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Team Schleiper Hammer verabschiedet Wilhelm Kattwinkel

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Wilhelm Kattwinkel vor seiner Hobelmaschine. Die auch Shaping genannte Stoßmaschine stand früher in dem Betrieb des Seniors.
Wilhelm Kattwinkel vor seiner Hobelmaschine. Die auch Shaping genannte Stoßmaschine stand früher in dem Betrieb des Seniors. © Johannes Becker

Kierspe - Manch einer stöhnt über das Renteneintrittsalter von 67 Jahren. Wilhelm Kattwinkel stieg mit 68 Jahren in einen neuen Job ein – nachdem er sich eigentlich bereits im Ruhestand befand.

Doch jetzt will der heute 95-Jährige Schluss machen mit seiner Arbeit im Team Schleiper Hammer. Von seinen Kollegen wurde er nun an der gemeinsamen Wirkungsstätte verabschiedet. Der Senior bedankte sich mit einer großen Torte – zum Frühstück.

Gefühlt ist es an diesem Morgen im Schleiper Hammer kälter als draußen. Doch den sechs Männern und der einen Frau scheint das nichts auszumachen. Sie scheint das Feuer einer eingeschworenen Gemeinschaft zu wärmen, wie sie sich da dicht aneinanderdrängen auf den Bänken in der Küche des technischen Denkmals. Der Ofen spendet zwar ein wenig Wärme, die aber gleich von dem offenen Fenster, das für die notwendige Sauerstoffzufuhr sorgen soll, absorbiert wird.

Den Anwesenden scheint das egal zu sein, für sie steht der Anlass im Vordergrund – traurig und erfreulich zu gleich. Gilt es doch mit Wilhelm Kattwinkel ihren „Hammervater“, wie Peter Heins ihn in seiner kleinen Rede liebevoll nennt, zu verabschieden. Seinen vor Kurzem begangenen 95. Geburtstag nimmt der Senior zum Anlass sich aus dem Kreis der Aktiven des Teams Schleiper Hammer zurückzuziehen. Auf dem Tisch dampft schon der ungesüßte Kaffee in Mehrwegplastiktassen, da erhebt sich mit Peter Heins der zweite Vorsitzende des Heimatvereins und Leiter des Teams.

Gebäude im Besitz des Heimatvereins

Er erinnert an die Zeit von Kattwinkel im Heimatverein. Dieser hatte sich, nachdem er den eigenen Schmiedebetrieb geschlossen hatte, überreden lassen, gemeinsam mit Walter Potthoff, Helmut Brockmeier und Hans Ludwig Knau Geld für den Kauf des Hammers zu sammeln, um diesen für die Nachwelt zu retten. 14 Tage brauchten die vier, um die 50 000 Euro zusammenzubringen. Danach befand sich das Gebäude zwar im Besitz des Heimatvereins, doch bei den ersten Besichtigungen war klar, dass es Jahre dauern würde, das historische Gebäude in einen musealen Zustand zu versetzen.

Manche Woche ist Kattwinkel täglich in den Hammer gefahren, um Wände und Decken zu zerlegen und diese abfahren zu lassen – 14 Container allein mit Bauschutt kamen damals zusammen. Kattwinkel, der als Betriebsleiter der eigenen Gabelfabrik über gute Kontakte verfügte, sprach die richtigen Leute an und organisierte Helfer, die dringend benötigt wurden. So brachte er mit seinen fleißigen Mitstreitern nicht nur die Turbine wieder ans Laufen, sondern sorgte auch dafür, dass der Strom über die Mark E ins Netz gelangte.

„Noch bis zum Sommer dieses Jahres bist Du fast täglich zum Hammer gefahren, um die Generatoranlage zu kontrollieren“, dankt Heins dem scheidenen Team-Kameraden für dessen Arbeit. Heins spricht aus, was alle im Raum denken, ohne Kattwinkel gäbe es den Hammer in seiner heutigen Form wohl nicht. Dabei unterschlägt der zweite Vorsitzende aber nicht die anderen Helfer der ersten Stunde, zu denen neben den bereits genannten auch Armin Rachel und Willi Binzig gehören.

Riesige Torte als Dankeschön

Dann bleibt den Mitgliedern des Teams nur noch eins zu tun, den großen Präsentkorb, der auf dem Tisch steht und jedem der Anwesenden den Blick auf sein Gegenüber verdeckt, an den Scheidenden zu überreichen. Dieser revanchiert sich mit einer riesigen Torte, die er als Frühstück bezeichnet, was auch keinerlei Verwunderung bei den anderen Vereinsmitgliedern auslöst. In Zukunft werden diese wohl ohne Kattwinkel zu ihrem wöchentlichen Treffen zusammenkommen in dem Denkmal im Tal der Schleibe. Der 95-Jährige hat zwar versprochen, dass er immer mal wieder vorbeischauen möchte, wenn es die Gesundheit erlaubt, doch jeder weiß, dass diese Fahrten, auch wenn er abgeholt wird, dem Senior immer schwerer fallen.

Die Runde wird kleiner, doch die Hoffnung auf Nachwuchs wollen die Hammerfreunde nicht aufgeben. Wobei klar ist, dass die erste Vorsitzende des Heimatvereins Silvia Baukloh, die aus Anlass der Verabschiedung gekommen ist, in dieser Runde wohl nur Gast bleiben wird.

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