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Happy Birthday, ElizabethAbdanken? Jetzt? Kommt nicht infrage

Die Kräfte scheinen langsam zu schwinden: Königin Elizabeth II. während des Gedenkgottesdienstes für ihren Gemahl Prinz Philip in der Londoner Westminster Abbey. 

Immer seltener bekommen die Briten ihre Königin zu sehen dieser Tage. Einen wichtigen Termin nach dem anderen hat Elizabeth II. in letzter Zeit absagen müssen. Die Gründonnerstags-Zeremonien und der Kirchgang zum Ostersonntag etwa, bei denen sie kein einziges Mal fehlte in den letzten 50 Jahren, haben diesmal ohne sie stattgefunden. Zuvor hatte sie schon den Gottesdienst zum Commonwealth Day verpasst. 

Dass Ihre Majestät schwach oder krank sei, mag freilich niemand so sagen. Nur eben «Probleme mit der Mobilität» gebe es, räumen die Höflinge ein. Immerhin: Ein wenig private Mobilität ist noch möglich. Ihren heutigen 96. Geburtstag will die Queen nicht auf Windsor Castle, sondern auf Schloss Sandringham in der ostenglischen Grafschaft Norfolk verbringen. Ein Helikopter soll sie dort hinbringen. Zum Wochenende kehrt sie dann zurück nach Windsor, wo «die Family» gratulieren darf.   

Droben auf dem Windsor-Hügel, wohin sie sich schon zu Beginn der Pandemie zurückzog, hat sie sich inzwischen mehr oder weniger verschanzt. Die alte Burg über der Themse ist ihre Zuflucht geworden. Ihr Erscheinen in Westminster Abbey vor drei Wochen, zum feierlichen Gedenkgottesdienst für Prinz Philip, ihren im Vorjahr verstorbenen Gatten, war die eine grosse Ausnahme, die sie sich als öffentlichen Auftritt zumutete. 

Sie hat sich nur höchst unwillig damit abgefunden, dass ihre Kräfte schwinden.

Im Buckingham-Palast dagegen, der eigentlichen Kommandozentrale der Monarchie in London, ist sie seit langem nicht mehr gesichtet worden. Statt der königlichen Standarte, die stets zu Ehren ihrer Anwesenheit aufgezogen wird, weht über «Buck House» jetzt nur noch der Union Jack, die Nationalflagge, wie auf vielen anderen Gebäuden auch. 

Sie selbst, die früher jedes Jahr Hunderte von Auftritten zu absolvieren pflegte, hat sich nur höchst unwillig damit abgefunden, dass ihre Kräfte schwinden. «Wie Sie sehen, kann ich mich nicht mehr richtig bewegen», klagte sie Anfang des Jahres einmal zwei Besuchern in Windsor ihr Leid. Zusätzliche Sorge löste im Februar ihre Covid-Erkrankung aus. Die überstand sie zwar einigermassen gut. Aber seither hat sie kein Geheimnis daraus gemacht, dass «diese scheussliche Pandemie» sie «reichlich müde und erschöpft» zurückgelassen hat. 

Schluss mit dem Königtum!

Ein paar Mal hat sie, wie schon in den ersten beiden Pandemie-Jahren, Termine per Zoom abgewickelt. Und das werde nun wohl immer häufiger der Fall sein, meint die englische Hofbiografin Penny Junor: «Wie eine 65-Jährige herumwuseln» könne sie ja schliesslich nicht mehr, so robust sie auch immer gewesen sei. 

Die Anti-Monarchie-Kampagne «Republic» hat bereits angeregt, wenn die Königin nicht mehr in der Lage sei, ihre Pflicht zu erfüllen, solle sie doch ganz einfach abdanken – und sich am besten gleich durch ein gewähltes Staatsoberhaupt ersetzen lassen. Schluss mit diesem ganzen anachronistischen Königtum! 

Abdanken kommt aber für die Monarchin, die ihren Landsleuten einst «lebenslangen Dienst» gelobte, schlicht nicht infrage. Und ein Verzicht auf die Monarchie ist für den gesamten Windsor-Clan – und tatsächlich auch für die Mehrheit der Briten – keine Option. 

Das Quartett übernimmt immer mehr Verantwortung im Königreich und sorgt für den notwendigen Glamour: Herzogin Kate, Prinz William, Herzogin Camilla und Thronfolger Charles (v.l.) bei der Premiere zum neuen James-Bond-Film in London.

Infolgedessen hat Thronfolger Charles bereits damit begonnen, seiner Mutter als eine Art inoffizieller Prinzregent Pflichttermine abzunehmen. So hält er sich zum Beispiel als «Ersatzmann» für die Parlamentseröffnung im Mai bereit, bei der normalerweise die Königin die alljährliche Thronrede (die Regierungserklärung) verliest. 

Es liegt der Königin offenbar viel daran, im Abenddämmer ihrer Ära noch einmal ein Bild familiärer Einheit zu vermitteln.

Auch Charles’ ältester Sohn William wird mittlerweile, zusammen mit seiner Frau Kate, bei immer mehr Terminen und Auslandsreisen eingesetzt. Gerüchten zufolge entscheiden Elizabeth, Charles und William nun vieles gemeinsam, am Telefon. 

Zwar «hoffe» die Königin, Auftritte weiterhin selbst wahrnehmen zu können, versichern Hofbeamte. Aber ob sie dann auch erscheint, soll künftig immer erst am Morgen des betreffenden Tages bekannt gegeben werden. Es wird von ihrem aktuellen Befinden abhängig gemacht. 

Besorgt fragen sich Royalisten schon jetzt, ob die Queen es überhaupt schaffen wird, an den viertägigen Feierlichkeiten zu ihrem 70. Thronjubiläum Anfang Juni persönlich mitzuwirken. Vielleicht werde es ja das letzte Mal sein, dass sie dann den Buckingham-Palast betreten werde, um fürs Platinum-Jubiläum noch einmal winkend auf dem berühmten Balkon zu stehen, meinen sie. 

Royalisten befürchten, dass die Königin den Jubiläumsfeierlichkeiten gar nicht beiwohnen kann – inzwischen übt die Household-Kavallerie fleissig im grossen Hyde Park.

Die Vorbereitungen dafür laufen jedenfalls. Und es liegt der Königin offenbar viel daran, im Abenddämmer ihrer Ära noch einmal ein Bild familiärer Einheit zu vermitteln. Schon bei der Westminster-Gedenkfeier für Philip hatte sie ja ihrem in Ungnade gefallenen Sohn Andrew erlaubt, sie in die Abtei zu geleiten – zur allgemeinen Verwunderung. 

Überraschungsbesuch bei der Queen

Auch Prinz Harry und Herzogin Meghan, die sich vor zwei Jahren in die USA absetzten und seither immer wieder bittere Bemerkungen über die liebe Verwandtschaft in England fallen lassen, sollen offenbar an diesem Geist allgemeiner Versöhnung teilhaben. Auf jeden Fall wurden sie zu den Platinum-Feiern im Juni eingeladen und sollen samt ihren Kindern Archie (2) und Lilibet (10 Monate) mit auf dem Balkon stehen. 

Der widerspenstige «amerikanische Zweig» des Hauses Windsor hat seinerseits guten Willen signalisiert, mit einem Überraschungsbesuch des Herzogs und der Herzogin von Sussex vorige Woche bei der Queen. Zugleich hat Harry freilich auch für neues Rätselraten gesorgt – als er in einem Interview versicherte, er suche seine «Granny» nach Kräften «zu beschützen», indem er dafür sorge, «dass sie die richtigen Leute um sich hat».

Auch die abtrünnigen Prinz Harry und Meghan sollen bei den Feierlichkeiten auf dem Balkon des Buckingham-Palastes erscheinen.