15-Jähriger aus Berlin wurde nach einer Schlägerei bei einem internationalen Fußball-Jugendturnier in Frankfurt hirntot geprügelt. Er starb. Ausschreitungen gibt es auch im Märkischen Kreis – selbst im Minibereich und ein Spielabbruch bei den E-Junioren ist ebenfalls dokumentiert.

„Schiri, bist du blind?“

„Schiri, bist du blind? Das war kein Foul.“ Das sind die harmlosen Äußerungen. Normalität. Es geht weit heftiger, weit unter die Gürtellinie. Dass Zuschauer am Spielfeldrand nicht nur mitfiebern, sondern manchmal durchdrehen, gibt es natürlich auch viel diskutiert im Seniorenbereich. Und so gilt das Werte-Plakat, für das Geschäftsführerin Tanja Hartwig die Idee hatte, natürlich für alle Gäste, egal, welches Spiel sie besuchen. Möglicherweise hilft die neue Spielform bei den kleinsten Fußballern, dass die Eltern am Spielfeldrand etwas gelassener werden.

Nach einer Pilotphase gibt es jetzt die bundesweite Umsetzung im Kinderfußball. Sie lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote in der G-, F- und E-Jugend als feste Formate ab. So gibt es keinen Leistungsdruck mehr, die sportliche Entwicklung der Kinder soll stärker in den Vordergrund rücken, es wird in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunde mehr ausgetragen. Stattdessen sind Spielenachmittage mit mehreren Mannschaften und mehreren Spielfeldern vorgesehen. Die ganz Kleinen spielen Funino.

Straßenkicker-Romantik

„Da geht es darum, dass die Straßenkicker-Romantik wieder auflebt, ein freies Fußballspielen, jeder darf mal Tore schießen. Da gibt es nicht nur den kleinen Drahtigen, der vorne die Tore macht, sondern jeder soll die Möglichkeit haben, eigene Erfolgserlebnisse zu haben“, erklärt Toby Scheiblich und findet das gar nicht schlecht. „Die wenigsten unserer Kinder werden die großen Weltstars und das darf man nicht vergessen. Für alle, die die Kinder trainieren, oder auch für die Schiedsrichter ist es ein riesiges Ehrenamt. Es darf nicht passieren, dass sie angegriffen werden.“ In Nachrodt mussten übrigens noch keine Eltern vom Rasen getragen werden. „Ganz oft ist es ja so, dass sich die Situation schnell beruhigt“, so Toby Scheiblich.

Auch Jan Schröder, Vorsitzender der SpVgg Nachrodt, findet sowohl das Schild am Stadioneingang als auch die neuen Spielformen für die Kinder gut. „Die Kinder sollen einfach Spaß am Fußball haben, mal eins gegen eins gehen, nicht nur den Ball von links nach rechts passen können. Bei Funino wird auf vier kleine Tore gespielt, ohne Torwart. Dann wird viel gewechselt. Die letzten Spiele, von denen ich bei unserer F-Jugend gehört habe, gingen 16:18 und 15:19 aus“, erzählt Jan Schröder schmunzelnd.

Er findet, dass man als Eltern natürlich mitfiebern darf und soll, „aber es darf nicht zu Beleidigungen und Beschimpfungen kommen, weil man glaubt, dass der Schiedsrichter etwas nicht richtig gemacht hat, zumal es bei den Kleinen gar keine offiziellen Schiedsrichter gibt. Da sollte man dann noch mehr Rücksicht nehmen.“ Die Resonanz auf das Plakat ist übrigens durchweg positiv. „Wir machen darauf aufmerksam, dass es ein Hobby ist, dass es um Spaß an der Freude geht, um eine Freizeitbeschäftigung. Da sollte Jeder Jedem mit dem nötigen Respekt begegnen“, findet Jan Schröder.

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