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Corona-Massnahmendemos in ItalienDie Impfgegner fühlen sich diskriminiert

Für sie ist der «Green Pass», das italienische Covid-Zertifikat, eine Diskriminierung: Demonstrantinnen und Demonstranten in Rom (24. Juli 2021).

«Libertà, libertà!» – In Italien haben am Wochenende ungefähr 80’000 Menschen verteilt auf 81 Städte gegen den «Green Pass», den grünen Pass, und dessen Verwendung demonstriert. Und irgendwann ertönte überall die Losung: «Freiheit, Freiheit!». Die Aktion richtete sich gegen einen Beschluss der Regierung von Premier Mario Draghi.

Vom 6. August an werden viele soziale, kulturelle und sportliche Aktivitäten nur noch jenen zugänglich gemacht, die sich mit ihrem Covid-Zertifikat als geimpft, genesen oder frisch getestet ausweisen können. Alle anderen sollen nicht mehr in geschlossene Einrichtungen dürfen: in Restaurants, Theater, Kinos, Hallenbäder, Fitnessclubs, Museen. Und auch nicht in Spitäler zum Besuch von Verwandten, in Fussballstadien, zu grossen Open-Air-Konzerten.

Irreführende Slogans

Für das Protestvolk ist das eine Diskriminierung, oder wie es manche auf Spruchbänder schrieben: «Apartheid gegen Ungeimpfte». Natürlich ist der Begriff politisch unziemlich, und die Aussage des Slogans ist falsch. Die Regierung zwingt niemanden dazu, sich gegen Corona zu impfen – ausser das Personal im Gesundheitswesen und, womöglich, bald auch die Lehrer und Angestellten der Schulen.

Wer sich nicht impfen mag, kann sich alternativ ständig testen lassen. Doch auch diese zentrale Nuance geht in den lauten und oftmals aggressiven Demonstrationsmärschen unter. Manche trugen ein Hakenkreuz auf grünem Hintergrund mit sich herum, als wäre der «Green Pass» ein Instrument aus dem Inventar der Nazis. Man sah deshalb da und dort auch den gelben Davidstern: Im Volk der «No Pass» fühlen sich einige offenbar stigmatisiert. Es gab auch Fotomontagen, auf denen Draghi einen Schnauz trug wie Adolf Hitler.

Unheilvolle Allianz

Mobilisiert wurden die Demonstranten vornehmlich von zwei Gruppen, die ihre Theorien über Telegram und Facebook verbreiten: «No Paura Day» (Tag gegen die Angst) und «Basta Dittatura» (Schluss mit der Diktatur). Anhänger finden sie vornehmlich unter Negationisten der Pandemie und Impfgegnern, sogenannten «No Vax» unter Wählern der extremen Rechten und der extremen Linken, unter Tierschützern und Komplottisten.

Auf der römischen Piazza del Popolo zum Beispiel, wo sich etwa 3000 eingefunden hatten, rigoros ohne Abstandswahrung und ohne Schutzmasken, wurden die «Libertà, libertà!»-Chöre von Männern mit Megafon intoniert. Damit man sie auch erkannte, klebten sie den Namen ihrer Organisation auf die Stimmverstärker. Eine war «Forza Nuova» – so heisst eine ausserparlamentarische, deklariert neofaschistische Gruppe. Auch dabei waren die «Faschisten des 3. Jahrtausends», wie sich die Mitglieder der Partei Casa Pound nennen.

Auf einem Spruchband konnte man lesen: «Salvini und Meloni, was wartet ihr noch, kommt mit uns auf die Strasse.» Matteo Salvini, Chef der rechten Lega, und Giorgia Meloni, Chefin der postfaschistischen Fratelli d’Italia, werben mit ambivalenten Voten auch um die Wählerschaft der «No Vax», «No Mask» und «No Pass», ohne sie jedoch offen zu unterstützen.

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Wie gross diese Wählerschaft genau ist, weiss man nicht, es gibt nur Schätzungen: Etwa acht Prozent der italienischen Bevölkerung sind offenbar gegen das Impfen, weitere sieben Prozent hängen Verschwörungstheorien an. Bislang scheint die Bewegung kleiner zu sein als in Deutschland, Frankreich oder der Schweiz.

Eine grosse Mehrheit der Italiener hält nämlich den «Green Pass» für ein probates Mittel, um die neue Infektionswelle zu bekämpfen. Allein in den zwei Tagen nach Draghis Ankündigung zum grünen Pass haben 350’000 vor allem junge Menschen einen Impftermin gebucht – so viele wie noch nie.

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