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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

Sanierung und Optimierung Historisches Museum Thurgau im Schloss Frauenfeld (CH)

4. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 19.000 CHF

Thomas De Geeter Architektur GmbH

Architektur

Studer + Strauss Bauphysik

Bauphysik

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Gudenrath AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein städtisch anmutender Vorplatz führt die Besucher selbstverständlich zum neuen Haupteingang in der Schlossremise, welche über eines der bestehenden Scheunentore betreten wird. Zwischen der Remise und dem Ostbau schlagen die Projektverfassenden einen schlichten, zweigeschossig in Erscheinung tretenden Verbindungsbau vor, welcher sich unaufgeregt als weiterer Baustein in das Schlossensemble einfügt und die Besucher oberirdisch von der Remise zu den Ausstellungsräumen im Schloss führt. Eine zuätzliche unterirdische Verbindung dient Servicezwecken. Mit dem neuen Zwischenbau wird die Möglichkeit, das Schloss zu umschreiten, unterbunden - würde da nicht ein neuer Durchgang durch den Ostbau geöffnet, welcher die Sicht auf die ostseitige Turmfassade freigibt und den Zugang zur südlichen Schlossterrasse gewährleistet.

Der Durchstich durch den Ostbau erfolgt in zurückhaltender Gestalt, indem bestehende Öffnungen der Nordfassade weiter genutzt werden. Das neue Verbindungselement im Schlosskonglomerat bringt diverse Vorteile mit sich: Das Museum kann so über ein einziges, zentral gelegenes Treppenhaus mit Aufzug erschlossen werden, was die (begrenzte) Fläche der Remise so weit wie möglich als wertvolle Ausstellungs-/Veranstaltungsfläche nutzbar macht. Die Bausubstanz der Remise wird dadurch grösstmöglich gewahrt, einzig das Anheben der Binder in der Remise müsste im Verlauf der weiteren Planung unter dem Gesichtspunkt des sorgsamen Umgangs mit dem Bestand hinterfragt werden.

Den Projektverfassenden gelingt es, die zentrale Vertikalerschliessung im Ostttrakt so zu platzieren, dass über die Treppenpodeste die Kohärenz zwischen Fenstergliederung der Nordfassade und den inneren Ebenen gewahrt bleibt. Weniger überzeugend ist die durch die vierläufige Treppengeometrie mit mittigem Aufzug entstehende räumliche Erschliessungsqualität. Ebenfalls stellt die resultierende, mehrheitliche Entkernung des Osttrakts, einschliesslich dessen Unterfangung, einen grossen Eingriff in die Gebäudestruktur dar und ist sorgfältig zu bedenken. Schliesslich gilt es, den mit dem Erschliessungswerk einhergehenden Verlust des Diessenhofener-Zimmers als denkmalpflegerisch einschneidender Verlust in die Interessenabwägung aufzunehmen. Zumindest müsste dessen Neuverortung mit ins Vorprojekt aufgenommen und zu einer gültigen Lösung geführt werden. Architektonisch besticht das Projekt durch eine klare, zurückhaltende Formensprache, helle Räume und eine dezente Materialisierung. Betrieblich entsteht eine klare Funktionszuweisung auf die einzelnen Gebäude:

Die Ausstellung ist im Süd- und Westbau (Burg mit Turm und Palas) untergebracht, die Schlossremise beherbergt die Räumlichkeiten des Besucherservice, der Ostbau wird für die Vertikalerschliessung und Nebennutzungen wie Garderoben, Besuchertoiletten, Personalbüros und Lager genutzt. Diese klare Nutzungstrennung und die verschiedenen Stockwerksanbindungen zwischen Remise und Ostbau versprechen einen effizienten Betrieb und vielseitige Nutzungsmöglichkeiten. Die Beschränkung auf einen einzigen Lift berücksichtigt die Belastung durch wiederkehrende Betriebskosten. Die Einrichtung der Remise lässt viel Gestaltungsspielraum zu bzw. ist unausgereift.

Der Raum ist auf Grosszügigkeit angelegt und verzichtet auf Binnenstrukturen. Die Funktion des Shops ist missverstanden, das Sortiment ist wie in einer Bibliothek in einem Bücherregal untergebracht. Grundsätzlich sind die Brandschutzvorschriften eingehalten und das Projekt könnte mit Vorbehalt kleineren Anpassungen realisiert werden.

Aussenraum: Die äussere Ringmauer des einstigen Burggrabens wird mit einer Sitzmauer nachgezeichnet. Diese verdeutlicht die Trennung zwischen Graben und Rathausplatz und klärt die neue Eingangssituation. Der Belag ist mit gespaltenem Flusskiesel ausgelegt der sich am Bestand der Schlossterrasse orientiert. Vor der Remise wird ein zweigeteilter chaussierter Teppich zum Bestuhlen ausgelegt.

Der Burggraben wird begrünt und mit Acanthus bepflanzt. Das altbekannte Blattwerk kann man sich im Kontext der mittelalterlichen Schlossanlage gut vorstellen, jedoch nicht als homogene Auspflanzung. Hier fehlt ein angemessenes Bepflanzungskonzept für den Burggraben. Die Eibe und die Thuja werden zu Gunsten der Blickbeziehung auf das Schloss und den neuen Eingang entfernt. Hingegen wird die bestehende Platane belassen. Dieser Solitär bildet den Auftakt zum neuen Aussenraum.

Die schlichte und klare Aussenraumgestaltung überzeugt. Auch aus betrieblicher Sicht gewährt die Aussengestaltung weiterhin eine vielseitige Bespielbarkeit mit Outdoor-Aktivitäten (z.B. Mittelaltertage).