Screenshot Wirkaufendeinauto.de
Stellt „Wirkaufendeinauto.de“ gezielt höhere Kaufpreise in Aussicht, um Kunden zu locken? Das wirft die AUTO BILD nun jedenfalls dem Unternehmen vor.
Foto: COMPUTER BILD
Es klingt verlockend: „Jede Marke. Jedes Alter. Jeder Zustand.“. Die Internetseite „Wirkaufendeinauto.de“, unter anderem durch ihre allgegenwärtige TV-Werbung bekannt, verspricht einen unkomplizierten Auto-Verkauf „zum Bestpreis“. Und das mit Erfolg: Das hinter der Plattform stehende Unternehmen hat eigenen Angaben nach bereits über 800.000 Fahrzeuge eingekauft. Die Kunden vertrauen dem Unternehmen also allem Anschein nach und nehmen dessen Dienste liebend gerne an. Doch waren das immer gute Entscheidungen? Die Zeitschrift AUTO BILD hat da ihre Zweifel und bezeichnet die hinter „Wirkaufendeinauto.de“ stehende Auto1-Group in ihrer aktuellen Ausgabe (45/2017) als „Abräumer-AG“.

Testverkauf mit Opel Astra


Der Grund für die Skepsis ist ein Selbstversuch mit einem Opel Astra 1.4 Turbo (Baujahr 2013, Laufleistung 59.000 Kilometer), den die Redaktion der Zeitschrift zum einen privat im Internet inserierte und zum anderen einem Opel-Vertragshändler, einem freien Händler sowie „Wirkaufendeinauto.de“ zum Kauf anbot.

Wirkaufendeinauto.de: Meistbietender Händler


Das Ergebnis: Bei einem Privatverkauf bekäme man für den Astra laut Einschätzung der Zeitschrift rund 11.000 Euro. Der Vertragshändler machte für den Opel ein Angebot von 9.000 Euro, der freie Händler wollte 8.900 Euro zahlen. „Wirkaufendeinauto.de“ bot hingegen 9.950 Euro für das Auto, obwohl aus Sicht der Gebrauchtwagen-Gutachter der DEKRA rund 8.950 Euro wert war. Beim Vor-Ort-Termin kam dann allerdings die Überraschung: Statt der versprochenen 9.950 Euro bot „Wirkaufendeinauto.de“ nur noch 8.271 Euro – also rund 1.700 Euro weniger.

Schramme im Dach


Als Begründung führte der Mitarbeiter der Filiale von „Wirkaufendeinauto.de“ laut AUTO BILD eine kleine Schramme im Dach an. Laut DEKRA-Gutachten war das Fahrzeug allerdings in einem nahezu makellosen Zustand. Aus diesem Grund spricht die AUTO BILD von einem Lock-Angebot, mit dem das Unternehmen die Kunden ködere. Schließlich sei der im Internet in Aussicht gestellte Kaufpreis offensichtlich nicht marktgerecht.

Unternehmen verweist auf zufriedene Kunden


„Wirkaufendeinauto.de“ verweist auf Anfrage von FOCUS Online auf die „800.000 zufriedenen Kunden“, fügt allerdings hinzu: „Natürlich gibt es auch Fälle, in denen Kunden unzufrieden sind. Diese Fälle bestmöglich zu minimieren, ist unser täglicher Ansporn. Bei einem einfach gehaltenen Online-Rechner, der einen statistischen Referenzwert basierend auf der durchschnittlichen Wertentwicklung eines Fahrzeugs ermittelt, und einer vor Ort durchgeführten Prüfung wird es jedoch oftmals zu Abweichungen kommen.“

Unerklärliche Abweichung


Warum es wie in dem beschriebenen Fall allerdings zu einer Abweichung von rund 1.700 Euro kommt, ist ungewiss. Schließlich hat der Gebrauchtwagen-Gutachter der DEKRA das Fahrzeug rund 1.000 Euro niedriger bewertet als es „Wirkaufendeinauto.de“ tat. Einfacher zu erklären sind hingegen die Unterschiede bei den Händlern: Vertragshändler haben mit Aussicht auf einen Verkauf eines Neufahrzeugs grundsätzlich einen größeren finanziellen Spielraum als freie Händler, die das Auto wieder gewinnbringend verkaufen müssen.