Führt die Mimik von Börsianern vor: das Video "Mr. Odd Lots'" von Fabian Seiz.

Foto: Fabian Seiz/Galerie Layr

Wien - Es ist nicht so, dass man die "Handschrift" von Fabian Seiz gar nicht mehr wiedererkennt. Der 1975 geborene Künstler ist mit seinen experimentellen "Wunschmaschinen" bekannt geworden, mit denen er philosophischen Modellen oder auch wahrnehmungstechnischen Unmöglichkeiten einen Körper zu geben versucht. In seiner aktuellen Präsentation in der Galerie Emanuel Layr sieht man die zumeist aus Holz gebauten Skulpturen in einer etwas brüchigeren Form.

Unter dem Titel Leftovers & Potentials präsentiert Seiz auf einem Regal Überbleibsel früherer Arbeiten: kleine Modelle von Skulpturen, aber auch gefundene Holz- und Metallteile, einen Müllsack oder einen Badmintonschläger mit Knick. Er selbst nennt das Sammelsurium ein "subjektives Museum der eigenen künstlerischen Praxis", die im Erkennen der Potenziale von Überbleibseln auch etwas Ökonomisches hat.

Angesichts des aktuellen Finanzmarktgebarens hat sich Fabian Seiz diese Mal aber noch mit ganz anderen Formen des Wirtschaftens auseinandergesetzt: Gleich mehrere Arbeiten drehen sich etwa um die Figur des "Mr. Odd Lots", der in Börsenmaklerbüros die An- und Verkäufe kleiner Kunden studiert. Da diese erfahrungsgemäß zu etwa achtzig Prozent falschliegen, setzten professionelle Spekulanten auf andere Produkte, wodurch sich deren Chance auf Gewinn offenbar deutlich erhöht.

Fabian Seiz hat dem zynischen Phänomen in der Ausstellung gleich mehrere Arbeiten gewidmet: Odd Lots' set heißt etwa eine Fotografie, auf der er seine Porträtsammlung von nachdenklichen, aber auch strahlenden Börsianern im Atelier präsentiert. Es handelt sich dabei um Zeitungsausschnitte, die Seiz überdies durch den Kopierer gezogen und einem Schauspieler vorgelegt hat. Im Video Mr. Odd Lots' imitiert dieser nun deren Mimik und gibt der abstrakten Geldvermehrungsaktion in langen Einstellungen auch ein Gesicht. (Christa Benzer, DER STANDARD, 12.9.2013)