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Heizen mit Holzkohlegrill: Dringende Warnung vor wilden Ideen

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Gut abgelagertes Holz und ein gut gewarteter und regelmäßig überprüfter Ofen – dann steht dem Heizen nichts im Weg. Abfälle jedoch gehören keinesfalls in den Ofen.
Gut abgelagertes Holz und ein gut gewarteter und regelmäßig überprüfter Ofen – dann steht dem Heizen nichts im Weg. Abfälle jedoch gehören keinesfalls in den Ofen. © Isleib, Göran

Die Preise für Energie steigen und steigen und steigen. Da kommen nicht wenige Menschen auf die Idee, den längst stillgelegten Kamin, den ewiglich ausrangierten Ofen oder sogar den Grill von der Terrasse in den eigenen vier Wänden ans Laufen zu bringen, um beispielsweise die Gasheizung zu unterstützen. Die heimische Feuerwehr und Schornsteinfeger warnen davor eindringlich.

Nachrodt-Wiblingwerde/Altena – Das Thema sei aktuell ständig da, sagt Andreas Quentmeier, stellvertretender Obermeister der Schornsteinfeger-Innung Arnsberg, die den kompletten Regierungsbezirk und damit auch Nachrodt-Wiblingwerde und Altena abdeckt. Überall tauchten aktuell Fragen auf, wie ein alter Kamin ans Laufen gebracht werden könne, was dafür zu tun sei und wann ein Schornsteinfeger vorbeikommen könnte.

Teure Energie könnte dumme Ideen befeuern: „Wir haben die große Sorge, dass die Leute irgendwas anschließen, ohne Bescheid zu sagen“, sagt er. Er warnt vor der extremen Brandgefahr und der Gefahr einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, wenn einfach irgendwas „Wärmendes“ genommen wird – uralte Öfen, Heizpilze oder sogar der Holzkohlegrill von draußen. Auch Alexander Grass, Chef der Altenaer Feuerwehr, betont: „Wir raten dringend davon ab, Kamine selber zu bauen. Das ist lebensgefährlich.“ Auch bei der Feuerwehr mache sich mit Blick auf die Energiekrise die Sorge breit, dass etwa Kaminbrände zunehmen könnten.

Die Feuerwehr ist vorbereitet auf derartige Einsätze. Grass erinnert sich an einen Trend vor mehreren Jahren, bei dem Menschen durch einen Holzgrill in einem abgedichteten Zimmer Suizid begangen haben; durch das Entweichen von Kohlenmonoxid erstickten sie. „Seitdem hat jeder Gruppenführer einen CO-Warner an der Weste“, sagt er. Denn Kohlenmonoxid ist geruchs- und geschmacklos.

In den vergangenen Wochen habe es im Bereich der Innung glücklicherweise keinen Einsatz in diese Richtung gegeben, der ihm bekannt sei, berichtet Quentmeier. „Aber bis jetzt hatten wir auch noch nicht die Temperaturen dafür“, sagt er und befürchtet: „Wir rechnen damit, dass das passieren wird, weil jemand eine vermeintliche Heizung eingeschaltet hat.“ Sein Appell: „In jedem Fall vorher den Schornsteinfeger zu Rate ziehen.“

Bei einem erneuten Anschluss oder einer erneuten Inbetriebnahme müssten bestimmte Emissionsgrenzwerte und baurechtliche Vorschriften eingehalten werden. Das Schornsteinfegerhandwerk spricht bei solchen Anlagen von Notfeuerstätten. Reaktivierbare Feuerstätten wie diese müssten überprüft und erneut fachgerecht angeschlossen werden, damit die Betriebs- und Brandsicherheit gewährleistet werden könne. Das Schornsteinfegerhandwerk weise immer wieder darauf hin, dass Kamin-, Kachelöfen, Kochherde oder sogenannte Heizeinsätze unter keinen Umständen in Eigenregie und ohne vorherige Prüfung der bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger angeschlossen werden sollten. So gibt es wichtige Punkte, die es zu überprüfen gelte, denn entscheidend seien die Gegebenheiten vor Ort:

- Ist der Querschnitt des Schornsteins frei?

- Sind die Anschlüsse fachgerecht?

- Gibt es bauliche Änderungen beziehungsweise neue Dunstabzugsanlagen?

- Besteht Brandgefahr am Aufstellort, etwa durch neue Boden-, Wandbeläge oder Mobiliar?

- Sind technische Mängel wie defekte Dichtungen erkennbar?

„Alle diese Faktoren sind sicherheitsrelevant und können schlimmstenfalls zu Bränden oder Kohlenmonoxid-Unfällen führen“, betont auch Andreas Walburg vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks.

Wie schnell der Schornsteinfeger aktuell kommen und sich einen Kamin anschauen kann, lässt sich pauschal kaum beantworten. „Das ist bei jedem Betrieb anders“, sagt Andreas Quentmeier von der Innung im Gespräch. Nur soviel: „Die Anfragen sind hoch, die Kollegen sind im Dauereinsatz.“ Und das Kerngeschäft müsse auch weiterlaufen. Da sei es durchaus schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen – die Kollegen würden ihr Bestes geben, betont Quentmeier.

Das Gespräch mit Schornsteinfegern suchen / 15. Ausstellertag in Iserlohn

Um möglichst frühzeitig auf die Problematik und potenzielle Gefahrenquellen hinzuweisen, suchen die Schornsteinfeger das Gespräch mit ihren Kunden – bei der Arbeit in den Bezirken und am Tag des Schornsteinfegers am 15. Oktober. In diesem Jahr findet der jährliche Aktionstag des Handwerks mit dem Schwerpunktthema „Sicher Heizen im Winter – keine Wärme-Experimente im Haus“ statt. Mit seiner Aufklärungskampagne möchte das Schornsteinfegerhandwerk möglichst viele Menschen vor und mit Beginn der Heizsaison erreichen und Unfälle durch improvisiertes Heizen vermeiden helfen. Die Kampagne wird unterstützt vom Deutschen Feuerwehrverband (DFV), der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) sowie von den Initiativen „CO macht KO“ und „Rauchmelder retten Leben“.

Am Freitag, 21. Oktober, von 17 bis 20 Uhr sowie am Samstag, 22. Oktober, von 10 bis 14 Uhr lädt das Energieeffizienz- und Umweltzentrum NRW in Iserlohn, Langer Brauck 1, zum 15. Ausstellertag ein. „Aufgrund der aktuellen Situation und den damit verbundenen Fragen, veranstalten wir einen zusätzlichen Informationstag zum Thema ,Heizen in der Zukunft’“, heißt es in der Ankündigung. Aufgezeigt werden soll, welche Möglichkeiten es für neue Heizsysteme gibt und wie Häuser in der Zukunft geheizt werden können. Firmenrepräsentanten stehen Rede und Antwort. Dazu gibt es Vorträge zum Thema.

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