Vorbericht: Türkgücü München - 1. FC Kaiserslautern

Ohne Fans und Trainer an altbekannter Spielstätte

Ohne Fans und Trainer an altbekannter Spielstätte


Der 1. FC Kaiserslautern eröffnet mit seinem ersten Geisterspiel seit Mai den letzten Spieltag der Hinrunde. Bei Türkgücü München soll der gute Lauf bestätigt und die Konkurrenz im oberen Tabellendrittel unter Druck gesetzt werden.

Wird vor der Saison ein Spielplan veröffentlicht, pickt sich der Fußballfan gerne bestimmte Spiele raus: Gegen wen spielen wir zuerst? Wann sind die Derbys? Wo spielen wir am letzten Spieltag? Auch das Auswärtsspiel bei Türkgücü dürfte im Sommer bei einigen FCK-Fans hoch im Kurs gestanden haben. Aber nicht, weil der Gegner so mega-attraktiv ist, sondern weil der letztjährige Aufsteiger diese Saison den Großteil seiner Heimspiele in einer historischen Spielstätte austrägt: Dem Olympiastadion in München. Wer erinnert sich bei diesem Stadion bitte nicht gleich an Michael Schjönbergs legendären Siegtreffer per Kopf im August 1997 gegen die Bayern? Oder an Klaus Toppmöllers Dreierpack beim 4:3-Sieg nach 1:3-Rückstand im April 1976?

Neben dem Ground, der vielen jüngeren Fans aufgrund der 17-jährigen Abstinenz seit dem letzten FCK-Auftritt dort noch fehlt, wäre in der bayerischen Landeshauptstadt sicher noch einiges geboten gewesen. Auf Weihnachtsmärkten, in Brauhäusern und in Hotels hätte man an diesem Wochenende bestimmt viele Schlachtenbummler getroffen. Wäre da nicht immer noch diese verflixte Corona-Pandemie, weshalb Weihnachtsmärkte in München schon länger abgesagt sind und das FCK-Spiel bei Türkgücü wie alle anderen Sportveranstaltungen in Bayern ohne Zuschauer ausgetragen werden muss. So bleibt für die Anhänger am Freitagabend mal wieder nur der Fernseher. Anstoß im Olympiastadion ist um 19:00 Uhr.

Was muss man zum FCK-Gastspiel in München wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum 19. Spieltag:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

Bereits zum zweiten Mal in seiner Amtszeit muss Marco Antwerpen am Freitag ein Spiel seiner Mannschaft von der Tribüne aus verfolgen. Der Trainer des 1. FC Kaiserslautern sah beim 4:0 gegen Köln seine vierte Gelbe Karte und darf deshalb im Olympiastadion nicht an der Seitenlinie stehen, darf ab 18:30 Uhr keinen Kontakt mehr zur Mannschaft haben. Diese Auflage gilt bis eine halbe Stunde nach Abpfiff. Wie schon im März in Magdeburg (0:1), als Antwerpen wegen einer Roten Karte in Rostock ein Spiel Innenraumverbot erhielt, wird Co-Trainer Frank Döpper das Coaching am Spielfeldrand übernehmen. Das Fehlen des Cheftrainers sollte das zuletzt formstarke FCK-Team aber nicht von seinem guten Weg abbringen: Sieben der vergangenen zehn Partien gestalteten die Roten Teufel siegreich. In diesem Zeitraum gab es nur eine Niederlage, so dass mit einem weiteren Dreier zum Abschluss der Hinrunde beim weiter kriselnden Türkgücü für mindestens eine Nacht sogar ein Aufstiegsplatz winkt.

Felix Götze wird bei diesem Vorhaben nicht mithelfen können. Er fällt wegen anhaltender Rückenprobleme weiter aus. Boris Tomiaks Gelb-Sperre ist dagegen abgelaufen, der Innenverteidiger dürfte auch gleich wieder in der Startelf stehen.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Der Begriff "Chaos-Verein" wird im Fußball gerne überstrapaziert, auf Türkgücü München trifft er aber auch in dieser Saison wieder zu. Mit Petr Ruman und Peter Hyballa hat der von Investor Hasan Kivran in die 3. Liga gehievte Klub bereits erneut zwei Trainer verschlissen. Seit dem Aufstieg im Sommer 2020 war Hyballa nach Ruman, Serdar Dayat und Alexander Schmidt bereits der vierte (!) Übungsleiter, der vorzeitig seine Koffer packen musste. Gegen die Lautrer wird wohl noch einmal Interimstrainer Alper Kayabunar an der Seitenlinie stehen, bevor in der Rückrunde dann der insgesamt vierte Coach in dieser Spielzeit übernehmen wird. Die mit Aufstiegsambitionen und jeder Menge hochkarätiger Neuverpflichtungen gestarteten Münchner stehen nach 18 Spielen mit nur 20 Punkten auf Tabellenplatz 16. Das Ziel 2. Bundesliga dürfte auch in diesem Jahr kaum mehr zu realisieren sein. Nur eins der letzten sieben Liga-Spiele konnte Türkgücü gewinnen und wartet seit fünf Partien auf einen Sieg.

Im Kader steht mit Tim Rieder auch ein Spieler, der in der vergangenen Saison noch das FCK-Trikot trug. Er wird zusammen mit Kapitän Mergim Mavraj wohl die Innenverteidigung bilden. Kayabunar kann in seinem letzten Spiel als Interimscoach auf seine Bestbesetzung vertrauen. Franco Flückiger, der letzte Woche beim 0:0 in Berlin überraschend im Tor stand, dürfte erneut den Vorzug gegenüber Routinier René Vollath erhalten.

Frühere Duelle

Erst zwei Spiele zwischen Türkgücü und dem FCK stehen in der Statistik. In beiden Partien der vergangenen Saison blieben die Roten Teufel ohne eigenen Treffer: Das 0:3 an der Grünwalder Straße im September 2020 war das letzte Spiel von Boris Schommers als Lautern-Coach. Unter Jeff Saibene gab es dann Rückspiel im Januar ein grottiges 0:0, auch der Luxemburger musste kurz darauf gehen.

Fan-Infos

Das Geisterspiel aus München wird wie alle Freitagsspiele nicht live im Free-TV gezeigt und ist somit nur im kostenpflichtigen Stream von "Magenta Sport" zu sehen. Die Übertragung beginnt dort bereits um 18:30 Uhr. Ausführliche Highlights der Begegnung sind nach Abpfiff auf dem YouTube-Kanal von "SWR Sport" abrufbar.

O-Töne

FCK-Torhüter Matheo Raab: "Wir treffen auf einen Gegner, der zu Beginn sicherlich erst einmal defensiv gut stehen will. Wir müssen aber an unsere Stärken glauben, dann haben wir gute Karten, die Begegnung für uns zu entscheiden. Ein Trumpf könnte unsere Gefahr bei Standards sein. Diese Stärke haben wir schon in den zurückliegenden Partien unter Beweis gestellt."

Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny: "Ich habe in letzter Zeit viele Einzelgespräche geführt. Jeder soll sich mal auskotzen können. Wir müssen alle noch mehr zusammenwachsen, nicht nur die Spieler untereinander, sondern alle. Wenn das passiert, kommt auch der Erfolg. Da bin ich überzeugt."

Daten und Fakten

Voraussichtliche Aufstellung:

Türkgücü München: Flückiger - Kusic, Rieder, Mavraj, Römling - Chato, Irving - Barry, Sararer, Türpitz - Sliskovic

Es fehlen: Scintu (Meniskusriss), Zorba (Sehnenabriss)

1. FC Kaiserslautern: Raab - Tomiak, Kraus, Hippe - Ritter - Hercher, Klingenburg, Wunderlich, Zuck - Redondo - Hanslik

Es fehlen: Trainer Antwerpen (Gelb-Sperre), Bakhat (Kniebinnenschaden), Götze (Rückenprobleme), Gözütok (Bänderverletzung), Röser (Kreuzbandriss), Stehle (Innenbandanriss)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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