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Ortstermin vor dem Reichstagsgebäude : Zerschossener Rettungswagen: Ein Mahnmal des Krieges

Auf russische Kriegsverbrechen in der Ukraine aufmerksam machen: Das ist das Ziel von Aktivisten, die die Geschichte eines zerstörten Rettungswagens erzählen.

10.07.2023
2024-02-27T11:33:05.3600Z
3 Min
Foto: DBT/photothek/Thomas Trutschel

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev besichtigen einen zerschossenen ukrainischen Rettungswagen.

Das graue Blech ist von Einschusslöchern übersät, die Windschutzscheibe von Streumunition zerstört, im Wageninneren liegen noch die Granatsplitter. Ein derart zerschossenes Fahrzeug fällt mitten in der deutschen Hauptstadt als Mahnmal der besonderen Art auf, in der Ukraine aber ist der Anblick bitterer Kriegsalltag. Mit der Ausstellung des alten Rettungswagens vor dem Reichstag wollten Aktivistinnen und Aktivisten am vergangenen Mittwoch genau darauf aufmerksam machen und einem möglichen Desinteresse der deutschen Zivilgesellschaft am Schicksal der Ukraine entgegenwirken. Gleichzeitig sollte der zerschossene Rettungswagen, der nur einer von vielen ist, symbolisch die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine verdeutlichen.

Einziges Fahrzeug der Region mit Allradantrieb

"Russland greift zivile Objekte an, zivile Menschen an, Russland greift das Leben an", sagte die Aktivistin Valentyna De Maar, um ihre Schultern trug sie eine ukrainische und deutsche Flagge. De Maar ist Teil des Organisationsteams, das aus deutschen, ukrainischen und litauischen Mitgliedern besteht und das Projekt ins Leben gerufen hat. Auch Viktoria Schweiberger gehört zu ihnen. Während andere Flugblätter verteilten, mit denen sie von der Politik mehr Waffenlieferungen an die Ukraine fordern, erzählte Schweiberger die Geschichte des Rettungswagens. Dieser - eigentlich ein altes Modell aus Sowjetzeiten und vor Kriegsbeginn nicht mehr genutzt - sei das einzige Fahrzeug in der Region mit Allradantrieb gewesen und konnte so auch abseits der Straßen und bei schlechtem Wetter in entlegene Dörfer fahren.

Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sprach an diesem Tag persönlich mit der Organisatorin De Maar. Bas, die im vergangenen Jahr die ukrainischen Schauplätze russischer Kriegsverbrechen Butscha und Irpin besuchte, betonte am vergangenen Mittwoch, dass Aktionen wie die vor dem Reichstag wichtig seien, um sich das Ausmaß des Krieges vor Augen zu führen. Am Ende sicherte sie den Aktivistinnen zu: "Deutschland wird die Ukraine weiterhin stark unterstützen - so lange es notwendig ist." Fragt man De Maar und Schweiberger, was sie sich für die Zukunft wünschen, sagen sie: "Wir wollen einen gerechten Frieden, Russland für seine Taten vor Gericht stellen und die Menschen aus den besetzten Gebieten befreien."

Bundestagspräsidentin Bas sichert weitere Unterstützung zu

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Im Februar 2022 sollte der Wagen dann von einem Krankenhaus nahe Charkiw zu einer Rettungsmission starten, um Menschen aus den besetzten Grenzdörfern der Region zu evakuieren, als plötzlich russische Streubomben niedergingen. Durch die Zerstörung des Fahrzeugs seien "unzählige Zivilisten schlagartig von der Notfallrettung und medizinischen Versorgung abgeschnitten" worden. Auch der Rettungswagen sei nach dem Bombenangriff nicht mehr zu reparieren gewesen, das Krankenhaus der Region durch die Streubomben zerstört. So gäbe es heute dort nur noch eine provisorische medizinische Notfallversorgung, berichtete die Aktivistin.

"Dieser Angriff ist ein Kriegsverbrechen", betonte De Maar, als sie neben dem zerbombten Rettungswagen zahlreichen Pressevertreterinnen und -vertretern und Abgeordneten Fragen zur Situation in der Ukraine beantwortete. Auch Diplomaten wie der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev und der polnische Botschafter Dariusz Pawlo sowie Amy Gutmann, Botschafterin der USA, waren vor Ort. Sie alle zeigten sich beeindruckt vom Durchhaltevermögen der Aktivisten und sicherten der Ukraine ihre Unterstützung zu.