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Hinschied von Claus Biederstaedt Der Sonnyboy der Nachkriegszeit ist tot

Fast immer mit guter Laune: Claus Biederstaedt im Film mit  Sabine Bethmann im Film «Das Donkosakenlied aus dem Jahre 1956.

Claus Biederstaedt war das, was man früher einen Sonnyboy und einen Herzensbrecher nannte. Wenn er in Filmen wie «Drei Männer im Schnee» oder «Charleys Tante» auftrat, dann ging es ganz klar um die Liebe. Kein Wunder, war er doch dank seines Aussehens eine Art Idealbesetzung für die unverfänglichen Heimatfilme der Nachkriegszeit. Zudem hatte er ein fröhliches Lachen und vor allem eine einnehmende Stimme, die ihm sogar den Weg Richtung Hollywood ebnete, als Synchronsprecher von Weltstars wie Marlon Brando, Yves Montand und Paul Newman. Nun ist Biederstaedt tot. Mit 91 Jahren starb er am vergangenen Donnerstag bei München, wie sein Sohn am späten Sonntagabend bestätigte.

Geboren wurde Biederstaedt am 28. Juni 1928 im pommerschen Stargard. Seine Jugend war geprägt vom Zweiten Weltkrieg. Gegen Ende wurde der Gymnasiast sogar noch einberufen, mit 16 Jahren an die Ostfront. Nach dem Krieg verschlug es Biederstaedt nach Hamburg, wo er sein Abitur nachmachte und ein Medizinstudium begann. Lange hielt er nicht durch. Stattdessen fand er seine Berufung am Hamburger Schauspielhaus, wo er etwa an der Seite von Ruth Leuwerik in «Der Gläserne Storch» von Ernst Penzoldt spielte. Auch in Wiesbaden, München, Berlin, Köln und Frankfurt am Main stand er auf der Bühne.

Der erste Kuss für Romy Schneider

Seinen Durchbruch erlebte der Schauspieler allerdings beim Film. Sein Leinwanddebüt «Die grosse Versuchung» von 1951 brachte ihm sogar den Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsdarsteller ein. Aufregend auch die Dreharbeiten des Musikfilms «Feuerwerk». Seine Partnerin: Die 16 Jahre alte Romy Schneider. Sie bekam darin ihren ersten Kuss – von Biederstaedt, damals 26. «In einer Szene singe ich ein Lied und küsse sie auf den Mund – so wie es im Drehbuch steht», erzählte er mal dem «Stern». Ein verwirrender Moment für Schneider, die in ihre Garderobe lief und weinte, bis Biederstaedt sie schliesslich beruhigte. «Wir waren beide verknallt, haben geflirtet auf Teufel komm raus», erinnerte er sich. Aber: «Keine Bettgeschichten, höchstens ein Kuss auf die Wange. Na ja, und dann kam Alain Delon.»

In mehr als 60 Spielfilmen war Biederstaedt im Laufe seiner Karriere zu sehen. Doch irgendwann hatte er darauf nicht mehr so grosse Lust: «Da waren pro Film sieben Sänger beschäftigt, Roy Black, Rex Gildo oder Vivi Bach, und ich hatte gar keinen Text mehr zu sprechen», erklärte er mal der «Süddeutschen zeitung». Stattdessen ging er zum Fernsehen und wirkte in mehr als 200 TV-Produktionen mit, etwa in den Serien «Derrick», «Die Schwarzwaldklinik» oder «Der Alte».

Claus Biederstaedt vor fast neun Jahren bei einer Gala in München.

Später besann sich Biederstaedt zurück auf das Theater, auch weil er sich dort freier fühlte. «Da war ich nicht von Sendern und Quoten abhängig», hatte er mal in einem Interview erklärt. So stand er noch 2008 auf der Bühne und ging mit der Psychokomödie «Der Neurosen-Kavalier» auf eine Städtetour.

Später wurde es ruhig um den Schauspieler: Vor einigen Jahren wurde Zungenkrebs bei ihm diagnostiziert und er musste operiert werden. Dass er nicht mehr auf der Bühne stehen könne, empfinde er als grössten Verlust, sagte sein Sohn 2018 zum 90. Geburtstages seines Vaters. Stattdessen las Biederstaedt viel und hörte klassische Musik – und blickte gerne auf alte Zeiten zurück, wie er vor gut zwei Jahren der «Süddeutschen Zeitung» anvertraute: «Ich bin dankbar, dass ich die goldenen Zeiten miterleben durfte, als es noch grosse Theater und Kinos gab und die Rahmenbedingungen für Schauspieler so gut waren.»