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Beschädigte Geldscheine: Für Kunden und Handel ein großer Aufwand

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Fehlende Ecken, eingerissen, geklebt: Fabio Michele Leo, Mitarbeiter im Café Segafredo im Stern-Center, sammelt die zum Teil nur leicht beschädigten Geldscheine, mit denen seine Kunden bezahlt haben. Der Gastrobetrieb übernimmt dann den Umtauschprozess, der mit einem nicht unerheblichen Aufwand für die Geschäftsleute verbunden ist.
Fehlende Ecken, eingerissen, geklebt: Fabio Michele Leo, Mitarbeiter im Café Segafredo im Stern-Center, sammelt die zum Teil nur leicht beschädigten Geldscheine, mit denen seine Kunden bezahlt haben. Der Gastrobetrieb übernimmt dann den Umtauschprozess, der mit einem nicht unerheblichen Aufwand für die Geschäftsleute verbunden ist. © Nougrigat

Beschädigte Banknoten, auch Bumerang-Scheine genannt, stellen sowohl für Kunden als auch für Geschäftsleute ein großes Ärgernis dar. Der Umtausch kann mitunter schwer werden.

Lüdenscheid – Mittags mal eben eine Currywurst ordern, dazu einen Zehner über die Verkaufstheke schieben und – der Zehner kommt zurück, die Currywurst bleibt beim Fleischer. „Dem Schein“, sagte ein erboster Leser nach dem Erlebnis, „fehlte eine kleine Ecke.“ Doch damit galt er als beschädigt, die Verkäuferin nahm ihn nicht an. Ähnliches Spiel bei der Pommes-Bude ein paar Häuser weiter. Auch hier – Kopfschütteln. Nein, beschädigte Scheine nehme man nicht an. Unser Leser hatte also in seiner Pause nichts zu essen, war aber trotzdem satt. Und er fragte sich, ob er künftig schon seine Currywurst mit der Karte zahlen müsse? Und überhaupt: „Ist beschädigtes Geld nichts mehr wert?“

Alexander Niedergesäß hat für sein Fachgeschäft an der Wilhelmstraße tatsächlich die Anweisung ausgegeben, beschädigte Scheine nicht mehr anzunehmen. „Aber wenn mal eine kleine Ecke fehlt, dann sage ich nichts“, betont er. Im Zweifel bitte man den Kunden, anders zu bezahlen, falls möglich. Hungrig wegschicken wolle man ihn nicht. Aber der Geschäftsmann ist in einer Zwickmühle: Denn ihm nehme man die beschädigten Scheine auch nicht wieder ab. Seine Erfahrung: Beide Banken, mit denen er arbeitet – Sparkasse und Volksbank – reagierten ablehnend.

Beschädigte Geldscheine: Für Kunden und Handel ein großer Aufwand

„Das kam im Weihnachtsgeschäft bei uns an“, erzählt er. Wenn unter den eingereichten Tageseinnahmen Geld mit Mängeln sei, „dann kriegen wir den Schein wieder“. Diese Bumerang-Scheine sind für den Geschäftsmann ein Ärgernis: „Normalerweise müsste ich diese Scheine sammeln, aber sie fehlen dann im Kassenbericht.“ Das wiederum müsse er dann gegenüber dem Finanzamt begründen. Sein Fazit: „Es ist schwerer geworden, mit Bargeld umzugehen.“ Selbst Kleingeldrollen zu besorgen, sei schwieriger geworden. Und seit der Schließung des Autoschalters der Sparkasse müsse man noch einmal mehr Zeit einplanen, um die Tageseinnahmen sicher abzuliefern.

Rückfragen bei der Volksbank und der Sparkasse an Volme und Ruhr ergeben ein durchaus differenziertes Bild. Eine Volksbank-Sprecherin sagt: „Beschädigte Geldscheine unserer Kunden nehmen wir an, sofern erkennbar mehr als die Hälfte des Scheines vorhanden ist oder der Rest nachweislich vernichtet wurde.“ Ist weniger als die Hälfte des Scheins erhalten, die Beschädigung somit sehr stark, nehme man ihn nicht an. Und: „Wir übernehmen es für unsere Kunden, diese Scheine zwecks Austausch an die Bundesbank weiterzuleiten.“ Denn die ist letztlich für die Bargeld-Versorgung im Land zuständig. „Sie sorgt“, heißt es auf deren Internetseite, „für die Verteilung an Handel und Banken, zieht Falschgeld aus dem Verkehr und ersetzt beschädigte Münzen und Banknoten.“

Wenn’s um Geld geht – Bundesbank: Darauf beruft sich die Sparkasse an Volme und Ruhr. Ein Sprecher sagt: „Im Teilmarkt Lüdenscheid nehmen wir seit letztem Sommer beschädigte Geldscheine zur Weiterleitung an die Deutsche Bundesbank nicht mehr persönlich an. Wir verweisen die Kunden auf die Internetseite der Deutschen Bundesbank. Dort gibt es ein Formular, mit dem der Kunde die beschädigten Scheine zur Überprüfung und Erstattung an die Bundesbank senden kann.“ Dazu gibt es den wohl tröstlich gemeinten Hinweis: „Durch den direkten Weg geht es für den Kunden schneller, da die Bearbeitungszeiten bei unserem externen Dienstleister wegfallen.“ Wie das Geldinstitut überhaupt „beschädigt“ definiert, bleibt unklar.

Die Einzahlung über Geldautomaten trickst das System nicht aus. Auch da würden stark beschädigte Scheine abgewiesen. Immerhin: „Stuft der Geldautomat eingezahlte Scheine als eventuell beschädigt ein, erfolgt eine vorläufige Gutschrift. Der externe Dienstleister, der die Geldautomaten für uns betreut, übernimmt dann die Einreichung bei der Bundesbank.“

Beschädigte Geldscheine: Nicht zur Annahme verpflichtet

Ohnehin seien diese Fälle seltener geworden, sagt der Sparkassensprecher. Bargeld verliere an Bedeutung, zugleich nehme die Qualität der Banknoten zu und die Umlaufdauer werde geringer. Fazit: Die Fälle, in denen tatsächlich einmal schadhafte Scheine im Handel auftauchen, gelten als selten. „Deshalb“, sagt der Sparkassensprecher, „haben wir uns im letzten Sommer entschieden, Kunden, die persönlich beschädigte Scheine einreichen möchten, nur noch auf den direkten Weg zur Bundesbank hinzuweisen. Wir passen also unsere Prozesse dem veränderten Umfeld an.“

Im Netz geben sich die bundesweit tätigen Kommunikationsprofis der Sparkassen-Finanzgruppe mit Sitz in Berlin hingegen noch recht aufgeschlossen. Zwar könnten Händler oder Verkäufer selbst entscheiden, ob sie geklebte oder beschädigte Scheine annähmen, liest man dort. Aber: „Wenn Sie auf Nummer sichergehen wollen, geben Sie den Schein bei Ihrer Sparkassen-Filiale oder bei einer Filiale der Deutschen Bundesbank ab. Ihre Sparkasse ist nicht verpflichtet, einen Schein zu ersetzen. Meist erfolgt der Umtausch jedoch problemlos. Kosten entstehen Ihnen dadurch in der Regel nicht.“

Im Alltag bleibt es kompliziert. Und das Mittagessen möglicherweise auf dem Grill des Händlers. Den trifft im Falle eines Falles der Unmut der Kunden zuerst. Deshalb freut sich Alexander Niedergesäß über die Erläuterung der Hintergründe: „Vielleicht haben die Kunden dann etwas mehr Verständnis“.

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