Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen ist bankrott
Schiff gekentert: Nach 35-mal singen ist die GVU pleite
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Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzung (GVU) hat einen Insolvenzantrag gestellt. Ihre Gönner drehten den Geldhahn ab.
35 Jahre lang schipperte die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) durch die gefährlichen Untiefen des Internets und suchte Software-Piraten, die ihren Mitgliedern geistige Schätze mopsten – nun ist ihr Boot laut Medienbericht gesunken. Zu den berühmtesten Errungenschaften der GVU zählte die Schließung von Kino.to, dem illegalen Streaming-Anbieter, der keinen Cent für seine gestohlene Leistung verlangte – dafür aber einsame und willige Seelen aus der Umgebung seiner Nutzer "zusammenführte" und mit Viren infizierte. Auch das deutsche Piratenforum Boerse.to gängelte der Verein in aller Regelmäßigkeit. Es überlebte trotzdem.
Raubkopierer sind Verbrecher, ihre Verfolger pleite
"Raubkopierer sind Verbrecher" – dieser Slogan dürfte vielen Kinogängern noch in bester Erinnerung sein. In einem Werbespot singt eine Familie "Happy Birthday" vor den Mauern einer Haftanstalt. Noch viermal singen, sagt die Mutter auf die Frage ihres Kindes, wann der Papa wiederkomme. Hart, aber gerecht urteilt der Verein in seinem Spot – und verletzte damit das Rechtsempfinden vieler Menschen. Die dürften etwas Genugtuung spüren: Wie Tarnkappe berichtet, hat die GVU beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz beantragt.
Rechtsanwalt Torsten Martini sichert und erhält nun das Vermögen des Schuldners. Die Geldgeber des Vereins haben ihm wohl den Hahn zugedreht. Der letzte große Schlag gelang der GVU gegen Share-Online – ihm gingen jahrelange Ermittlungen voraus. Zu wenig Erfolg für zu viel Aufwand, urteilten die Sponsoren. Anbieter illegaler Streaming- und Sharing-Portale dürfen aber nicht aufatmen. Den Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen führt die Alliance for Creativity and Enterainment (ACE) weiter. Und sie tut das mit Erfolg: 2019 schaltete sie mit zivilrechtlichen Mitteln Anbieter wie RapidVideo, Openload, Streamcherry, Streamango und andere Share- und Streaming-Hoster aus.