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Der dringende Wunsch nach einer Amputation

In gewissen Ländern werden auch gesunde Gliedmassen auf Wunsch amputiert: Prothesen in Indien.

Es ist bizarr, aber es existiert: Menschen, die den dringenden Wunsch verspüren, ein Bein oder ein anderes Körperglied weggeschnitten zu bekommen. Forscher am Universitätsspital Zürich (USZ) haben einen Zusammenhang mit Veränderungen im Gehirn entdeckt. Die so genannte Xenomelie betrifft vor allem Männer. Die meisten wünschen sich die Amputation eines Beins - vorzugsweise des linken. In der Schweiz sind Amputationen von gesunden Gliedmassen verboten, aber etwa in Asien können sich die Betroffenen ihren Wunsch erfüllen. Oder sie provozieren einen Unfall, der eine Amputation nach sich zieht.

Die USZ-Wissenschaftler unter Leitung von Neurologe Peter Brugger untersuchten 13 an sich gesunde Männer mit dem dringenden Bedürfnis, ein Bein loszuwerden, wie das USZ mitteilte. Die Probanden waren zwischen 28 und 73 Jahre alt, und alle verspürten den Wunsch bereits seit ihrer Kindheit.

Im Vergleich zu «normalen» Menschen fanden die Forschenden anfangs keine Unterschiede. Als sie aber die Hirnrinde genauer untersuchten, entdeckten sie, dass im Bereich des rechten Schläfenlappens die Oberflächenschicht dünner war, Volumen und Fläche waren reduziert. Die rechte Hirnseite ist für die linke Körperseite zuständig.

Noch länger keine Therapie

Die Arbeit ist laut USZ-Mitteilung die bisher umfassendste experimentelle Untersuchung zum Thema. Sie könnte dazu beitragen, dereinst Therapieansätze zu finden.

«In absehbarer Zeit» erwartet Brugger allerdings keine Therapie, wie er zur Nachrichtenagentur sda sagte. Als Nachfolgestudie befrage man Betroffene, die bereits eine Amputation haben vornehmen lassen nach ihrer Befindlichkeit, und ob sie weitere Amputationswünsche hätten.

Auch unter den Menschen mit Xenomelie gebe es «unterschiedliche Grade der Obsession», so Brugger. Auf die «Zwei-Feen-Frage» etwa (eine Fee nimmt den Wunsch weg, die andere das Bein), wähle nur ein Teil der Betroffenen den Wunsch.

Bisher ein Tabuthema

Möglicherweise können die Wissenschaftler auch dazu beitragen, das bisherige Tabuthema aus dem Dunkeln zu holen. Denn die meisten Betroffenen verheimlichten ihren Wunsch. Sogar den engsten Bezugspersonen verrieten sie ihn nicht.

Zu den Probanden kam Brugger via Internet. In den einschlägigen Chatrooms tummelten sich Hunderte. Drei der Probanden seien im Raum Zürich zuhause. Wie viele Menschen mit Xenomelie in der Schweiz lebten, sei unbekannt.

Die Studie, die in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift «Brain» veröffentlicht ist, wurde laut Brugger vor rund zwei Jahren durchgeführt. Von einem der damaligen Probanden wisse er, dass er die Amputation inzwischen habe machen lassen.

SDA/kpn