Der ausführliche Bericht über den galizisch-bukowinischen Kreis der jüdischen Turnerschaft zeichnet ein breitgefächertes Bild von der gerade anhebenden Turn- und Sportbewegung in Galizien, ihren Vorstellungen und Problemen.
Transkription (Deutsch)

Galizisch-bukowinischer Kreis

Das auf der Tagung jüdischer Turn- und Sportvereine 
Galizien
yid. גאַליציע‎, yid. Galitsiye, ron. Halici, ron. Galiția, hun. Halics, hun. Gácsország, hun. Kaliz, hun. Galícia, ces. Halič, slk. Halič, eng. Galicia, rus. Галиция, rus. Galizija, ukr. Галичина, ukr. Halytschyna, pol. Galicja

Galizien ist eine historische Landschaft, die sich heute nahezu vollständig auf dem Gebiet Polens und der Ukraine befindet. Der heute südostpolnische Teil wird dabei üblicherweise als Westgalizien, der westukrainische als Ostgalizien bezeichnet. Vor 1772 gehörte Galizien über Jahrhunderte zur polnisch-litauischen Adelsrepublik, im Anschluss und bis 1918 - als Teil des Kronlandes "Königreich Galizien und Lodomerien" - zum Habsburgerreich.

 und 
Bukowina
ukr. Буковина, ukr. Bukowyna, ron. Bucovina, eng. Bukovina, deu. Buchenland

Die Bukowina ist eine historische Landschaft im heutigen Rumänien und der heutigen Ukraine. Der nördliche Teil liegt in der ukrainischen Oblast Tscherniwzi, der südliche hingegen gehört zum rumänischen Kreis Suceava. Die Region gehörte einst zum Fürstentum Moldau und zur Habsburgermonarchie.

 am 29. Dezember 1912 gewählte Organisationskomitee schritt sofort zur energischen Arbeit. Es schuf sich an der ersten am 1. Januar 1913 abgehaltenen Sitzung einen Arbeitskreis, der im hauptsächlichsten folgendes umfaßt: a) Einführung eines einheitlichen Systems und des hebräischen Kommandos in die Verbandsvereine durch Ausbildung eigener jüdischer Lehrkörper, b) Grundlegung neuer Vereine.
Die Ausbildung der Fachlehrkörper bildet die wichtigste dabei auch mühevollste Aufgabe. Bisherige Erfahrungen bewiesen, daß ohne jüdische |226| Lehrer die Existenz der Vereine (im besonderen der Turnvereine) eines festen Rückhaltes entbehrt, und vor allem die erstrebte Einführung des hebräischen Kommandos unmöglich ist.
Das Organisationskomitee beachtete diesen Mangel und machte sich daran, ihm abzuhelfen, indem es das hebräische Kommando mit politischen Erläuterungen  gedruckt herausgab, und an die Verbandsvereine versandte, mit der Aufforderung, ausschließlich das hebräische Kommando in den Turnsälen einzuführen. Wir sind uns voll des Umstandes bewußt, dass dort, wo ein Pole oder Ruthene Turnleiter ist, wie in 
Kraków
deu. Krakau

Krakau ist die zweitgrößte Stadt Polens und liegt in der Woiwodschaft Kleinpolen im Süden des Landes. In der Stadt an der Weichsel wohnen ungefähr 775.000 Menschen. Die Stadt ist bekannt für den Hauptmarkt mit den Tuchhallen und der Wawel-Burg in der Altstadt Krakaus, welche seit 1978 zum UNESO-Welterbe gehört. In Krakau liegt die älteste Universität Polens, die Jagiellonen-Universität.

 und 
Ternopil
pol. Tarnopol, ukr. Ternopіl', rus. Ternopol, rus. Тернополь, ukr. Тернопіль, deu. Tarnopol, ukr. Tėrnopіl'

Ternopil ist eine Großstadt in der Westukraine und zugleich die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast (Einwohnerzahl 2021: 225.004). Die 1540 als Festung gegründete Stadt erhielt 1548 Stadtrecht. Seit ihrer Gründung war Ternopil ein bedeutendes Handelszentrum. Heute ist Ternopil mit vier Hochschulen ein wichtiges Bildungszentrum und zugleich ein Verkehrsknotenpunkt der Region.

Unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde auch in Ternopil ein Ghetto eingerichtet. Bis zum Ende der Besatzungszeit wurde die jüdische Bevölkerung der Stadt und ihrer Umgebung entweder direkt vor Ort ermordet oder in Vernichtungslager deportiert.

, es schwerlich gehen wird und die fremde Kommandosprache geduldet werden müsse, aber dabei ist es geboten, in diesen Vereinen Kurse mit hebräischem Kommando einzuführen.
Gleichzeitig wurden Rundschreiben an Verbandsvereine versandt, worin Belehrungen über die Wichtigkeit und die Art der physischen Erziehung samt Fingerzeigen über Organisierung und Anlegung turnerischer und sportlicher Fachkommissionen gegeben wurde. Nur stramm organisierte und energisch geleitete gymn. Kommissionen können dem bisherigen Mangel an jüdischen Turnlehrern abhelfen. Aufgabe eben derselben gymn. Kommissio ist neben der Beaufsichtigung und Leitung der gymn. Übungen auch die theoretische Schulung der Turnlehrer.
Zur Gründung solcher Kommissionen in den Turnvereinen und Sportkommissionen in den Sportvereinen wurden die einzelnen Vereine vom Organisationskomitee aufgefordert. Da wir uns bewußt sind, daß von der Existenz eines jüdischen Lehrkörpers nicht nur die Wohlfahrt der einzelnen Institutionen, sondern geradezu das Gedeihen unserer ganzen phys. Renaissancebewegung und der nationalen Erziehung unserer Jugend abhängt, bereitet das Organisationskomitee einen Lehrkursus für die Ferienzeit vor, der Turnen, Sport und Scouting  umfassen soll, und von allen Verbandsvereinen beschickt werden muß. Um aber bis dahin die Einheitlichkeit der Übungen nach hygienischen und rationellen Grundsätzen in den Vereinen aufrecht zu erhalten, versendet das Organisationskomitee fachmäßig bearbeitete Lektionen mit erforderlichen Erläuterungen. In den vom Organisationskomitee versandten Zirkularen wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, sich mit den Grundsätzen der Hygiene, Anatomie und Physiologie bekannt zu machen, ein genauer Ausweis entsprechender Handbücher wurde dargelegt, die auf kürzestem Wege in die schwedische Gymnastik schwedische Gymnastik Schwedische Gymnastik ist ein System gymnastischer Übungen, das von dem dichter Pehr Henrik Ling Anfang des 19.  Jahrhunderts entwickelt wurde, und in Ostmittel- und Nordeuropa mit der Popularität des Turnens konkurrierte. Aus pragmatischen Gründen betrieben etwa die jüdischen Turner sowohl Turnen, als auch schwedische Gymnastik. einführen und Belehrungen über Anlegung von Fachkommissionen erteilt. Infolge der Bemühungen des Organisationskomitees sind die Fachkommissionen in manchen Vereinen bereits in voller Tätigkeit.
Anders stellte sich die phys. Erziehung in sportlicher  Richtung dar. Das Organisationskomitee ist leider nicht in der glücklichen Lage, den Sportvereinen vorerst so gute Hilfsmittel zu bieten, wie den Turnvereinen. Dies ist durch den Umstand erklärlich, daß wir in Galizien, wo der Sport ein noch allzu junges Erziehungsmittel ist, nicht nur in unsere Mitte, sondern im allgemeinen keine fachmännisch ausgebildeten Kräfte haben. Das Organisationskomitee ist deshalb vorderhand außerstande, Fachweisungen und Ratschläge zu erteilen. Die Frage ist aber leicht gelöst, wenn wir den Standpunkt einnehmen, daß unsere Sportvereine die phys. Wiedergeburt der Juden bezwecken. Unsere Sportvereine dürfen sich nicht mit denen anderer Nationen vergleichen. Bevor der galizische Jude berufen sein soll, mit anderen Völkern in sportlicher Hinsicht zu wetteifern , müssen ihm die Kräfte wiedergekehrt, die Lunge gesundet, der Brustkorb erweitert werden. Dies ist der momentane Zweck jüdischer Sportvereine. Die Sportvereine sind weder durch das Ausmaß des Saales noch durch die An- |227| zahl der Geräte beschränkt. Ihr Saal ist das Court, wo Hunderte Raum finden, ihr Gerät: Luft, Licht und Wasser, weder das eine noch das andere allzu kostspielig, somit sind ihnen fast ideale Bedingungen zur phys. Erziehung der Juden in Massen gegeben. Dabei sind wahrlich theoretisch und physisch ausgebildete Lehrkräfte erforderlich, welchem Zwecke die Sportkommissionen entsprechen sollen. Auf diese Weise erfüllen die Sportvereine ihre nationale Aufgabe und ihr Anteil an der jüdischen Regeneration ist vielfach größer als der der Turnvereine. Das Organisationskomitee befaßt sich auch mit Organisation und Verbreitung des Scouting Scouting Die jüdische Pfadfinderbewegung wird in den Quellen wird in den Quellen häufig mit dem Begriff Scouting bezeichnet. , der bei der Jugend große Sympathien erringt. Durch regelmäßig veröffentlichte Artikel in der Jugendschrift „Moriah“ , sowie durch briefliche Ratschläge und Fingerzeige ermöglicht das Organisationskomitee die Gründung von Scoutingabteilungen in verschiedenen Städten Galiziens. Es entstanden Scoutabteilungen in 
Іvano-Frankіvs'k
deu. Stanislau, pol. Stanisławów, ukr. Івано-Франківськ, rus. Ivano-Frankovsk, rus. Ивано-Франковск, rus. Stanislav, rus. Станислав, ukr. Stanyslaviv, ukr. Станиславів

Im Jahr 1662 als Festung mit drei Dörfern gegründet, hieß die Siedlung damals noch Stanisławów. Bereits im darauffolgenden Jahr erhielt der Ort das Magdeburger Stadtrecht. Die Stadt gehörte zeitweise zu Polen-Litauen, später als „Stanislau“ zur Habsburgermonarchie. Von 1917 bis 1920 war sie Teil der Westukrainischen Volksrepublik, deren Hauptstadt Stanislau 1919 für wenige Monate wurde, bevor es kurzzeitig zu Polen, dann zur Ukrainischen SSR und damit zur Sowjetunion kam – seit deren Zerfall 1991 gehört es zur Ukraine.
Die Geschichte von Stanislau/Iwano-Frankiwsk ist multiethnisch und geprägt von polnischen, ruthenischen/ukrainischen, armenischen, jüdischen und deutschen Bevölkerungsgruppen. 1962 wurde die Stadt nach dem Schriftsteller und Historiker Ivan Franko benannt. Die Universitätsstadt gilt als ein Zentrum der ukrainischen Literatur.
Im Jahr 2015 hatte Iwano-Frankiwsk knapp 230.000 Einwohner:innen.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine ist es möglich, dass diese Informationen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen.

Brodi
pol. Lubicz, pol. Brody, rus. Броды, rus. Brody, yid. Brod, yid. בראָד, ukr. Броди, ukr. Любич, ukr. Lûbič

Brodi (Bevölkerungszahl 2021: 23.134) ist eine Stadt in der westukrainischen Oblast Lʹvìv. Bevor sie im 17. Jahrhundert zu einer Festung ausgebaut wurde, waren in Brodi armenische und jüdische sowie flämische, griechische und türkische Bevölkerungsteile angesiedelt worden. Nach der ersten Teilung Polen-Litauens kam Brodi zur Habsburger Monarchie. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts etablierte sich die Stadt als eines der wichtigsten Zentren der jüdischen Kultur in Galizien.
Während des Ersten Weltkriegs erlitt Brodi erhebliche Zerstörungen beim Angriff der russischen Armee und wurden Teile der jüdischen Bevölkerung im Oktober 1917 getötet. 1918-1919 gehörte die Stadt zur Westukrainischen Volksrepublik, 1919-1939 zu Polen. Während der deutschen Besatzung 1941-1944 und mit Auflösung des Gettos 1943 wurde der Großteil der jüdischen Bevölkerung ermordet.
In der Zeit des Kalten Krieges war Brody ein wichtiger Standort der sowjetischen Luftstreitkräfte.

, dank energischer Arbeit des Gg. Jakob Billiger, in 
Čortkìv
pol. Czortków, ukr. Tschortkiw, deu. Tschortkau, rus. Чертков, ukr. Чортків, rus. Tschertkow, rus. Čortkov, rus. Чортков, yid. tšortkov, yid. טשאָרטקאָו

Tschortkiw ist eine Stadt in der westukrainischen Oblast Ternopil (Einwohnerzahl 2021: 28.279), die in ihrer Geschichte u.a. dem Osmanischen Reich, der Habsburger Monarchie, dem Russischen Kaiserreich, der Zweiten Polnischen Republik und schließlich der Ukraine und ihren Vorgängerstaaten angehörte.

Die ehemals große jüdische Bevölkerung der Stadt wurde unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg verfolgt und entweder deportiert oder noch vor Ort ermordet.

, dank dem Gg. Hermann Rothenstreich, in 
Zoločìv
pol. Złoczów, ukr. Zolochіv, rus. Золочев, rus. Solotschew, yid. זלאָטשאָוו, yid. Zlotŝov, ukr. Solotschiw, ukr. Золочів, rus. Zoločev, ukr. Radeče, ukr. Радече, pol. Radzicze

Solotschiw (Bevölkerungszahl 2021: 23.912) ist eine Stadt in der Westukraine, in der Oblast Lwiw. An ihrer Stelle befand sich im 12. Jahrhundert der Ort Radeče.

, dank Gg. Schuster K. und Dr. Schwager.
Zu betonen ist der Umstand, daß in der ganzen Scoutorganisation die hebräische Sprache bei Befehlsangabe und Rapportannahme obligat ist. Viel Mühe hat das Organisationskomitee der Organisationsarbeit gewidmet. Vom Standpunkt ausgehend, daß in jüdischen Angelegenheiten sämtliche jüdischen Institutionen zur Mitarbeit verpflichtet sind, wandte sich das Organisationskomitee anfänglich privatim an die Repräsentanten der zion. Partei und hernach durch einen offiziellen Delegierten an das zion. Zentralkomitee Galiziens zion. Zentralkomitee Galiziens Das galizische zionistische Zentralkomitee wurde 1907 von zionistischen Aktivisten um Gershon Zipper (1868–1920) gegründet und galt als Ausweis der galizischen Selbständigkeit innerhalb der zionistischen Weltorganisation. Zipper war zugleich im Parteivorstand der „Jüdischen Nationalpartei Österreichs“ und kandidierte bei den Reichsratswahlen 1907, 1909 und 1911. , welches nach einem Referat des Del. Dr. H. Sterner Del. Dr. H. Sterner Dr.  Heinrich  Sterner, Obmann des Lemberger Turnvereins seit 1911 und Vorsitzender des Organisationskomitees, das der Kreis bei seiner Versammlung im Dezember 1912 ins Leben gerufen hatte. zum Beschluß gelangte, daß die jüdischen Turn- und Sportvereine wichtige Posten der jüdisch-nationalen Idee bilden und daß die phys. Erziehung der Juden Galiziens mit in das Programm der zionistischen Arbeit des Zentral-Komitees gehört.
Weitere Agitationsmittel deren sich das Organisationskomitee bedient, sind Vorträge über körperliche Erziehung, die unsere Delegierten auf der Provinz hatten.
Die Vorträge, öfters von uns an den hiesigen Verband der „Thoynbeehallen“ „Thoynbeehallen“ Nach dem Wirtschaftshistoriker und Philanthropen Arnold Toynbee benannte Institution der Gemeinwesenarbeit, die zunächst in Großbritannien in proletarischen Elendsvierteln Nachbarschaftshilfe und Weiterbildungsmöglichkeiten vermittelte. Die erste Toynbee Hall wurde 1884 in London gegründet. Von da aus verbreitete sich die Bewegung bis 1926 eine internationale Organisation gegründet wurde.  angemeldet, welcher unsere Delegierten in verschiedene Provinzstädte schickt, wo sie Gelegenheit finden, die körperliche Wiedergeburt der Juden in Vorträgen zu propagieren, wobei sie an Ort und Stelle ein Komitee zur Gründung eines Turnvereins bilden, wo ein solcher nicht besteht. Dank der Bemühungen unseres Turnbruders Ing. Leo Schneider, der eigens dazu auf eigene Kosten 
Jarosław
deu. Jaroslau, ukr. Ярослав, ukr. Jaroslaw, ukr. Jaroslav, ukr. Âroslav, yid. יאַרעסלאָוו

Jarosław ist eine Stadt im Südwesten Polens, nahe der ukrainisch-polnischen Grenze. 2020 hatte sie 37.073 Einwohner:innen.

Kolomiâ
deu. Kolomea, ukr. Kolomyja, ron. Colomea, pol. Kołomyja, rus. Коломыя, ukr. Коломия, rus. Kolomyâ

Kolomyja ist eine Stadt (Bevölkerungszahl 2021: 60.821) im Westen der Ukraine, in der Oblast Iwano-Frankiwsk. Im 14.-15. Jahrhundert wurden in Kolomyja Salzvorkommen abgebaut. Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt wegen ständiger Hochwassergefahr auf eine neue Stelle verlegt.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sie einen hohen jüdischen Bevölkerunganteil und war ein Zentrum der jüdischen Chassidismus-Bewegung. Die jüdische Bevölkerung wurde unter deutscher Besatzung im örtlichen Ghetto interniert und zum größten Teil ins Vernichtungslager Belzec deportiert.

 und 
Przemyśl
rus. Peremyšlʹ, rus. Перемышль, ukr. Peremyšl′, ukr. Перемишль, deu. Deutsch-Przemysl, deu. Premissel

Przemyśl liegt strategisch günstig zwischen den Westkarpaten im Süden und den Roztocze im Norden. Gleichzeitig lag die Stadt im Mittelalter an der Via Regia. Vermutlich existierte eine Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Przemyśl schon in der Antike. Ab 1379 besaß Przemyśl das Magdeburger Stadtrecht unter polnischer Krone. nach der ersten Teilung Polens (1772) fiel die Stadt in den herrschaftsbereich der Habsburgermonarchie und war von dort an Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Bezirks Przemyśl.

besuchte, konnten wir unmittelbaren Kontakt mit diesen Städten gewinnen. — Als Resultat unserer Bemühungen konnte in Jaroslau, wo zwei Mal unsere Delegierten intervenierten, ein „Turn-Sportsverein“ ins Leben gerufen werden. — Diesem neuen Verein haben wir den Namen gegeben um auf diese Weise ein harmonisches Gleichgewicht dieser beiden Zweige körperlicher Erziehung zu kennzeichnen, um ein für alle Mal das unsere Ziele hindernde Wetteifern der Turn- und Sportvereine zu beseitigen und wollten zugleich auf diese Weise dem jungen Vereine die Möglichkeit bieten, unsere Idee mit allen möglichen Mitteln nach jeder Richtung hin zu verbreiten. Die Gründung dieses Vereins in Jaroslau wurde Dank den energischen Bemühungen des H. Dr. Salo Rosenberg. 
Die technische Leitung des Vereines hat Herr Dr. Nacht, examinierter Turnlehrer übernommen und durch unsere Vermittlung wurden auch die notwendigsten Geräte in leicht zahlbaren Raten angekauft.
Wir haben sichere Hoffnung, daß der Verein in Jaroslau schön prosperieren werde. Dem Herrn Dr.  Rosenberg zur Seite steht ein arbeitsames Organisationskomitee; die Administration versieht sehr eifrig O. G. Osias |228| Sternhell, tüchtige Mitwirkung speziell in fachgymnastischen Fragen verspricht G. Viktor Bryllant.
Minder glücklich erging es dem Turnverein „Dror" „Dror" Hebräisch für Freiheit. in Kolomea, dessen Statuten anfangs dieses Jahres bestätigt wurden. Ganz Kolomea besitzt nur einen entsprechenden Turnsaal der reichlich mit allen nötigen Turngeräten versehen ist. Der Saal gehört der hiesigen Baron Hirsch-Schule Baron Hirsch-Schule Mit den Mitteln der Baron Maurice von Hirsch-Stiftung finanzierte Schule für jüdische junge Männer, die dazu dienen sollte, Juden zu nützlichen Untertanen des Habsburgerreichs zu machen. . Jedoch konnte der Direktor dieser Schule es nicht übers Herz bringen, den Saal dem Vereine für einige Stunden wöchentlich zu überlassen, denn er kann ja unmöglich „seperatistische“ Bestrebungen der jüd. Jugend unterstützen, auch wenn der Saal gänzlich unbenutzt bleiben, und die Geräte verkommen sollten. An einen anderen Saal kann vorderhand nicht gedacht werden, der junge Verein besitzt keine materiellen Mittel, und die bekannte schlechte Lage, unter der ganz Galizien jetzt leidet, läßt keine Hoffnung aufkommen, auf irgendwelche Weise unser Ziel zu realisieren.
Ein zweiter gymn.  Sportverein wurde kürzlich von unseren Gg. N. S. in 
Glinâni
pol. Gliniany, ukr. Hlynjany, rus. Glinjany, rus. Глиняны, ukr. Глиняни, ukr. Hlinâny, rus. Glinâny

Hlynjany ist eine Kleinstadt (Bevölkerungszahl 2021: 2.954) im Westen der Ukraine, knapp 40 Kilometer östlich von Lwiw. Sie erhielt bereits 1397 Stadtrecht und besaß bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eine große jüdische Gemeinde, die unter deutscher Besatzung ausgelöscht wurde.

 gegründet. Es muß betont werden, daß unsere Gg. in Gliniany ganz aus eigenem Antriebe, ohne irgend welche Aneiferung sich an das org.  Kom. — über welches Sie in der Parteipresse gelesen haben — sich mit der Bitte wandten, ihnen bei der Gründung eines Turnvereines behilflich zu sein. Das O.  K.  hat ihnen natürlich mit größter Freude jede Unterstützung und Beihilfe zukommen lassen und schon die Tatsache, daß nach 3 Wochen ein Verein begründet und organisiert wurde, und dass Turnübungen. wenn auch anfangs ohne Geräte stattfinden und stark frequentiert werden, beweist, mit welchem Entusiasmus unsere dortigen Turnbrüder ihre Aufgabe aufgegriffen haben.
Ihr Programm umfasst nicht nur Turnen und Sport, sondern auch Schießübungen, als den jüngsten Zweig körperlicher Erziehung, Die Gründung dieses Vereines erfüllte uns mit größter Freude, eifert uns zur weiteren energischen Arbeit an, lehrt uns, daß die jüd. Jugend Anerkennung für die Wichtigkeit körperlicher Widergeburt findet und wir erwarten mit Sicherheit daß das Beispiel unserer Gg. in Gliniany in Kurzem Nachahmung finden wird. Weniger erbauliche Nachrichten erreichen uns aus Tarnol Tarnol Eigentlich Tarnopol, in Quelle Tarnol , wo der dortige Turnverein „Bethar“ „Bethar“ Die letzte Festung, die während des Bar Kochba-Aufstandes (132 bis 1936 n.  Chr.) an die Römer fiel. Dort starb Bar Kochba. seines Turnsaales verlustig gegangen ist, und momentan keinen anderen zur Verfügung hat, und infolgedessen die bis nun geleisteten Turnübungen einzustellen sich genötigt sah. Wir lassen nicht die Hoffnung fallen, daß dieser kritische Stand nur augenblicklich und vorübergehend ist, da wir großes Vertrauen zu den Vätern dieses Vereines Gg. Rd. Israel, Waldmann Israel, Waldmann Israel Waldmann (1881–1940), Jurist, Zionistischer Funktionär. und Dr. I. Landau hegen, an die wir auch bereits brieflich appelliert haben. Mit diesen kurzen Zeilen sei auch ein Appell an die jüdischen Einwohner Tarnopols und vor allem und besonders an die dortige jüd, akad.  Verbindung „Barkochba“ „Barkochba“ Simon Bar Kochba war der Anführer des jüdischen Aufstands gegen das Römische Reich in den Jahren 132 bis 136 nach unserer Zeitrechnung. gerichtet, deren Pflicht und Schuldigkeit es doch ist, die jüd. Institutionen, zumal Turnvereine zu stützen, dass es ihr energisches Trachten sein soll, den Bethar wieder auf die Füße zu stellen.
Der „Dror“ in 
Stryj
rus. Стрый, ukr. Стрий, pol. Stryj

Stryj ist eine Stadt in der westukrainischen Oblast Lwiw (Bevölkerungszahl 2021: 59.425). Sie liegt am Fuße der Ostkarpaten am gleichnamigen Fluss.
Bis zum 2. Weltkrieg war sie etwa in gleichem Maße von jüdischer, polnischer und ukrainischer Bevölkerung geprägt. Die Erstgenannte, zahlenmäßig stärkste Gruppe wurde im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzern vor Ort und in Vernichtungslagern exterminiert. Die polnische Bevölkerung wurde während des Krieges in den asiatischen Teil der Sowjetunion deportiert oder nach dem Krieg in die Volksrepublik Polen umgesiedelt. Sie ist heute ebenfalls aus dem Stadtbild verschwunden.

  ist seit einem Jahr in guter Entwicklung begriffen und wächst an Quantität dank der Energie des Trbr. Presser, fortwährend, wartet aber auf die Instandsetzung des Saales „Zion“ um eine weitere Tätigkeit entfalten zu können.
Der Turnverein in 
Drogobič
rus. Drogobyč, pol. Drohobycz, ukr. Drohobytsch, ukr. Дрогобич, ukr. Drohobych, yid. דראהביטש, rus. Дрогобыч, yid. Drohobjtš

Drohobytsch ist eine Stadt (Bevölkerungszahl 2021: 73.682) im äußersten Westen der Ukraine, in der Oblast Lwiw. Nördlich von Drohobytsch liegt Lwiw (Lemberg). Die Stadt gehörte mehrere Jahrhunderte lang zum Königreich Polen und war einst ein bedeutender Ort für das Judentum in Galizien. In der Zwischenkriegszeit war Drohobycz das Zentrum der polnischen Erdölindustrie, die in den 1920er Jahren zu den führenden Erdölproduzenten Europas gehörte.

 hat seine Not mit dem Mangel an einen geeigneten Turnleiter, jedoch kommt ihm das O.  K. in Hilfe, indem es ihm regelmäßig leicht zugänglich bearbeitete Turnlektionen übersendet, die dann von Prubr.   Tammr auf den Turnstunden ausgeführt werden.
So viel über das bisherige Tun und Schaffen des O.  K. — Es bliebe noch die Richtung, nach welcher hin das O.  K. seine Arbeit lenkt zu erfassen. |229| Kurz gefaßt: Phys.  Erziehung der Juden mit Berücksichtigung aller dazu führender Zweige der phys.  Erziehung in gleicher Masse, somit: Gymnastik, Sport und Scouting.
Aus diesem Grunde tragen die neu gegründeten Vereine den Namen gymn.-sportliche Vereine. Wo aber solch ein vielseitiger Verein unmöglich ist, wird vorläufig nur ein Turn- oder Sportverein oder auch eine Scoutabteilung angelegt, entsprechend den lokalen Verhältnissen. Dies ist voraussichtlich der einzig schnelle und sichere Weg zum Ziele.
Lwiw
deu. Lemberg, pol. Lwów, eng. Lviv, rus. Lwow, rus. Львов, yid. Lemberg, yid. לעמבערג, ukr. Львів, ukr. L'viv

Lwiw (deutsch Lemberg, ukrainisch Львів, polnisch Lwów) ist eine Stadt in der Westukraine in der gleichnamigen Oblast. Mit knapp 730.000 Einwohner:innen (2015) ist Lwiw eine der größten Städte der Ukraine. Die Stadt gehörte lange zu Polen und Österreich-Ungarn.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine ist es möglich, dass diese Informationen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen.

. Jüdischer Tumverein „Dror“ Lemberg. Von weitgehender Bedeutung ist für uns der Bau eines eigenen Saales. Die bisherigen Schwierigkeiten hoffen wir durch das neue Erdbaugesetz zu überwinden. Auf Grund dieses wird es dem Kahal Kahal Hebräisch für Versammlung. Kahal kann die gesamte jüdische Gemeinde oder nur den Gemeindevorstand beschreiben möglich sein, uns den Boden zum Bau eines Hauses zu 1eihen, da ein Schenken des Bodens aus politischen Gründen bisher unmöglich war. Was den Bau des Hauses selbst betrifft, verfügen wir bereits über einen Baufond von K.  2000.—, den wir durch Sammlung erreicht haben. Um aber diesen zu vergrößern, haben wir nachstehende Institution geschaffen, die uns, obzwar erst fünf Monate bestehend, bereits ca.  K.  100.— monatlich einbringt. Sie besteht darin, daß eine Reihe von Kaufleuten als Mitglieder mit einem Jahresbeitrag von K.  8.— bis K.  10.— gewonnen sind, welche sich verpflichteten, einen Teil ihres Reingewinns unserem Baufond zuzuführen. Wir dagegen sorgen für Reklame, deren Kosten aus dem obigen Jahresbeitrag bestritten wird. Die Reklame besteht darin, daß wir tausende Exemplare von Büchlein mit dem Auftrage an die Bevölkerung versenden, die darin verzeichneten Mitglieder nach Möglichkeit zu unterstützen. Eine weitere Einnahme erwächst dem Verein durch die Kinokarten. Für eigenes Geld oder in Kommission ersteht der Verein zu bedeutend ermäßigten Preisen Karten, welche an einzelne Verkaufsstellen verteilt werden, welche die Karten unter Kassapreisen  verkaufen. — Der hierdurch erzielte Gewinn wird nun zwischen dem Verein und dem Verkäufer nach Vereinbarung geteilt.
Jüd.  T.  V.  Krakau. Der Verein entwickelt sich und sind hier neue Kurse ins Leben gerufen und zwar: für Schüler im Alter von 13—17 Jahren, für jugendliche Arbeiter, welche Sonntag Nachmittag üben und deren Mitgliedsbeitrag auf 40  h  monatlich ermäßigt ist, ein männlicher und weiblicher Skoutkurs  (Pfadfinder). Die Anzahl der Geräte ist um zwei Stück vergrößert worden. Obzwar das Turnen erst am 15.  ds.  eröffnet wurde, erfreuen sich alle Kurse eines regen Besuches.
Jüd. T. V. 
Tarnów
deu. Tarnau

Tarnów ist eine Großstadt in der südpolnischen Woiwodschaft Kleinpolen (Einwohnerzahl 2012: 105.922).

.
Der Mangel eines Saales zwingt den Verein, das Turnen auf freiem Felde, außerhalb der Stadt, abzuhalten und besteht dies natürlich nur aus Laufen, Springen, Marschübungen und Spielen. Desto besser entwickelt sich der Skout, der unter hebräischem Kommando geführt wird. Zur Erlernung des letzteren dienen Kurse, in welchen auch die hebräische Sprache gepflegt wird.
Jüd. T. V. „Dror“ Jaroslau. Dieser jung-gegründete Verein entwickelt sich zur vollsten Zufriedenheit und besitzt bereits vier Kurse und zwar: für Kinder mit 14 Teilnehmern, für Mädchen mit 17 Teilnehmern, für Lehrlinge mit 45 Teilnehmern, die von einem bezahlten Lehrer geleitet werden. Geplant ist auch ein Männerkurs und eventuell ein Fechtkurs. Es sei an dieser Stelle dem Verein „Jad Charuzim“ „Jad Charuzim“ In Dror und andernorts verbreiteter Hilfsverein für jüdische Handwerker , der in entgegenkommender Weise dem Turnvereine seinen Saal zur Verfügung stellte und dadurch die Gründung eines solchen ermöglichte, der wärmste Dank ausgesprochen. Wenn es hier auch an Geld mangelt, so besteht doch die Hoffnung einer weiteren Entwicklung für den Verein, der ähnlich anderen Städten, auch einen Skout ins Leben zu rufen beabsichtigt. Die entsprechenden Schritte sind bereits eingeleitet. |230| 
Jüd. T. V. Stryj. Das Fehlen eines geeigneten Saales, sowie von Vorturnern erschwert hier das Arbeiten. Bisher wird in dem Lokal des Vereins „Zion“ geturnt, welches aber in keiner Hinsicht den Erfordernissen entspricht. Es werden daher Verhandlungen mit dem ruthenischen  Turnverein, wegen Ueberlassung des Saales gepflogen, und besteht die Hoffnung auf ein günstiges Resultat, was für die Entwicklung des Vereins von großer Bedeutung wäre.
Čortkìv
pol. Czortków, ukr. Tschortkiw, deu. Tschortkau, rus. Чертков, ukr. Чортків, rus. Tschertkow, rus. Čortkov, rus. Чортков, yid. tšortkov, yid. טשאָרטקאָו

Tschortkiw ist eine Stadt in der westukrainischen Oblast Ternopil (Einwohnerzahl 2021: 28.279), die in ihrer Geschichte u.a. dem Osmanischen Reich, der Habsburger Monarchie, dem Russischen Kaiserreich, der Zweiten Polnischen Republik und schließlich der Ukraine und ihren Vorgängerstaaten angehörte.

Die ehemals große jüdische Bevölkerung der Stadt wurde unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg verfolgt und entweder deportiert oder noch vor Ort ermordet.

. Hier wurden Vorarbeiten zur Gründung eines Vereins eingeleitet.
Kraków
deu. Krakau

Krakau ist die zweitgrößte Stadt Polens und liegt in der Woiwodschaft Kleinpolen im Süden des Landes. In der Stadt an der Weichsel wohnen ungefähr 775.000 Menschen. Die Stadt ist bekannt für den Hauptmarkt mit den Tuchhallen und der Wawel-Burg in der Altstadt Krakaus, welche seit 1978 zum UNESO-Welterbe gehört. In Krakau liegt die älteste Universität Polens, die Jagiellonen-Universität.

.  Der J.  T.  V. begründete im letzten Winter eine Pfandfinder- Sektion, die sich als lokale Unterabteilung der „ Haschomer Haschomer Hebräisch für Wächter. Es handelt sich hierbei um den hebräischen Namen der zionistischen Pfandfinderorganisation, die 1913 in Galizien gegründet wurde.   — jüd.  Skouting-Organisation für Galizien“ sehr schön entwickelte. Sie vereinigte zum Schluß des Schuljahres ca. 100 Mittelschüler beiderlei Geschlechts, die sich stets eifrig ihren Schomerpflichten Schomerpflichten Die im Haschomer verbreitete Form des Pfadfindergesetzes, das vom Gründer der Bewegung Robert Baden-Powell (1847-1941) zur Grundlage des Pfandfinderprinzips des Selbstlernens erklärt wurde und das die meisten Pfadfinderorganisationen auf der Grundlage der eigenen Werte leicht abwandelten unterzogen. Zweimal wöchentlich wurden planmäßige halb- und ganztägige Ausflüge veranstaltet, die für einschlägige praktische Skoutübungen hinreichende Gelegenheit boten. Der Haschomer arrangierte unter anderem einen vierwöchentlichen Samaritanerkursus Samaritanerkursus Der Samariterkurs (benannt nach dem neutestamentarischen Barmherzigen Samariter) vermittelt die richtige Beurteilung von Erkrankungen und unfällen, sowie die grundlegenden not- und Ersthilfemaßnahmen , dessen Leitung in opferwilliger Weise Herr Dr. Schwarzbart übernahm. Seiner interessanten, dem jugendlichen Hörerkreis vortrefflich angepaßten Vortragsweise ist es auch zu verdanken, daß von den 35 Teilnehmern 19 sich freiwillig zur Prüfung meldeten und dieselbe vor einer sachkundigen Prüfungskommission vortrefflich bestanden.
Am 21. Juni hielt unser Th. Bernward Mann auf Einladung des Gesangvereines Hasomir Hasomir Die jüdischen Gesangsvereine Hazomir (Ha zamir hebr. für Nachtigall) entstanden ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa   aus 
Sosnowice

Sosnowice ist ein Dorf in der südpolnischen Woiwodschaft Kleinpolen (Bevölkerungszahl 2021: 1.338 Einwohner).

 (Russisch-Polen) daselbst einen Agitationsvortrag, der zahlreich besucht war und dem die Gründung von Turnsektionen innerhalb der Hasomir-Vereine Sosnowice und 
Będzin
deu. Bendsburg, deu. Bendin, deu. Bandin, rus. Бендзин, yid. Bendin, yid. בענדין, deu. Bendzin

Będzin (Bevölkerungszahl 2022: 54.322) liegt im Nordosten der Metropolregion Kattowitz, im Dombrowaer Kohlenbecken. Obwohl es in der Woiwodschaft Schlesien liegt, ist Będzin eine der ältesten Städte Kleinpolens, zu dem es historisch gehört. Die ursprüngliche Siedlung wurde im 12. Jahrhundert von den Tataren zerstört, der wiederaufgebaute Ort erhielt im 13. Jahrhundert Stadtrechte. Bereits im 16. Jahrhundert etablierte sich hier eine größere jüdische Gemeinde.

Im Rahmen der Dritten Teilung Polen-Litauens 1795 wurde Będzin und die Umgebung als Neuschlesien in Preußen einverleibt. 1807-1815 gehörte die Stadt zum Herzogtum Warschau und nach dem Wiener Kongress lag sie im von Russland abhängigen Königreich Polen.
Durch die Entdeckung von Steinkohle in der Region am Ende des 18. Jahrhunderts erfuhr die Stadt einen starken Entwicklungsschub, der durch die Zerstörungen des Ersten Weltkriegs ausgebremst wurde. Im wiederhergestellten polnischen Staat knüpfte Będzin jedoch ab 1918 an die frühere Entwicklung an.
Im Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt, deren Bevölkerung zu über 40 % jüdisch war, in das neugeschaffene Ostoberschlesien eingegliedert. Im Ghetto von Będzin wurde auch die jüdische Bevölkerung aus der Umgebung interniert, und später vor allem ins KZ Auschwitz-Birkenau abgeschoben.
In der Nachkriegszeit entstanden in Będzin mehrere Großwohnsiedlungen und neue Fabriken, doch bereits in den 1970er Jahren zeichnete sich der wirtschaftliche Niedergang in der stark vom Bergbau abhängigen Stadt ab.

 folgte. Sowohl in Sosnowice wie auch in Bendzin sollen äußerst günstige Bedingungen für das Gedeihen unserer Sache vorhanden sein. Leider macht sich in beiden Städten der Mangel an geschulten Turnwarten fühlbar.
Zu dem sechswöchentlichen Vorturnerkursus der von der galiz. Kreisleitung während der Schulferien in Lemberg veranstaltet wurde entsandte unser Verein die Turngenossen Leo Kahane  und H.  Rose.  — Beim Wiener Turn- und Sportfest war unser Verein durch eine 16 aktive Turner zählende Mannschaft vertreten und es gelang auch unserem Turngenossen Leo Kahane, den zweiten Preis im Diskuswerfen  davonzutragen.
Kommentar
Kommentar zum Zeitungsartikel über den Galizisch-bukowinischen Kreis der jüdischen Turnerschaft
Text
Eine weitere interessante Zeitschriftenquelle stammt aus dem Jahr 1913, in welcher sich die inhaltliche Umorientierung in der Umbenennung zu Jüdischen Monatsheften für Turnen und Sport manifestierte. Die Akteur:innen konnten nicht wissen, dass dieses Jahr, welches einen Höhepunkt der Aktivitäten und vor allem eine große Verbreitung der Ideale und Institutionen der jüdischen Turn- und Sportbewegung nach Osten bedeutete, zugleich das letzte Friedensjahr vor dem Untergang der alten Welt darstellte. Der ausführliche Bericht eines uns unbekannten Korrespondenten aus dem galizisch-bukowinischen Kreis der jüdischen Turnerschaft zeichnet ein breitgefächertes Bild von der gerade anhebenden Turn- und Sportbewegung in Galizien, ihren Hoffnungen, Vorstellungen, die zum Teil von der Perspektive der deutschen Turnbrüder und -schwestern abweichen, und ihren Problemen. 
Am 29. Dezember 1912 fand der erste Kreisturntag der galizisch-bukowinischen jüdischen Turnerschaft in Lemberg statt, zu dem fast alle galizischen Turnvereine ihre Delegierten entsandten. Ab 1913 wurden die galizisch-bukowinischen Turnvereine zum Dritten Kreis der jüdischen Turnerschaft zusammengefasst. Denn die deutsch-jüdische Turnbewegung richtete sich nicht nur an Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich, sondern an alle Jüdinnen und Juden deutscher Zunge und damit waren auch die jiddisch-sprechenden Jüdinnen und Juden im östlichen Europa ausdrücklich mitgemeint. Die jüdischen Turner:innen agierten demnach wie die Deutsche Turnerschaft, die ebenfalls in einem „großdeutschen“ Rahmen tätig war. 
Die Jüdische Turnerschaft teilte sich ab 1913 zunächst in vier Kreise: Der 1. Kreis umfasste das Deutsche Reich, der 2. Kreis bildete Österreichisch-Ungarn allerdings ohne Galizien und die Bukowina, die im 3. Kreis zusammengefasst wurden. Der 4. Kreis galt als Orientkreis, der die Vereine in den Balkanländern, in Kleinasien, insbesondere in Palästina und Ägypten umfasste.1 Nicht eingeschlossen waren bis 1921 die russländischen Gebiete, ganz Westeuropa und Amerika. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs umfasste1  der galizisch-bukowinische Kreis 27 Vereine aus 20 Städten mit insgesamt 2.776 Mitgliedern.2 
Der Bericht erläutert die allgemeinen Hindernisse bei der Auswahl und Ausbildung von jüdischen Turn- und Sportlehrern, ebenso wie die mangelnde Infrastruktur. Besonders deutlich wird der Mangel an Turnsälen und Materialien, sowie auch die Widerstände bei der Einführung des Hebräischen als Kommandosprache, das sich aufgrund der Dominanz des Jiddischen auch mittelfristig in Ostmitteleuropa nicht durchsetzen konnte. Trotz dieser Schwierigkeiten wird deutlich, dass sich die vermeintlich „rückständigen“ osteuropäischen Turner:innen im Wesentlichen nicht vom Sport abgrenzten. Im Gegenteil schienen die galizischen Turn- und Sportvereine sowohl der schwedischen Gymnastik als auch dem Sport gegenüber sehr aufgeschlossen zu sein. 
Abermals spielt in der Zeitschriftenquelle die Frage nach der Zugehörigkeit zum nationalen Judentum oder zur Arbeiterklasse eine wichtige Rolle. Gerade die Konkurrenz durch den jüdischen Arbeitersport ist möglicherweise in Ostmitteleuropa viel bedeutsamer als in Deutschland und in Österreich. Interessant sind auch die Berichte aus den einzelnen kleinen und großen Städten in Galizien, in denen sich im Vorfeld jüdische Sportvereine gegründet hatten, und die nun auf der lokalen Ebene Einblicke in den Alltag und die Probleme der ersten galizischen Turn- und Sport-Enthusiast:innen ermöglichen. (S. 225-230)
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